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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stuhl, mit dem Rücken zur Wand, sicher vor allen Überraschungen. Er erlebte, wie Graf Sepkinow mit großen Gesten Dr. Hergarten und Sybilla verabschiedete. Darüber, daß Sybilla mit in Hergartens Kabine ging, verlor keiner ein Wort.
    »An Bord scheint Krieg zu sein«, scherzte Sepkinow, als er die Matrosen und Stewards auf den Gängen sah. »Übt man jetzt auch noch, wie die ›Ozeanic‹ als Kriegsschiff aussehen würde?«
    »Es ist immer Krieg, Graf.« Sybilla schloß die Kabine 12 auf. »Kommen Sie noch zu einem Drink mit uns?«
    Sepkinow stutzte etwas, sah sich um und wechselte einen Blick mit Aitmanow, der vier Schritte hinter ihm stand. Stumm, stramm, eine rot livrierte Puppe mit Asiatenaugen. Dann nickte er erfreut.
    »Aber selbstverständlich! Ich weiß diese Ehre zu schätzen.«
    Er trat vor Hergarten und Sybilla in die Luxuskabine und sah sich fragend um, als sich die Tür schloß. Draußen stellte sich Shura neben der Tür auf, ein Wächter und Beschützer. Der Matrose auf seinem Stuhl winkte ihm zu.
    »Hau ab!« rief er. »Aber dalli, du Chines!«
    »Jop dwojemadj …«, rief Shura zurück.
    Man redete aneinander vorbei. Jeder blieb an seinem Platz.
    Sepkinow blieb eine halbe Stunde in Kabine 12. Er bekam drei Cocktails, die Sybilla selbst mixte, man unterhielt sich über New York, das Sepkinow gut kannte und Hergarten gar nicht. Dann ging er. Sybilla begleitete ihn zur Tür.
    »Sie sind gefährlich«, sagte Sepkinow leise auf russisch, ehe sie öffnete. »Gäbe es nicht den großen Unbekannten an Bord, wären wir keine Freunde.«
    »Wir doch, Graf.« Sybilla sah ihn forschend an. »Eine Frau besitzt ein feines Gefühl für echte Gesichter und Masken.«
    Sepkinow starrte sie wortlos an, beugte sich über ihre Hand und küßte sie. »Sie irren sich, Madame«, sagte er dann. »Niemand kennt Sepkinow.«
    »Aber ich hoffe, ihn noch vor New York kennenzulernen.«
    Aufrecht, ein Kavalier alter Schule, verließ Graf Sepkinow die Kabine 12.
    Shura Aitmanow folgte ihm wie eine aufgezogene Puppe.
    In der Wohnsuite Dr. Dahls lebten Lisa und er zusammen, als seien sie schon verheiratet. Nach dem Dinner und zwei Stunden Tanz im Alster-Club fuhren sie hinunter zum A-Deck. Lisa zog sich aus, brauste sich kalt ab und huschte dann ins Bett. Die Badekabine schloß sie ab, als sie sich brauste, denn sie mußte ja ihre Perücke abnehmen. Es war das letztemal, daß sie dieses Versteckspielen machte; sie hatte sich vorgenommen, in dieser Nacht dieses eine Geheimnis zu lüften. Dr. Dahl war noch einmal ins Hospital gefahren. Dort war alles in Ordnung. Heinz Niehoff schlief. Die Sache mit der Ananas hatte sich Dahl genau angehört. Nun nahm er die Reste hinaus in sein Labor und untersuchte sie. Es ist eigentlich idiotisch, dachte er, was ich mache. Graf Sepkinow … es gibt, das kann man glauben, kaum einen anständigeren Gentleman an Bord wie ihn. Mit Ausnahme vielleicht von Sir Surtess, dessen englischer Adel selbst in der Bewegung steckt, mit der er sich seine Pfeife anzündet.
    Er warf die Reste der Ananas weg und ermahnte die Matrosen, die Bewachung ernst zu nehmen und nicht zu schlafen. Dann ging er zurück in seine Kabine, duschte auch und warf einen Bademantel über. Lisa lag im Bett … das heißt, es war nicht Lisa, es war eine fremde Frau mit aschblonden Haaren, und Dr. Dahl wollte gerade rufen: »Wie kommen Sie hierher? Was machen sie hier?« als er Lisa erkannte und vor dem Bett ein Häufchen schwarzer, langer Haare liegen sah. Die Perücke.
    »Lisa …«, sagte er betroffen. »Das … das ist eine Überraschung. Du … du bist blond? Ich habe wahrhaftig gedacht, daß du …« Er hob die Perücke auf, zog sie über seine Faust und streichelte die langen Haare. »In diese Haare habe ich mich zuerst verliebt …«
    »Nur in sie?« Sie ergriff ihn am Bademantel und zog ihn aufs Bett. »Holger, ich muß dich etwas fragen, und das da« – sie zupfte an den Perückenhaaren – »das ist der Anfang einer ganzen Reihe: Vertraust du mir? Vertraust du mir blind?« Sie hob die Hand, als er etwas sagen wollte. »Nein! Frage nicht! Fragen sind schon Mißtrauen. Nimm es hin, was ich sage, ja? Und frage auch nicht: Muß es heute sein? Ja, es muß heute sein! Ich halte es einfach nicht mehr aus. Du siehst, ich bin blond. Das südländische Rassige war falsch an mir. Das war der Anfang.«
    »Und was kommt noch?« Dr. Dahl lachte. Er zog mit einem Ruck die Bettdecke weg. Nackt lag Lisa vor ihm. Er setzte sich auf das Bett und

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