Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
Vom Netzwerk:
für Widersprüche: Mike betrat den Gemeinschaftsraum, wenige Augenblicke später folgte ein keuchender Darian.
    »Wisst ihr, was Darian heut geschafft hat?«, bewarb Mike seinen Kumpel und gab Sina einen Kuss zur Begrüßung. Wir sahen ihn fragend an, aber es war offensichtlich, dass er auch ohne unser Zutun fortfahren würde. Noch ehe der immer noch schwer atmende Darian seine Hand zu einem Einspruch erheben konnte, prahlte Mike: »Er konnte die alte Eule oben auf dem Dachboden dazu überreden, sich die Federn auszurupfen.« Mike klopfte Darian anerkennend auf die Schulter. Ich wusste nicht weshalb, aber er schien stolz auf Darian zu sein.
    Dieser fand die Sache nicht annähernd so amüsant, denn er lächelte mich verlegen an und hob gleichzeitig entschuldigend die Schultern.
    »Ich sagte doch, du sollst auf mich warten«, er sah kurz zu Mike. Wieder mir zugewandt, entdeckte ich eine nie dagewesene Schüchternheit in seinem Blick.
    »Das war so nicht meine Absicht. Sie hält mich jetzt sicherlich für einen bescheuerten Teenie, der Tiere misshandelt«, las ich aus seinen Gedanken. Ihn interessierte, was ich von ihm hielt? Ich musterte ihn aufmerksam und fand, dass er in diesen drei Monaten hier gereift war. Er sah jetzt besser aus als Orlando und Colin zusammen. Einfach nur heiß. Wieso war mir das bisher nicht aufgefallen?
    Weil du dich viel zu sehr auf das Lernen konzentrierst und dabei den Spaß völlig außer Acht lässt , antwortete mir mein inneres Ich, das anscheinend vergnügungsbereiter war.
    Aber daran könnte ich vielleicht etwas ändern.
    Der Abend, oder besser gesagt der frühe Morgen, verlief richtig gut. Darian bat mich, ihn in den Garten zu begleiten, um frische Luft zu schnappen. Wir zogen auf dem traumhaften weißen Kies unsere Kreise und amüsierten uns bei den Gesprächen prächtig, als eine weiße Eule auf uns zugeflogen kam. Sie sah verheerend aus, glich eher einem gerupften Huhn, das der Köchin entwischt war. Ihre Federn standen in alle Richtungen, sie konnte noch nicht einmal mehr richtig gleiten, sondern musste gegen Turbulenzen ankämpfen. Sie erinnerte mich sofort an die Eule der Weasleys.
    Ich konnte ein Grinsen nicht verhindern. Darian sah mich wieder verlegen an und senkte seinen Blick. »Ich wollte sie eigentlich um etwas anderes bitten. Sie hat mich falsch verstanden. Die Sprache der Eulen ist sehr kompliziert, viel schwerer als die der Hunde oder Katzen, mit denen ich sehr gut klar komme. Bei Eulen hört sich fast jedes »Wort« gleich an. Die Intonation und die Tonlage sind hier entscheidend. Ähnlich der chinesischen Sprache, wie ich mir habe erklären lassen. Eigentlich wollte ich mit ihr üben und sie bitten, mir einen Gefallen zu tun. Sie sollte dir auf mein Zurufen das hier geben.«
    Er übergab mir ein weißes Nylonband, das denen glich, die zur Dekoration der Tische im Gemeinschaftsraum benutzt wurden. Ich schmolz dennoch innerlich dahin. Nicht wegen dem gestohlenen Tischschmuck, sondern der Tatsache, dass wir erst heute im Unterricht davon gehört hatten, wie der damalige Bruder, der Zeus genannt wurde, seine Angebetete Hera umwarb. Es hieß, dass er ebenso die Sprache der Tiere sprach, denn er hatte eine weiße Taube darauf abgerichtet, Hera ein weißes Band zu bringen. Als Zeichen seiner tiefsten Verbundenheit nahm er jedoch nicht wahllos irgendein Band. Es war ein Stück Stoff der Kleidung seines Einführungsrituals gewesen und noch immer von hochgradiger Magie getränkt. Macht, für die andere Morde begangen hätten.
    Hera war ihm sofort verfallen und den Rest der Geschichte kannten wir ja alle.
    Vor diesem neuen Hintergrund schmolzen meine Prinzipien dahin. War diese Geste nicht süß von Darian? Ich hatte ihn bis dahin kaum beachtet, aber je länger ich in dieses bildhübsche Gesicht mit diesem liebevollen Ausdruck sah, desto mehr Sehnsucht wuchs in mir. Sehnsucht nach etwas, das mir bisher nicht untergekommen war. Ich wünschte mir so sehr seine Nähe, dass es schon fast wehtat. Er stand keinen halben Meter von mir entfernt und doch fühlte ich jeden Zentimeter Zwischenraum schmerzlich. Ich wünschte, er würde die Distanz überwinden, mich berühren, in den Arm nehmen oder vielleicht sogar küssen?
    Während ich so vor mich hinträumte, schnappte sich Darian meine Hand und zog mich mit sich. »Komm mit. Ich muss dir etwas zeigen«, sagte er kurzentschlossen, während er mit mir losrannte. In einer Ecke des Gartens, an dem es der Buchsbaumhecke erlaubt war, zu

Weitere Kostenlose Bücher