Schwarzer Rauch
vorstellen. Ich bin Marlene Rothschild, Elrics Mutter. Das hier ist mein Mann Tizian und das meine Schwester Katharina. Wie du dir sicher vorstellen kannst, machen wir uns große Sorgen um Elric.« Sie sah mir beinahe flehend in die Augen. Darin lag der enorme Schmerz einer Mutter, die nichts gegen das Leiden ihres Kindes unternehmen konnte.
»Guten Tag Frau Rothschild, Herr Rothschild«, ich nickte den beiden respektvoll zu. Schließlich brachte es keinen Vorteil, die Situation durch Unhöflichkeit noch weiter eskalieren zu lassen. »Wie sie sicherlich bereits wissen, war ich auf der Lunar-Ebene, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Ich wurde jedoch in eine längst vergangene Zeit geführt und sah einen Teil Ihrer Familiengeschichte. Ich habe den Kampf gegen die Keren gesehen. Unter den Kriegern war ein Mann, der Elric wie aus dem Gesicht geschnitten war.«
Elrics Vater nickte. Er wusste vermutlich, um wen es sich handelte. Jemand, der so viel Wert auf seine Herkunft legte, kannte sicherlich den gesamten Stammbaum auswendig.
Daher fuhr ich fort: »Nachdem der Kampf entschieden war, ist mir eine Frau erschienen und hat mich angesprochen.« Meine Zuhörer konnten ihre Ungläubigkeit nicht verbergen. »Sie stellte sich als Diana vor. Diana, Gemahlin des Mondes.« Mein Publikum war sprachlos vor Erstaunen. Ich konnte die vielen Fragen lediglich in ihren Köpfen lesen. Keiner traute sich, meine Geschichte auch nur mit einem lauten Atemzug zu unterbrechen. Die Spannung im Raum war greifbar. »Diana prophezeite, dass in naher Zukunft erneut jemand die Keren heraufbeschwören würde und erklärte mir, wie man gegen sie ankämpfen kann. Dann erwähnte sie etwas, was mir bisher nicht in den Sinn gekommen war: Elric war von seiner Wiedergeburt an dafür bestimmt gewesen, bei diesem Kampf an meiner Seite zu stehen. Eine Reihe von Zufällen hat dazu geführt, dass Darian hier«, ich nahm Darians Hand und zog ihn an meine Seite, »dem für ihn gesponnenen Schicksal entkommen war und nun an Elrics Stelle diesen Kampf mit mir anführen wird. Aus diesem Grund wurde Darian heute Nacht mit einer Erweiterung bedacht. Diana hat jedoch nicht erwähnt, dass Elric auf irgendeine Weise bestraft oder verflucht werden sollte. Daher kann ich Ihnen allen auch nicht genau erklären, was mit ihm geschehen ist.«
Elrics Tante kam als erste wieder zu Wort: »Daher habe ich auch weiße Magie gespürt! Die junge Dame muss die Wahrheit sagen, so unglaublich es klingen mag.«
»Sicher sagt sie die Wahrheit. Andernfalls würde ich mich nie an diesem Unterfangen beteiligen.« Sofia trat durch die Tür in die Lobby. »Sie hatte von Beginn an eine besondere Beziehung zu unserem Gott. Und ich bin mir sicher: dieses Mädchen wird Geschichte schreiben.«
Alle verneigten sich respektvoll vor Sofia. Sie war ein hoch angesehenes Ratsmitglied. »Wenn euch denn meine Meinung zu den heutigen Geschehnissen interessiert … Ich vermute, unser Gott hat Elric diese unerwiderte Liebe aus der Seele gelöscht. Das geschah mit Sicherheit nicht aus Bosheit, sondern um Elric eine glückliche Zukunft zu ermöglichen. Die Wunden einer Liebe, die vor so langer Zeit gesät wurde, sind schwer zu heilen. Selbst für dich, Katharina, wäre dies nicht zu schaffen. Ihr solltet euch also alle für Elric freuen, anstatt einen Schuldigen zu suchen.« Sofias Stimme war wie immer so bestimmend und einschüchternd, dass keiner einen Widerspruch wagte. »Ihr könnt euch nicht annähernd vorstellen, wie die Geschehnisse der letzten Tage und die noch vor uns stehenden Entscheidungen unser aller Zukunft beeinflussen werden.« Sie holte tief Luft und gab allen Zeit, sich zu fassen.
Nach sich endlos dahinziehenden Minuten unterbrach Aurelia die Stille: »Sofern Sie denn noch Fragen haben, können Sie diese gerne später stellen. Nun sollten wir zusammen die geplante Taktik durchsprechen, damit wir die wenig verbleibende Zeit mit einem sinnvollen und effektiven Training nutzen können. Mars hier leitet den taktischen Teil unserer Mission.«
Der Elf nickte höflich und bat dann: »Wie ich gehört habe, haben Sie Zugang zu den Trainingsräumen der Elfen. Um diese effektiv zu nutzen, habe ich bereits einen Plan erstellt. Gerne können Sie sich anhand ihrer Talente in die Gruppen einordnen, damit wir unsere Neulinge und bisherigen Pazifisten gemeinsam trainieren können.«
Mindestens eine halbe Stunde verging mit taktischem Blabla. Ich hörte kaum mehr zu. Zu erschöpft war ich von der
Weitere Kostenlose Bücher