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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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Euro, die an ein Geldinstitut in Luxemburg überwiesen werden sollten, dessen Name Mierscheid nichts sagte. Von dort gelange die Summe in die Karibik, erläuterte Frantzen.
    »Schon mal etwas von Helios Investments gehört?«
    »Klingt nach Heuschrecke.«
    »Der Sparclub ist quasi Miteigentümer dieses Fonds. Das Management legt das Kapital sehr konservativ an. Es wird ausschließlich in Unternehmen investiert, die sorgfältig durchleuchtet wurden. Null Risiko.«
    »Gibt’s doch gar nicht.«
    »Wir sorgen dafür. Und zugleich wirst du keinen Fonds finden, der über die gesamte Dauer seiner Existenz so profitabel gearbeitet hat.«
    »Wie soll das funktionieren?«
    »Das richtige Näschen.«
    »An deinem hängen übrigens noch weiße Krümel.«
    Frantzen rieb sich die Nase und sog dabei die Luft ein.
    »War ein Scherz«, sagte Mierscheid.
    »Du und deine Scherze. Ich lach mich tot.« Frantzen reichte ihm einen Füller und tippte auf das Blatt. »Hier unterschreiben.«
    Montblanc mit Goldfeder. Mierscheid kritzelte seinen Namen. »Ich kann das jederzeit wieder kündigen, hoffe ich.«
    Frantzen lächelte breit. »Seit Dingendorff den Sparclub leitet, hat das noch keiner getan.«
    Mierscheid erinnerte sich an eine Notiz in Paulas Tagebuch. »Doch, Paula Busch.«
    »Okay, sie war nur drei Jahre dabei. Aber das war ein Einzelfall und etwas ganz Persönliches.«
    »Musste sie deshalb sterben?«
    »Deine Scherze werden nicht besser.« Frantzen wies auf ein zweites Formular. »Hier auch noch.«
    Mierscheid unterschrieb, ohne den Text zu lesen.
    »Willkommen im Club«, sagte der Kommunikationsdirektor der RheinBank. Er klopfte auf das Kühlfach. »Eigentlich sollten wir das jetzt begießen, aber im Schloss wird noch genügend Champagner ausgeschenkt. Die wichtigen Dinge sollten wir nüchtern besprechen.«
    Sie hatten die Autobahn erreicht. Der Fahrer gab Gas.
    Mierscheid spürte, wie ihn die Beschleunigung in die Polster drückte und sein Puls darauf reagierte.
    Die Straße endete vor einem breiten Tor, das Teil einer hohen Umzäunung war. Gitterstäbe, die in Pfeilspitzen endeten. Auf den ersten Blick konnte Mierscheid drei Überwachungskameras ausmachen. Der Fahrer hielt an der Gegensprechanlage und redete mit jemandem, der vermutlich vor Monitoren saß.
    Das Tor glitt zur Seite. Der Wagen rollte auf der schnurgeraden Zufahrt weiter. Links und rechts erstreckten sich Streuobstwiesen.
    »Warst du schon mal hier?«, fragte Frantzen.
    Mierscheid schüttelte den Kopf. Er hatte ein paar Informationen über Schloss Schassberg im Internet gegoogelt. Es hatte lange leer gestanden und war verfallen, bis es die nordrhein-westfälische Landesbank in den Achtzigern erworben hatte, nach allen Regeln der Kunst sanierte und als noble Tagungsstätte nutzte. Ein Neubau in Sichtweite des Schlosses beherbergte einen Hotelbetrieb. Vor einigen Jahren hatte die RheinBank den Komplex samt Park gekauft. Was Wikipedia verschwieg: Traditionell hielt der Sparclub hier seine Jahrestreffen ab.
    Sie passierten das Hotelgebäude, überquerten einen Wassergraben und gelangten durch ein Portal in die Vorburg und in den Hof des historischen Ensembles. Das eigentliche Schloss erwies sich als atemberaubendes Sammelsurium von Erkern, Ziergiebeln, Dachgauben und Türmchen. Der BMW hielt vor einer riesigen Freitreppe. Mierscheid und Frantzen stiegen aus und erklommen die Stufen.
    Eine Angestellte mit Klemmbrett nahm sie in Empfang und hakte ihre Namen auf einer Liste ab. Mit dem nächsten Schritt stand Mierscheid vor einem Kellner, der ein Tablett voller Schampusgläser präsentierte.
    »Hab ich’s dir nicht gesagt?«, kommentierte Frantzen.
    Sie waren nicht die Ersten. Die Stehtische im Foyer und auf der Empore im Obergeschoss waren bereits umlagert, fast ausschließlich von Männern, die sich angeregt unterhielten. Üppiger Blumenschmuck in großen Bodenvasen. Eine junge Frau reichte Fingerfood. Die Häppchen sahen lecker aus, doch Mierscheid lehnte ab.
    Er musste an Paulas Schwester denken, die einst hier bedient hatte.
    Frantzen führte ihn herum und stellte ihn vor. Mierscheid staunte, wie viele Gesichter er kannte. Auch Malte Lichtenberg war da. Der Finanzstaatssekretär war in ein Gespräch mit einem prominenten Grünen vertieft.
    Mierscheid klopfte Malte auf die Schulter. »Na, ist der Euro gerettet?«
    Lichtenberg ließ ein geziertes Lachen hören und widmete sich wieder seinem Gesprächspartner.
    Sie lehnten an der Brüstung im ersten Stock. Frantzen

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