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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war nicht auffällig. Sicherlich hatte die kleine Goltz arge Schmerzen. So ein verknackster Fuß tut weh.
    »Bringen Sie auf 107 gleich Frühstück«, sagte Dr. Dahl dienstlich knapp. »Kein Ei, dafür zwei Fruchtsäfte. Und Toast. In den Kabinen was Neues, Steward?«
    »Nichts, Herr Doktor.« Dr. Steward grinste. »Die Passagiere sind kerngesund. Manchmal zu gesund.«
    Er blinkerte den Schiffsarzt an. Dr. Dahl zuckte stumm mit den Schultern und fuhr hinunter zum Hospital, um nach Heinz Niehoff zu sehen.
    Als er den Vorraum betrat, sprangen beide Wachen auf.
    »Im Hospital keine besonderen Vorkommnisse!« schrie einer der Matrosen.
    Wenn ihr wüßtet, dachte Dr. Dahl, was hier auf dem Schiff alles geschehen ist. Diese Jungfernfahrt werde ich nie vergessen.
    Als gegen Mittag Dr. Dahl noch nicht wiedergekommen war, schob sich Margret aus dem Bett und zog sich an. Schwester Lotte war essen gegangen; das Personal aß früher als die Passagiere, um danach mehr Zeit für die Gäste zu haben. Ein Lunch dauerte immer lange. Vor 14 Uhr waren die Restaurants nie leer.
    An dem Stock, den Schwester Lotte mitgebracht hatte, humpelte Margret zum Lift und ließ sich hinauf zum Lido-Deck fahren. Dort sah sie, wie konnte es anders sein, Ulrich Renner an der Swimming-pool-Bar stehen und mit zwei Mädchen flirten. Das Erscheinen Margrets löste bei den beiden Italienern, die wieder um das Becken lagen, laute Rufe und Händeklatschen aus. Margret winkte ihnen mit dem Stock zu. Renner entschuldigte sich bei den Mädchen und kam auf Margret zu.
    »Was willst du?« fragte sie kampflustig. Ihre schönen blauen Augen waren zwei Schlitze geworden. »Laß deine Miezchen nicht warten!« Sie sah zurück zum Sonnendeck. Dort lehnte der Tennislehrer an der Reling und winkte ihr gleichfalls zu. Sie packte ihre langen Haare, teilte sie und winkte mit ihnen zurück wie mit zwei goldenen Fahnen. Es sah reizend aus. Die Italiener sprangen auf und formierten sich zum Angriff. Ein südliches Herz kann so etwas Schönes nicht einfach wahrnehmen, es muß erobern.
    »Du hast dich verwandelt«, knirschte Renner. »Wenn ich das gewußt hätte …«
    »Man weiß nie, was hinter einer fremden Tür ist, bevor man sie aufstößt.«
    »Du benimmst dich wie eine Nutte!«
    »Wozu du mich gemacht hast!« Margret ließ ihr Haar im Wind wehen, ihr Puppengesicht strahlte. Das Erlebnis mit Dr. Dahl war wie ein Geheimnis in ihr: die Nacht war vergangen, und es blieb nichts in ihr als eine süße Schwere. Das verwirrte sie etwas. Sie hatte sich eine Erfüllung anders vorgestellt. Das Erlebnis mit Ulrich Renner erzeugte nur Haß in ihr. Nie vergaß sie das einsame Aufwachen am nächsten Morgen, die würgende Übelkeit, die Reue, das Bewußtsein, Frau zu sein und schon verlassen. Bis an das Ende ihrer Tage würde dies in ihr sitzen wie ein Giftstachel. So werden Komplexe geboren, die nie mehr heilbar sind.
    »Was kostet eigentlich ein Mann«, fragte sie hochmütig, nur um Renner zu ärgern.
    »Wieso?«
    »Ihr kauft euch doch die Frauen, die euch gefallen, nicht wahr? Von zwanzig Mark bis zweitausend ist euch nichts zu teuer!« Sie hielt den Kopf etwas schief und musterte Renner, als sei er ein zum Verkauf hingestellter Gaul. »Was kostest zum Beispiel du? Wieviel muß ich bezahlen für eine Nacht?«
    Vor Ulrich Renner explodierte die Sonne. Er kam aus der Fassung, hob die Hand und schlug Margret mitten ins Gesicht. Dann drehte er sich um und lief davon. Die Italiener, die ihn festhalten wollten, boxte er beidhändig vor die Brust.
    Margret hatte den Schlag stumm und starr ertragen. Ohne Erregung drehte sie sich um und humpelte zur Treppe zum Sonnendeck. Dort rannte ihr der Tennistrainer entgegen und half ihr hinauf.
    »So ein Flegel!« knirschte er. »So ein Lümmel! Eine Frau schlagen! Ich würde ihn anzeigen, gnädiges Fräulein. Beim Kapitän. Er leitet das weiter an die Polizei. Das war tätliche Beleidigung.«
    »Was habe ich von einer Bestrafung?« Margret setzte sich auf die weiße Bank neben dem Tennisplatz. Sie lehnte sich zurück, ihre Brüste spannten die enge Bluse. Die langen Beine, davon eins in Gips, streckte sie vor. Der Rock bedeckte kaum die Schenkel. »Man sollte ihm ein blaues Auge schlagen; was halten Sie davon?« Sie sah zu dem Trainer hoch, der sie mit hungrigen Augen musterte. »Es müßte ein Mann da sein, ein richtiger Mann, der die Ehre eines Mädchens verteidigen kann. Früher gab es Ritter – gibt es sie heute auch noch?« Sie lächelte

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