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Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
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vorderen Rand der Bühne, blickte kurz über unsere Tische und rief mit ihrer voluminösen Stimme: »Seid gegrüßt, Kinder des Mondes. Ich freue mich, in diesem Jahr unseren Mond bei der Wahl des Debütanten unterstützen zu können. Wie ihr sicherlich wisst, stelle ich jedoch nur die Räumlichkeiten zur Verfügung. Unser Herrgott selbst wird sich eurer annehmen und seine Wahl mitteilen.«
    Ein Staunen ging durch die Reihen.
    »Möge die Wahl beginnen!«
    Ein erneutes kurzes Knistern brachte sämtliche Kerzen zum Erlöschen. Voller Spannung erwartete ich, was als nächstes passieren würde. Die Mondskulptur an der Decke begann zu leuchten, wie es auch bei unserer Wiedergeburt der Fall gewesen war. Langsam, sich gemächlich um die eigene Achse drehend, schwebte er in Richtung Bühne. Die Anspannung im Raum stieg unaufhörlich an.
    Als die Skulptur über der Stelle eintraf, auf der kurz zuvor noch Aurelia gestanden hatte, begann sie, immer schneller zu rotieren, leuchtete dabei heller und heller, bis der komplette Saal von einem gleißenden Licht erfüllt war und ich glaubte, ich könnte durch die Außenhülle des Mondes sehen. Wie eine Medaille, die sich schnell um die eigene Achse drehte und dabei die Bilder von beiden Seiten vereinte.
    Ich war wie verzaubert von dem Anblick und fragte mich, was der Mond denn offenbaren würde. In seiner Mitte zog sich schwarzer Rauch zusammen, der sich dann zu Worten formte. Anfangs konnte ich schwer entziffern, was dort geschrieben stand. Doch die Worte wurden klarer und klarer. Seufzer gingen durch die Reihen, als die Nichterwählten ihre Enttäuschung nicht verbergen konnten.
    Zwei Namen wurden preisgegeben. Der des Debütanten und seines Stellvertreters, dem Sekundanten. Ich blinzelte mehrmals, ehe ich meinen Augen trauen konnte. Mein Name stand in großen schwarzen Buchstaben inmitten der Skulptur unseres Gottes. Direkt darunter, in kleineren Lettern stand der von Elric.
    Dieser blickte mehr als nur enttäuscht auf seinen Namen. Seinen Gedanken konnte ich entnehmen, dass sein Wahlsieg schon so gut wie sicher gewesen war. Er sammelte sich aber sehr schnell und reichte mir seine Hand.
    »Was für ein erfolgreicher Tisch«, gratulierte er mir und wohl auch sich selbst.
    »Da hast du wohl recht«, antwortete Darian, nahm mich fest in den Arm, drückte mir einen dicken Kuss auf die Wange und fuhr nur für meine Ohren bestimmt fort: »Ich wusste, dass du gewinnen wirst.«
    Seine Sicherheit hatte ich nie gehabt. Ich hatte es mir so sehr gewünscht, aber als wir unseren Musterneuling kennengelernt hatten, hätte ich alles darauf verwettet, dass Elric das Rennen macht.
    Er war ja nicht grundlos mit so vielen Gaben beschenkt worden. Unser Gott musste einen Plan für ihn gehabt haben. War das tatsächlich die Bestimmung zum Sekundanten?
    In einem kurzen Knall verschwand der Mond in einigen Rauchschwaden. Noch ehe ich überlegen konnte, wohin er wohl gegangen war, trat Aurelia auf die Bühne.
    »Unser Gott hat entschieden. Victoria, Abgesandte der Gemeinschaft aus Ulm und Elric, Abgesandter aus Berlin, kommt bitte zu mir.«
    Wir folgten der Anweisung und traten beide an die Seite von Aurelia. Nach einer kurzen Umarmung griff sie nach meinem Anhänger der Mondsteinkette und umschloss ihn mit ihrer Hand. Hoch konzentriert, murmelte sie etwas Unverständliches, ehe sie meine Kette wieder losließ.
    Ich war so neugierig darauf, was sie getan hatte, konnte aber ohne Spiegel nicht erkennen, ob sich die Kette verändert hatte. Anschließend trat sie zu Elric und wiederholte die Prozedur. Im Inneren von Aurelias Faust begann es zu leuchten. Als sie ihre Hand öffnete und die Kette los ließ, konnte ich sehen, dass sich die Einfassung des Mondsteines verändert hatte. Bisher war sie sehr einfach gestaltet gewesen, ein stecknadelkopfgroßer silberner Punkt am unteren Ende des Steines und eine kleine, schnörkellose Öse, durch die die Kette gefädelt worden war. Nun aber war Elrics Mondstein von silbernen Fäden umrahmt. Es sah fantastisch aus. Nie hätte ich vermutet, dass solch zarte, spinnennetzartige Fäden den Stein halten hätten können. Der Stein selbst erschien mir auch etwas größer, was aber durchaus an einer optischen Täuschung liegen konnte. Bisher dachte ich immer, die Kette erhielt man als eine Art Mitgliedschaftszeichen, ein Erkennungsmerkmal. Malte hatte bei der Wiedergeburt zwar erwähnt, dass sie Macht bergen würde, was ich aber verdrängt hatte. Bisher konnte ich nicht

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