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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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passieren.«
    Er führte sie durch einen weiteren Gang. Dann blieb er vor einer Tür mit der Aufschrift »Evaluation« stehen. Er öffnete sie.
    Xavier trat zur Seite, um sie vorbeigehen zu lassen.
    Ein fensterloser Raum. So winzig, dass sie im Innern zusammenrücken mussten. Zwei Personen saßen vor einem Computerbildschirm. Ein Mann und eine Frau. Auf dem Bildschirm waren, neben dem Bild einer Kamera, mehrere weitere Fenster geöffnet, über die Diagramme und Informationszeilen liefen. Die Kamera filmte einen recht jungen Mann, der in einem weiteren fensterlosen Raum, der kaum größer war als eine Besenkammer, auf einem Hocker saß. Servaz sah, dass der Mann einen Datenhelm trug, mit dessen Hilfe er in eine virtuelle Realität versetzt wurde. Dann wanderte sein Blick unwillkürlich etwas tiefer, und er zitterte leicht, als er sah, dass die Hose des Mannes heruntergezogen war und eine seltsame Röhre, aus der Leitungsdrähte herausragten, über sein Geschlechtsteil gestülpt war.
    »Diese neue Methode zur Beurteilung abweichender sexueller Verhaltensweisen basiert auf der virtuellen Realität, einem Blickverfolgungssystem und der Penis-Plethysmographie«, erklärte der Psychiater. »Das ist das Gerät, das Sie an seinem Geschlechtsteil sehen. Mit seiner Hilfe lässt sich die physiologische Erregung in Reaktion auf die Darbietung unterschiedlicher Reize messen, anders gesagt, seine Erektion. Parallel zu der erektilen Reaktion werden die okulomotorischen Reaktionen des Probanden mit Hilfe eines Infrarot-Blickverfolgungsgeräts erfasst, das misst, wie lange sein Blick auf den Bildern verweilt, die ihm in dem Datenhelm gezeigt werden, und welche Stellen des Bildes er genau fixiert.«
    Der Psychiater beugte sich vor und deutete mit dem Finger auf eines der Fenster auf dem Bildschirm. Servaz sah, wie farbige Striche in einem rechtwinkligen Diagramm aufstiegen und sanken. Unter jedem Farbstrich stand die Reiz-Kategorie »Mann«, »Frau«, »kleiner Junge« usw.
    »Die Reize, die im Helm dargeboten werden, stellen abwechselnd einen Mann, eine Frau, ein neunjähriges Mädchen, einen kleinen Jungen gleichen Alters sowie eine geschlechtslose, neutrale Kontrollperson dar. Jede Animation dauert drei Minuten. Wir messen jedes Mal die physische und okulare Reaktion.«
    Er richtete sich wieder auf.
    »Der Großteil unserer ›Klientel‹ setzt sich aus Sexualstraftätern zusammen. Wir haben insgesamt achtundachtzig Betten: dreiundfünfzig im Sektor C, achtundzwanzig im Sektor B und die sieben Insassen von Station A.«
    Servaz lehnte sich gegen die Wand. Er schwitzte, und zugleich lief es ihm kalt über den Rücken. Seine Kehle brannte. Aber vor allem der Anblick dieses Mannes, der sich in einer surrealen und zugleich erniedrigenden Situation befand, dieses Mannes, bei dem man hinterlistig abweichende sexuelle Wunschvorstellungen weckte, um sie dann besser messen zu können, bereitete ihm körperliches Unbehagen.
    »Wie viele Mörder sind darunter?«, fragte er mit unsicherer Stimme.
    Xavier starrte ihn an.
    » Fünfunddreißig . Sämtliche Patienten der Sektoren B und A.«
     
    Diane sah, wie sie die große Halle durchquerten und den Flur Richtung Dienstbotenaufgang nahmen. Drei Männer und eine Frau. Xavier unterhielt sich mit ihnen, aber er wirkte angespannt, in der Defensive. Der Mann und die Frau neben ihm überschütteten ihn mit Fragen. Sie wartete, bis sie weg waren, dann trat sie an die Glastüren. Ein Geländewagen stand etwa zehn Meter entfernt im Schnee.
    »Gendarmerie« stand auf den Türen.
    Diane erinnerte sich an das Gespräch, das sie mit Alex über den ermordeten Apotheker geführt hatte: Offenbar hatte auch die Polizei eine Verbindung zum Institut Wargnier hergestellt.
    Dann kam ihr ein anderer Gedanke: die Lüftungsöffnung in ihrem Büro, das Gespräch zwischen Lisa und Xavier, das sie belauscht hatte. Und diese merkwürdige Geschichte mit dem Pferd … Schon bei dieser Gelegenheit hatte Lisa Ferney von der Möglichkeit gesprochen, dass ihnen die Polizei einen Besuch abstattete. Gab es vielleicht einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten? Die Polizei stellte sich vermutlich die gleiche Frage. Dann dachte sie schon wieder an die Lüftungsöffnung …
    Sie wandte sich von den Glastüren ab und durchquerte die Halle im Sturmschritt.
     
    »Haben Sie etwas gegen Schnupfen?«
    Wieder starrte der Psychiater Servaz an, dann zog er eine Schublade in seinem Schreibtisch auf.
    »Klar.« Xavier hielt ihm ein gelbes

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