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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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hysterisch. »Ein Einbrecher … nein, ich glaube, er ist tot … Ja, der Mörder ist noch hier! Unser Sicherheitsdienst hat ihn gestellt. Kommen Sie schnell!«
    Die Wahrheit traf Lennard mit der Wucht eines Fausthiebs. Neue Schmerzen flammten in ihm auf, als habe er tatsächlich einen Schlag in den Magen bekommen. Ihm wurde übel.
    Die Fakten fielen zu einem Bild zusammen wie die Scherben eines zerbrechenden Spiegels in einem rückwärts laufenden Film. Kein schönes Bild.
    »Du … du hast das alles von Anfang an geplant … hast mich nur benutzt …« Lennard sprach mehr zu sich selbst als zu ihr. Der Gedanke war so ungeheuerlich, so grauenhaft, dass er kaum in seinen Kopf passte.
    »Es tut mir leid«, sagte Eva und zeigte ihr trauriges, bittersüßes Lächeln. »Ich habe das so nicht gewollt. Du hättest es einfach tun sollen, so wie damals, als du den Kinderschänder abgeknallt hast. Dann würdest du dich jetzt besser fühlen!«
    |386| Sein Blick fiel auf die Tarotkarte neben der Tür. Er machte einen Schritt darauf zu.
    »Keine Bewegung, hab ich gesagt!«, rief Pawlow.
    Lennard ignorierte ihn. Er biss sich auf die Lippen, um ein Stöhnen zu unterdrücken, als er sich bückte, um die Karte aufzuheben. Langsam richtete er sich wieder auf und betrachtete sie genauer. Ein Mann und eine Frau neben einem Apfelbaum, um den sich eine Schlange wand.
    Eva.
    Beinahe hätte er laut aufgelacht, doch die Schmerzen und das Entsetzen über die eigene Dummheit vertrieben jeden Galgenhumor. Er hätte mit Fabienne glücklich werden können. Doch er hatte sich in die Falle locken lassen wie ein Idiot. »Der Überwachungsauftrag stammte von dir, nicht wahr? Du wolltest, dass ich dich und deinen Lakaien hier beobachte!«
    Pawlow zuckte zusammen und hielt seine Waffe noch ein bisschen näher an Lennards Schläfe. Sein Gesicht war zu einer Fratze der Wut verzerrt. Lennard kümmerte sich nicht darum. Wenn Pawlow jetzt abdrückte, würde er Evas Plan zunichtemachen. Ein Kopfschuss aus nächster Nähe sah kaum wie Notwehr aus.
    Eva lächelte süßlich. »Ich dachte, es macht dir Spaß, mich zu beobachten. Das hast du doch auch früher schon gern gemacht.«
    Lennard fragte sich, wie er diese eiskalte Furie jemals für zart, zerbrechlich und schutzbedürftig hatte halten können. »Wie bist du auf die Idee gekommen? Der Artikel in der
Rasant
, nicht wahr?«
    »Du hast mir leidgetan«, sagte sie. »Ich konnte nachvollziehen, welcher Zorn in dir brennen muss.«
    »Und dann hast du meinen Namen gegoogelt und die alten Artikel gefunden. Du wusstest, dass ich nicht nur wütend sein würde, wenn ich dem vermeintlichen Mörder |387| meines Sohnes gegenüberstünde. Du warst sicher, ich würde handeln. So wie damals.«
    Eva warf einen verächtlichen Blick auf ihren toten Mann. »Du hättest es tun sollen. Glaub mir, das Schwein hat es verdient!«
    »Mag sein. Aber er hatte nichts mit dem Anschlag auf Karlsruhe zu tun. Die Liste mit den Decknamen hat niemals existiert, ebenso wenig wie die Belege für Finanztransaktionen kurz vor dem Anschlag, mit denen dein Mann sich angeblich bereichert hatte. Wahrscheinlich kennst du nicht mal den Code des Tresors.« Er lachte humorlos. »Dein eigener Mann hat dir nicht vertraut. Er kannte dich wohl zu gut!«
    »Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Die Polizei wird dir ohnehin nicht glauben. Du hast nicht den geringsten Beweis für deine Verschwörungstheorie!«
    Es stimmte. Wie er es auch drehte und wendete, er war geliefert. Es wäre der perfekte Mord gewesen – die Dummheit und blinde Wut eines anderen Menschen ausnutzen, ihn dazu bringen, die Drecksarbeit für einen zu machen. Und das, ohne den geringsten Beweis zu hinterlassen. Doch Eva war clever genug, sich nicht darauf zu verlassen, dass Lennard tatsächlich nach ihrem Plan handeln würde. Sie hatte ihn in eine Situation manövriert, in der er so oder so der Sündenbock war, ob er es nun getan hatte oder nicht.
    Sie hatte recht: Hätte er Benz tatsächlich erschossen, dann hätte er jetzt in seiner Selbstgerechtigkeit und Arroganz geglaubt, eine zwar illegale, aber dennoch gute Tat vollbracht zu haben. Er hätte sicher ein schlechtes Gewissen dabei gehabt, aber er hätte sich besser gefühlt als jetzt. Und vermutlich wäre er sogar ungeschoren davongekommen – Eva hätte dafür gesorgt, dass ihm die Polizei nicht zu schnell auf die Schliche kam. Sie hätte schließlich kaum ein |388| Interesse daran gehabt, dass die Kriminalbeamten Lennards

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