Schwarzer Rauch
Vision und dem Chaos, das hier anschließend ausgebrochen war. Sofias Erklärung war weise und logisch. Selbst Elric und auch seine Familie verstanden nun, was passiert war. Dass er mit dem Verlust seiner Liebe eine Art Zukunftssegen von unserem Mond erhalten hatte, stand außer Frage und beruhigte die erhitzten Gemüter. Wäre unser Gott gemein und nachtragend, hätte er Elric auf immer und ewig mit diesen Gefühlen leben lassen, ohne sich um sein Wohl zu sorgen. Dies alleine gab Elric Hoffnung auf die Zukunft und die nötige Stärke, die dunkle Seite in sich zu bekämpfen, wann immer sie sich ihm zeigen sollte.
Niemandsland
Am frühen Morgen begannen wir mit dem Training. Meine Sparringspartner waren Sofia und Aurelia. Gemeinsam betraten wir den abgeschiedenen Teil des Niemandslandes, einer Parzelle, wie ich belehrt wurde. Es sah eigentlich nicht anders aus als in der realen Welt. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte. Endlose Regalreihen voller Waffen vielleicht. Auch eine Art Kampfarena mischte sich unter meine Vorstellungen des Trainingsbereiches.
Wir standen hier einfach auf einer Wiese an einem Waldrand, ganz ähnlich der, die hinter dem Schloss lag. Ohne Vorbereitung warf Aurelia einen Fluch auf mich, der mich zusammenzucken ließ. Ich konnte den Schmerz erahnen, der mit diesem Angriff verbunden war, spürte ihn jedoch nicht real. Ich war mir sicher, hätte mich der Zauber außerhalb der Parzelle getroffen, wäre ich so schnell nicht wieder auf die Beine gekommen.
Aurelia erklärte mir ganz genau, wie sie den Zauber gesprochen oder vielmehr erdacht hatte und ich sollte es ebenfalls versuchen. Nachdem der erste Versuch gründlich misslang, warf ich den nächsten Fluch mit so viel Inbrunst, dass es Aurelia zu Boden warf. Sofia war schockiert von so viel Macht, dass sie - hoffentlich ironisch gemeint - sagte, sie würde von nun an nicht mehr als mein Trainingspartner zur Verfügung stehen.
Wir übten den ganzen Vormittag. Ich lernte die unterschiedlichsten Bänne und Flüche kennen und versuchte, sie mir einzuprägen.
Am Nachmittag gingen wir zur Verteidigung über. Wie ich am eigenen Leib erfahren musste, war das Abschirmen gegen Zauber wesentlich schwieriger als jemanden anzugreifen.
Zuerst attackierte mich Aurelia nur mit einem leichten Fluch. Ich sollte mich darauf konzentrieren, eine Hülle um meinen Körper zu errichten. Mein Schutz hatte jedoch die Haltbarkeit einer Seifenblase. Schon beim geringsten Widerstand zerplatzte sie. Als ich mich endlich gegen den kleinen Angriff von Aurelia verteidigen konnte, legte sie mit immer neuen Attacken nach.
Für beinahe jeden Fluch und jeden Bann gab es einen speziellen Schutzzauber, der den Gegner in jedem Fall abwehren konnte. Da es aber ständig neue Flüche und Angriffszauber gab, musste ich auch in der Grundverteidigung ausgebildet werden. Diese allgemeinen Schutzblasen benötigten sehr viel mehr mentale Kraft, da sie sich auch bei den verschiedensten Angriffen nicht auflösen sollten.
Als wir unser heutiges Training beendet hatten, brach ich beinahe vor Erschöpfung zusammen.
Auch wenn wir nicht schlafen mussten, sehnte ich mich nach meinem Bett. Einfach nur, um den Tag zu verarbeiten und meinen Körper ruhen zu lassen, damit er - so hoffte ich zumindest - neue Kraft schöpfen konnte.
Als wir das Niemandsland verließen, wartete Darian schon ungeduldig auf mich. Er bombardierte mich geistig mit so vielen Fragen, dass ich nur kopfschüttelnd auf ihn zulief. Er verstand mich auch ohne Worte, verbarg seine Gedanken sofort und nahm mich einfach nur in die Arme.
Wir gingen gemeinsam auf unser Zimmer. Ich war so erschöpft, dass ich mich teilweise auf ihn stützen musste. Er verstärkte sofort seinen Griff um mich und brachte mich sicher zu unserem Bett.
Als ich meinen Augen einen kurzen Moment Pause gegönnt hatte, blickte ich nach mehrmaligem Blinzeln in Darians Gesicht.
»Na, Dornröschen, wieder unter den Lebenden?«
Ich setzte mich abrupt auf und wusste in den ersten Sekunden gar nicht, wo ich mich befand. Die Erinnerung holte mich jedoch sofort wieder ein.
»Bin ich etwa kurz eingenickt?« Ich war mir wirklich nicht sicher.
»Kurz? Du hast geschlafen wie ein Stein! Fast drei Stunden lang. Die letzte Stunde scheinst du dich aber besonders gut erholt zu haben.« Darian deutete auf das große Fenster, durch das der Mond zu uns hereinschien. Er strahlte direkt auf unser Bett. Ich konnte die Verbindung beinahe spüren. Deshalb fühlte ich mich
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