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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Arschloch und einen Saukerl. Ich verdiene dich nicht, Lisa. Es tut mir so leid. Wie konnte ich nur glauben, dich mit meinem schmutzigen Geld kaufen zu können. Kannst du mir verzeihen?
     
    Diane scrollte die Liste ganz nach unten durch und kam immer weiter in die Gegenwart. Ihr fiel auf, dass sich der Ton in den letzten E-Mails geändert hatte. Das hier war nicht mehr nur eine Liebesgeschichte. Da war noch etwas anderes im Spiel:
     
    Du hast recht. Der Zeitpunkt ist gekommen. Ich habe zu lange gewartet: Wenn wir es jetzt nicht tun, tun wir es nie mehr. Ich habe unseren Pakt nicht vergessen, Lisa. Und du weißt, dass ich mein Wort halte. Oh ja, du weißt es …
     
    Es macht mir Mut, wenn ich dich so stark und so entschlossen sehe, Lisa. Ich glaube, dass du recht hast: Kein Gericht auf der Welt könnte uns Frieden geben. Wir müssen es selbst tun.
     
    Wir haben so lange gewartet. Aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen.
     
    Plötzlich erstarrte ihr Finger auf der Maus. Schritte im Gang … Sie hielt den Atem an. Wenn der, der da kam, wusste, dass Lisa ausgegangen war, würde er sich über das Licht unter der Tür wundern.
    Aber die Schritte gingen ohne innezuhalten vorüber …
    Sie atmete auf und scrollte die Mails weiter durch. Sie fluchte halblaut vor sich hin. Es wurde immer frustrierender. Bis jetzt hatte sie bis auf Anspielungen und Andeutungen nichts Konkretes in der Hand.
    Noch fünf Minuten, und sie würde von hier verschwinden. Nach und nach öffnete sie die dreißig letzten E-Mails.
     
    Wir müssen reden, Lisa. Ich habe einen Plan. Einen fürchterlichen Plan. Weißt du, was ein Gambit ist, Lisa? Im Schach ist ein Gambit ein Bauernopfer zu Anfang einer Partie, durch das man einen strategischen Vorteil erlangt. Genau das habe ich vor. Das Gambit eines Pferdes. Aber dieses Opfer bricht mir das Herz.
     
    Das Pferd,
dachte sie atemlos.
    Sie hatte das Gefühl, dass ihr gleich das Herz aus der Brust springen würde, dass sie im Dunkeln versank, als sie die folgende Mail öffnete.
     
    Hast du die Bestellung erhalten? Bist du sicher, dass ihm nicht auffallen wird, dass du sie in seinem Namen aufgegeben hast?
     
    Mit weit aufgerissenen Augen und trockenem Mund sah Diane auf das Datum.
6. Dezember …
Wie auch sonst enthielt der Ordner keine Antwort auf diese Mail, aber das war auch gar nicht nötig: Das letzte Puzzleteil war da, und das Bild war vollständig. Die beiden Hypothesen fügten sich jetzt zu einer einzigen. Xavier stellte Nachforschungen an, weil er unschuldig war und ahnungslos: Nicht er hatte die Betäubungsmittel bestellt, sondern Lisa Ferney hatte es
in seinem Namen
getan …
    Diane ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen und überlegte, was das zu bedeuten hatte. Die Antwort lag auf der Hand. Lisa und ein Mann mit dem Vornamen Eric hatten das Pferd – und wahrscheinlich auch den Apotheker – getötet …
    Im Namen eines vor langer Zeit geschlossenen Paktes – eines Paktes, den sie endlich erfüllen wollten …
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Die Zeit drängte.
    Mit dem, was sie jetzt wusste, verfügte sie über genügend Informationen, um die Polizei zu verständigen. Wie hieß noch dieser Polizist, der in der Klinik gewesen war? Servaz. Auf dem Drucker unter dem Schreibtisch druckte sie die letzte Mail, dann nahm sie ihr Handy heraus.
     
    Im Licht der Scheinwerfer standen die Bäume in der Nacht wie eine feindliche Armee. Dieses Tal liebte die Finsternis, das Geheimnis; es hasste Schnüffler, die von auswärts kamen. Servaz blinzelte, die Augen taten ihm weh, als er durch die Windschutzscheibe den Blick auf die schmale Straße heftete, die sich durch den Wald schlängelte. Die Migräne war noch schlimmer geworden, er hatte das Gefühl, gleich würden seine Schläfen explodieren. Der Sturm tobte, die Böen jagten die Flocken in alle Richtungen, und das Fahrtempo schleuderte sie auf das Auto zu, in dessen Scheinwerfern sie wie Sternschnuppen aufleuchteten. Er hatte Mahler bis zum Anschlag aufgedreht. Die Sechste Symphonie. Sie untermalte das Heulen des Schneesturms mit ihren pessimistischen, unheilkündenden Akzenten.
    Wie viel hatte er in den letzten achtundvierzig Stunden geschlafen? Er war völlig ausgelaugt. Ohne offensichtlichen Anlass dachte er wieder an Charlène. Und der Gedanke an sie, an ihre Zärtlichkeit in der Galerie wärmte ihn ein bisschen. Sein Autotelefon summte …
     
    »Ich muss mit Commandant Servaz sprechen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße

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