Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
weißes Kleid:
Suchen Sie das Weiß,
hatte Propp gesagt …
    »Warum haben Sie gelogen?«
    »Natürlich weil das
jemand
von mir wollte«, sagte Marchand und schlug die Augen nieder. »Fragen Sie mich nicht, was das für einen Unterschied macht, ich habe keine Ahnung. Der Chef wollte nicht, dass es bekannt wird.«
    »Einen großen Unterschied«, antwortete Servaz schon im Gehen.
     
    Espérandieu hatte gerade seinen Rechner ausgeschaltet, als das Telefon läutete. Er seufzte, sah auf die Uhr – 22 : 40  Uhr – und hob ab. Er richtete sich unmerklich auf, als er die Stimme von Luc Damblin erkannte, seiner Kontaktperson bei Interpol. Seit seiner Rückkehr nach Toulouse hatte er auf diesen Anruf gewartet, und allmählich hatte er schon die Hoffnung aufgegeben.
    »Du hattest recht«, sagte Damblin ohne Umschweife. »Er war es. An was für einem Fall sitzt du eigentlich? Ich weiß nicht, was da läuft, aber mir scheint, du hast da einen dicken Fisch an der Angel. Willst du mir nicht mehr verraten? Was hat so ein Typ mit einem Fall der Mordkommission zu tun?«
    Espérandieu wäre beinahe vom Stuhl gefallen. Er schluckte und setzte sich wieder gerade.
    »Bist du sicher? Hat es dein Typ beim FBI bestätigt? Wie ist er an die Information gekommen?«
    Fünf Minuten lang erläuterte es ihm Luc Damblin in allen Details.
Donnerwetter!,
dachte Espérandieu, als er aufgelegt hatte. Diesmal musste er Martin verständigen.
Sofort!
     
    Servaz schien es, als würden sich die Elemente gegen ihn verbünden. Die Flocken wirbelten im Licht der Scheinwerfer, die Baumstämme wurden an der Nordseite langsam weiß. Ein echter Schneesturm … Ausgerechnet in dieser Nacht … Er fragte sich besorgt, ob diese Psychologin es tatsächlich bis nach Saint-Martin hinunter geschafft hatte oder ob die Straße dort oben nicht schon unpassierbar war. Als er vor ein paar Minuten das Reitzentrum verließ, hatte er einen letzten Anruf getätigt.
    »Hallo?«, hatte die Stimme am anderen Ende gesagt.
    »Ich muss dich treffen. Noch heute Abend. Und ich bin ein bisschen hungrig. Es ist doch nicht zu spät?«
    Ein Lachen am anderen Ende. Aber das Lachen brach jäh ab.
    »Gibt es Neuigkeiten?«, hatte Gabriel Saint-Cyr gefragt, ohne seine Neugier zu verbergen.
    »Ich weiß, wer es getan hat.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Wirklich.«
    Schweigen am anderen Ende.
    »Und hast du einen Haftbefehl?«
    »Noch nicht. Ich wollte zuerst deine Meinung hören.«
    »Was willst du tun?«
    »Zunächst einmal einige juristische Punkte mit dir klären. Und dann handeln.«
    »Willst du mir nicht sagen, wer es ist?«
    »Zuerst essen wir, dann reden wir.«
    Wieder ein leises Lachen am anderen Ende.
    »Ich muss zugeben, dass du mir den Mund wässrig machst. Komm nur. Ich hab noch etwas Hühnchen …«
    »Bin gleich da«, sagte Servaz und legte auf.
    Durch den Sturm verstrahlten die Fenster der Mühle einen warmen Lichterglanz, als er seinen Jeep am Wildbach abstellte. Servaz war bei der Herfahrt keinem Fahrzeug und nicht einmal einem Fußgänger begegnet. Er schloss den Cherokee ab und ging eilig zu der kleinen Brücke, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Die Tür ging sofort auf. Ein angenehmer Duft nach Brathähnchen, Feuer, Wein und Gewürzen. Saint-Cyr nahm ihm die Jacke ab und hängte sie an die Garderobe, dann zeigte er auf das tiefer liegende Wohnzimmer.
    »Ein Glas Glühwein zur Einstimmung? Das Hähnchen braucht noch zwanzig Minuten. So können wir schon mal ein bisschen plaudern.«
    Servaz sah auf die Uhr. 22 : 30  Uhr. Die kommenden Stunden würden alles entscheiden. Er musste mehrere Schachzüge im Voraus planen, um keine bösen Überraschungen zu erleben; aber konnte er auch klar genug denken? Mit seiner ganzen Erfahrung würde der alte Richter ihm helfen, keinen Fehler zu machen. Er hatte einen äußerst gefährlichen Gegner. Er durfte sich nicht den kleinsten Patzer leisten, alles musste vor Gericht Bestand haben. Außerdem hatte er einen ordentlichen Kohldampf; der Duft des Huhns im Ofen ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Im Kamin knisterte ein hell loderndes Feuer. Wie beim letzten Mal bevölkerten die Flammen die Wände und die Deckenbalken mit Schatten und flirrenden Lichtzungen. Das Zimmer war erfüllt vom Knacken der Scheite, vom Pfeifen des Windes im Kaminrohr und vom Rauschen des Sturzbachs. Kein Schubert diesmal. Offensichtlich wollte Saint-Cyr sich kein Stück von dem entgehen lassen, was ihm Servaz zu sagen hatte.
    Auf einem kleinen runden

Weitere Kostenlose Bücher