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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Diane Berg. Ich bin Psychologin am Institut Wargnier und ich …«
    »Wir können ihn gegenwärtig nicht erreichen«, unterbrach sie der Gendarm am anderen Ende.
    »Aber ich muss mit ihm reden!«
    »Geben Sie mir Ihre Telefonnummer, er wird Sie zurückrufen.«
    »Es ist sehr dringend!«
    »Tut mir leid, aber er ist unterwegs.«
    »Können Sie mir vielleicht seine Nummer geben?«
    »Hören Sie, ich …«
    »Ich arbeite im Institut Wargnier«, sagte sie so nüchtern und entschlossen wie möglich, »
und ich weiß, wer die
DNA
von Julian Hirtmann hier rausgeschafft hat.
Wissen Sie, was das bedeutet?«
    Langes Schweigen am anderen Ende.
    »Können Sie das bitte wiederholen?«
    Sie fügte sich.
    »Einen Moment. Ich stelle Sie durch …«
    Dreimaliges Läuten, dann:
    »Capitaine Maillard hier …«
    »Hören Sie«, erklärte sie, »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich muss schnellstens mit Commandant Servaz sprechen. Es ist äußerst wichtig.«
    »Wer sind Sie?«
    Sie stellte sich zum zweiten Mal vor.
    »Was wollen Sie von ihm, Dr. Berg?«
    »Es geht um diese Todesfälle in Saint-Martin. Wie schon gesagt, arbeite ich im Institut Wargnier –
und ich weiß, wer die
DNA
von Hirtmann aus dem Institut rausgebracht hat …
«
    Diese letzte Information ließ ihren Gesprächspartner verstummen. Diane fragte sich, ob er aufgelegt hatte.
    »In Ordnung«, sagte er endlich. »Haben Sie was zu schreiben? Ich geben Ihnen seine Nummer.«
     
    »Servaz«, sagte Servaz.
    »Guten Abend«, sagte eine weibliche Stimme am anderen Ende. »Ich heiße Diane Berg und arbeite als Psychologin am Institut Wargnier. Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie: Ich saß im Zimmer nebenan, als Sie im Büro von Dr. Xavier waren. Und ich habe Ihr gesamtes Gespräch mit angehört.«
    Servaz hätte ihr beinahe gesagt, wie eilig er es hatte, aber etwas im Tonfall dieser Frau, die immerhin am Institut arbeitete, hielt ihn davon ab, sie zu unterbrechen.
    »Hören Sie mich?«
    »Ich höre Sie«, sagte er. »Was wollen Sie, Madame Berg?«
    »Mademoiselle. Ich weiß, wer das Pferd umgebracht hat. Und höchstwahrscheinlich ist es dieselbe Person, die die DNA von Julian Hirtmann rausgeschmuggelt hat. Würden Sie gern wissen, wer es ist?«
    »Einen Augenblick«, sagte er.
    Er bremste und stellte den Wagen am Straßenrand ab, mitten im Wald. Der Wind bog die Bäume ringsum. Krallenbewehrte Äste schwankten im Scheinwerferlicht wie in einem alten deutschen expressionistischen Film.
    »Schießen Sie los. Erzählen Sie mir alles.«
    »Sie sagen, der Verfasser der E-Mails heißt Eric?«
    »Ja. Wissen Sie, wer das ist?«
    »Ich glaube, ja.«
    Er stand mitten im Wald am Straßenrand und dachte über das nach, was diese Frau ihm mitgeteilt hatte. Die Hypothese, die er nach dem Besuch auf dem Friedhof erstmals in Betracht gezogen hatte – und die sich erhärtet hatte, als Irène Ziegler ihm offenbart hatte, dass Maud wohl vergewaltigt worden war –, fand eine erneute Bestätigung. Und was für eine Bestätigung …
Eric Lombard …
Ihm fielen wieder die Wachleute im Kraftwerk ein, ihr Schweigen, ihre Lügen. Von Anfang an war er überzeugt gewesen, dass sie etwas verheimlichten. Jetzt wusste er, dass sie nicht gelogen hatten, weil sie die Täter waren – sondern weil man sie zum Schweigen gezwungen hatte. Sie waren erpresst oder ihr Schweigen war gekauft worden. Und vermutlich sogar beides zugleich. Sie hatten etwas gesehen, aber sie hatten lieber geschwiegen und gelogen, auch auf die Gefahr hin, sich verdächtig zu machen,
weil sie wussten, dass sie nicht das nötige Format hatten.
    »Schnüffeln Sie schon lange so herum, Mademoiselle Berg?«
    Sie ließ sich Zeit mit der Antwort.
    »Ich bin erst seit einigen Tagen im Institut«, sagte sie.
    »Das könnte gefährlich sein.«
    Erneutes Schweigen. Servaz fragte sich, ob sie in Gefahr war. Sie war keine Polizistin, sie hatte bestimmt Fehler gemacht. Und sie befand sich in einem prinzipiell gewaltgesteuerten Umfeld, in dem alles passieren konnte.
    »Haben Sie sonst mit jemandem darüber gesprochen?«
    »Nein.«
    »Hören Sie mir gut zu«, sagte er, »Sie tun jetzt Folgendes: Haben Sie ein Auto?«
    »Ja.«
    »Sehr gut. Fahren Sie sofort nach Saint-Martin, ehe der Schneesturm Sie daran hindert. Fahren Sie zur Gendarmerie und fragen Sie dort nach der Staatsanwältin. Sagen Sie, ich hätte Sie geschickt. Und erzählen Sie ihr alles, was Sie mir gesagt haben. Haben Sie verstanden?«
    »Ja.«
    Er hatte bereits

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