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Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
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nach.

Eifersucht
     
    Darian
     
    Nun war es also raus. Unser selbsternannter Wächter des Lichts durfte mit auf die Reise. Schlimmer noch. Er und ich mussten gemeinsam den Flieger nehmen. Mit den anderen Wenigen, die keinen Portationsschlüssel besaßen.
    Aber noch hatte ich ein klein wenig Zeit mit Victoria. Auch wenn diese eigentlich nur zum Packen ausreichte. Bevor wir hier überstürzt aus London abreisen sollten, wollten wir noch einmal den wunderschönen Garten sehen. Wir gaben Aurelia Bescheid, aber sie wollte uns nicht allein gehen lassen. Sie bestand darauf, dass uns Mars und Lenja begleiten würden. Wir fügten uns der Anordnung. Die beiden Elfen verhielten sich wie unsere Schatten. Als wir uns in »unseren« Pavillon setzten, postierten sie sich davor.
    Vic schmiegte sich sofort eng an mich. Ich schlug den linken Arm um sie und legte ihre Hand in meine rechte. Ich streichelte ein paar Mal über ihre zarten Finger und überlegte, wie ich es am besten formulieren konnte, kam aber auf keine allzu gute Idee. »Wie bin ich gestorben?«, platzte mir die Frage dann heraus, die mir seit Vics Portationsrückkehr nicht mehr aus dem Kopf ging. Bisher hatten wir nur leider keine Möglichkeit gehabt, darüber zu reden.
    »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Ich bin lediglich in die Trauerfeier geplatzt. Alle haben nur geheult und den Sarg angestarrt. Keiner hat etwas gesagt.« Sie machte eine kurze Pause. »Und du hast doch gehört, was Aurelia gesagt hat: Es ist eine mögliche Zukunft. Aber wenn du möchtest, kann ich sie bitten, mit mir noch einmal dorthin zu gehen – oder es mir zu erklären, damit ich es auch allein schaffe. Wenn ich irgendwie in der Lage bin, dir zu helfen, werde ich es natürlich tun!« Voller Inbrunst kamen diese letzten Worte über ihre Lippen.
    Sie hörte sich verändert an. Anders als letzten Monat oder letzte Woche. Sie klang stärker und mächtiger. Selbstbewusster. Aber sie war schließlich auch aufgestiegen. Meine Freundin war eine der zukünftigen Weißen. Das hatte Aurelia doch gesagt, oder? Dass sie eine zukünftige Prophetin war. Diese werden in den Kreis der Weißen berufen, um die jährlichen Neugeburten zu bestimmen, die mit dem heiligen Wasser berührt werden sollten. Später bestimmten sie den Zeitpunkt der Wiedergeburt und des Rufes. Die Weißen haben die Macht über das gesamte Leben der Kinder des Mondes. Diesen Gedanken, aufgeblitzt in meiner Kammer, verschloss ich aber sofort sorgfältig darin. Vic sollte sich um das hier und jetzt kümmern, nicht was irgendwann einmal passieren sollte. Einer solchen Verantwortung war sie noch nicht gewachsen. Und den Konsequenzen dieses »Jobs«.
    »… Darian, Darian! Ist alles okay mit dir?« Vic musste mich bereits mehrmals gerufen haben, ehe ich mich aus meinen Gedanken winden konnte. »An was denkst du? Ich kann trotz Berührung absolut nichts erkennen!« Sie sah mich mit ihren dunkelbraunen Augen fragend an.
    »Nichts. Ich war gerade nur mit einer Erinnerung beschäftigt. Einer dunklen Erinnerung an meine Großmutter. Sie war meine erste Bezugsperson und wurde bei einem Zirkeltreffen von Jägern getötet.« Es schmerzte, sie so anzulügen. Aber war es nicht zu ihrem eigenen Schutz?
    Ihr Blick änderte sich von fragend über sorgenvoll zu tiefem Mitleid empfindend. Die Gefühle waren echt, ich konnte es spüren.
    »Es tut mir so leid.« Sie umarmte mich tröstend. »Die ganze Sache hier muss dich ja ständig daran erinnern. Und nun haben wir vor, den Rest deiner Familie sowie deine Freunde ebenso zu behandeln.« Sie atmete rasch ein, ihr Ausdruck änderte sich zu empört, von Zweifeln begleitet. »Das können wir nicht tun! Wie konnten wir überhaupt an so etwas denken? Gute Eltern oder nicht, es ist deine Familie. Wir können sie doch nicht alle töten!« Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie so ihre Gedanken vertreiben.
    »Nennst du das etwa Familie?« Ich berührte mit meiner linken Hand die Stelle mit der schwarzen Feder auf ihrer Wange und mit meiner rechten Hand mein eigenes Brandmal. »Du magst es vielleicht nicht sehen können. Aber ich werde jedes Mal, wenn ich dich ansehe, an die Grausamkeit und Kaltherzigkeit meines Vaters erinnert. Er will meinen Tod – egal durch wen. Wieso sollte ich ihm dies nicht vergelten? Er hat mich so lange mit falschen Mitteln bei sich gehalten. Rückblickend sehe ich, dass ich es gespürt, aber ignoriert habe. Er hat mich manipuliert und meine Mutter stand tatenlos dabei. Ich fühle mich

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