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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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nicht«, sagte der Psychiater verunsichert. »Was machen Sie denn dann hier?«
    »Wir nehmen an, dass einer Ihrer Insassen ausbrechen, das Pferd von Eric Lombard töten und wieder in seine Zelle zurückkehren konnte«, sagte Ziegler.
    Der Psychiater kniff die Augen zusammen.
    »Das meinen Sie doch nicht ernst?«
    »Das dachte ich auch gleich«, warf Confiant sogleich ein, während er die beiden Ermittler streng ansah. »Diese Vermutung ist völlig unsinnig. Aber sie wollen sie trotzdem überprüfen.«
    Servaz war, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten: Der junge Richter hatte nicht nur Xavier über ihren Besuch informiert, ohne ihnen das mitzuteilen, er hatte auch gerade vor einem Dritten ihre Arbeit schlechtgemacht.
    »Denken Sie an jemand Bestimmten?«, erkundigte sich Xavier.
    »Julian Hirtmann«, antwortete Servaz, ohne sich verunsichern zu lassen.
    Der Psychiater sah ihn an, aber diesmal sagte er nichts. Er zuckte lediglich mit den Schultern und machte kehrt.
    »Folgen Sie mir.«
    Der Eingang befand sich in einer der Ecken des T-förmigen Gebäudes: eine dreifache Glastür am oberen Ende einer fünfstufigen Treppe.
    »Alle Besucher sowie alle Mitarbeiter kommen durch diesen Eingang«, erklärte Xavier, während er die Stufen hinaufging. »Es gibt vier Notausgänge im Erdgeschoss und einen im Untergeschoss: zwei an den äußersten Enden des Zentralflurs, einen auf Höhe der Küche, einen weiteren im Nebengebäude«, sagte er und zeigte auf den kleinen T-Strich hinter dem Fitnessraum, »aber man kann sie von außen nicht öffnen, und um es von innen zu tun, braucht man einen Spezialschlüssel. Im Fall eines größeren Brandes entriegeln sie sich allerdings automatisch. Aber wirklich nur in diesem Fall.«
    »Wer besitzt diese Schlüssel?«, fragte Servaz.
    »Etwa zwanzig Personen«, antwortete Xavier, während er durch die Glastüren ging. »Jeder Abteilungsleiter, die drei Stationsschwestern im Erdgeschoss, die Pflegedienstleiterin, der Chefkoch, ich … Aber die Entriegelung einer dieser Türen würde in der Kontrollstelle sofort ein Alarmsignal auslösen.«
    »Wir brauchen die Liste dieser Personen«, sagte Ziegler.
    »Ist die Kontrollstelle rund um die Uhr besetzt?«, fragte Servaz.
    »Ja. Sie werden sehen, sie ist gleich da vorn.«
    Sie hatten gerade eine große Halle betreten. Zu ihrer Rechten sahen sie etwas, was einem Wartesaal glich, mit einer Reihe von Plastikstühlen auf einer Stange und Grünpflanzen. Gegenüber befand sich ein halbrunder Glaskäfig, der einem Bankschalter oder einem Empfang glich. Er war leer. Zu ihrer Linken lag ein weitläufiger Raum, dessen weißlackierte Wände mit Zeichnungen und Malereien geschmückt waren. Schmerzgepeinigte Gesichter mit messerspitzen Zähnen; verkrümmte Körper, grelle Farben. Servaz begriff, dass es sich um Werke der Insassen handelte.
    Dann wanderte sein Blick von den Zeichnungen zu einer Stahltür mit einem kleinen runden Fenster. Die Kontrollstelle. Xavier ging quer durch die Halle darauf zu. Er führte einen Schlüssel, der mit einem Kettchen an seinem Gürtel befestigt war, in das Schloss ein und drückte die Panzertür auf. Zwei Wachleute hielten sich im Innern auf und überwachten Dutzende von Bildschirmen. Sie trugen offene orange Overalls, darunter weiße T-Shirts. Bei jedem Schritt, den sie machten, klirrten Schlüsselbunde und Handschellen an ihren Gürteln. Servaz bemerkte auch Tränengasgranaten, die an der Wand befestigt waren. Aber keine Schusswaffen.
    Die Bildschirme zeigten lange, menschenleere Korridore, Treppen, Gemeinschaftsräume und eine Cafeteria. Die beiden Männer sahen sie gleichgültig an; auf ihren Gesichtern stand die gleiche geistige Leere wie auf denen der Wachleute im Kraftwerk.
    »Das Institut ist mit achtundvierzig Kameras ausgerüstet«, erklärte Xavier, » zweiundvierzig im Innern, sechs draußen, alle natürlich an strategischen Stellen.«
    Er deutete auf die beiden Männer.
    »Hier ist nachts immer wenigstens eine Person. Tagsüber zwei.«
    »Eine Person, um die über vierzig Bildschirme zu überwachen«, unterstrich Servaz.
    »Wir haben nicht nur die Kameras«, antwortete Xavier. »Die Klinik ist in mehrere Sektoren unterteilt, mit Sicherheitsvorkehrungen, die auf die Gefährlichkeit der Insassen abgestimmt sind. Jeder unerlaubte Wechsel von einem Sektor in einen anderen löst sofort die Alarmanlage aus.« Er zeigte ihnen eine Reihe kleiner roter Lampen über den Bildschirmen. »Jede Sicherheitsstufe hat

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