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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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töten, das ihm mehr bedeutete als alles andere, ein Verbrechen begehen, dessen man ihn mit Sicherheit nicht verdächtigen würde: den Mord an seinem Lieblingspferd. Wahrscheinlich hat ihm dieser Entschluss das Herz gebrochen. Aber gäbe es ein besseres Alibi als dieses Blutbad zu einem Zeitpunkt, als er angeblich in den Vereinigten Staaten weilte? Daran liegt es, dass die Hunde im Reitzentrum nicht angeschlagen haben und das Pferd nicht gewiehert hat. Vielleicht hat er, neben der Pflegedienstleiterin im Institut, sogar noch einen weiteren Komplizen im Gestüt. Denn um das Pferd zur Bergstation zu schaffen, mussten sie mindestens zu zweit sein. Außerdem hat die Alarmanlage nicht angeschlagen. Aber um sicherzugehen, dass Freedom nicht leidet, hätte er niemals einen anderen mit seiner Tötung betraut. So etwas tut man in dieser Familie nicht: Eric Lombard ist Sportler, Abenteurer, Krieger – er ist es gewohnt, sich den schwierigsten Herausforderungen zu stellen und zu seiner Verantwortung zu stehen. Und er schreckt nicht davor zurück, sich die Hände schmutzig zu machen.«
    War es die Erschöpfung? Der Schlafmangel? Er hatte das Gefühl, alles wie durch einen Schleier zu sehen, als würde er plötzlich eine falsche Brille tragen.
    »Ich glaube außerdem, dass Lombard und einer seiner Handlanger die beiden Wachleute im Kraftwerk erpresst haben. Wahrscheinlich mit der Drohung, sie wieder in den Knast zu bringen, oder einfach mit Geld. Im Übrigen dürfte Lombard sehr schnell erkannt haben, dass der Verdacht gegen Hirtmann nicht lange Bestand haben würde. Aber das wird ihn nicht weiter gestört haben, denn diese falsche Fährte war ja nur eine erste Verschleierungstaktik. Auch dass wir die Selbstmordwelle noch einmal ausgraben würden, störte ihn wohl nicht weiter, denn damit gab es nur verwirrend mehr Spuren. Als Täter kam irgendein Verwandter genauso in Frage wie ein inzwischen erwachsener Jugendlicher, der auch von den Mitgliedern des Quartetts vergewaltigt worden ist. Ich frage mich, ob er wusste, dass Irène Ziegler auch in der Kolonie gewesen ist und dass sie eine ideale Verdächtige abgab. Oder ob es ein bloßer Zufall war.«
    Saint-Cyr schwieg, konzentriert und bedrückt. Servaz wischte sich mit einem Ärmelaufschlag den Schweiß weg, der ihm in die Augen lief.
    »Letztlich muss er sich gesagt haben, selbst wenn nichts, was er sich ausgedacht hatte, so laufen würde wie geplant, hätte er alle Spuren so weit verwischt, dass es fast unmöglich war, die Wahrheit zu entwirren – und bis zu ihm vorzudringen.«
    »Fast«, sagte Saint-Cyr mit einem traurigen Lächeln. »Aber da hatte er natürlich die Rechnung ohne jemanden wie dich gemacht.«
    Servaz fiel auf, dass sich der Tonfall des Richters verändert hatte. Und er bemerkte auch, dass ihn der alte Mann zugleich bewundernd und zweideutig anlächelte. Er wollte seine Hand bewegen, die nicht mehr zitterte. Aber sein Arm kam ihm auf einmal
bleischwer
vor.
    »Du bist ein bemerkenswerter Ermittler«, stellte Saint-Cyr mit eiskalter Stimme fest. »Hätte ich auf jemand wie dich zurückgreifen können, wer weiß, wie viele mangels Beweisen eingestellte Verfahren ich hätte lösen können?«
    In Servaz’ Tasche läutete das Handy. Er wollte danach greifen, aber sein Arm fühlte sich an wie in einem Behälter mit schnell aushärtendem Beton. Er brauchte unendlich lange, um seine Hand auch nur um einige Zentimeter zu verschieben! Das andauernde Klingeln zerriss das Schweigen, das sich zwischen den beiden Männern eingestellt hatte – dann schaltete sich der Anrufbeantworter an, und das Handy verstummte. Der Richter starrte ihn unablässig an.
    »Ich … ich … fühle … mich SELTSAM  …«, stammelte Servaz und ließ seinen Arm wieder sinken.
    Verdammt! Was war nur los mit ihm? Seine Kiefer verhärteten sich; das Sprechen fiel ihm unglaublich schwer. Er versuchte aufzustehen, zog sich mit ausgestreckten Armen an den Armlehnen in die Höhe. Das Zimmer begann zu schwanken. Kraftlos ließ er sich in seinen Sessel fallen. Er meinte, Saint-Cyr sagen zu hören:
»Es war ein Fehler, Hirtmann in die Sache hineinzuziehen …«
Er fragte sich, ob er richtig gehört hatte. Er spannte sein benebeltes Gehirn an und versuchte, sich auf die Worte zu konzentrieren, die aus dem Mund des Richters kamen:
    »… vorhersehbar: Sein
Ego
hat die Oberhand gewonnen, wie zu erwarten. Er hat Elisabeth als Gegenleistung für seine DNA alles aus der Nase gezogen, und dann hat er dich

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