Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
Vom Netzwerk:
Kriminaltechniker drückte Folienstreifen gegen den gläsernen Lampenschirm, löste sie und klebte sie nacheinander auf einen Karton. Dann hob er die Halbkugel aus der Halterung und entfernte einen Minisender, der darunter verborgen gewesen war. Mit grimmiger Miene präsentierte er den transparenten Spurenbeutel mit dem Elektronikteil darin.
    »Kommissar Roth hat also nicht alle Wanzen entdeckt«, murmelte Hanna.
    Schmelzer verzog das Gesicht. »Oder er wollte nur einen Teil finden, um Sie in Sicherheit zu wiegen. Immerhin gehörte er zum Observationsteam von Urban Ermittlungen, das auf Sie angesetzt war.«
    Und sie hatte sich dem Kerl an den Hals geworfen! Hanna fiel auf, wie abgestanden die Luft in ihrer Wohnung war. Für einen Moment hatte sie den Eindruck, der Raum würde nach hinten kippen. Sie stützte sich an der Wand ab.
    »Alles klar?«, fragte Schmelzer besorgt.
    Der Kriminaltechniker trug das piepsende Kästchen ins Schlafzimmer. Noch einmal der Warnton.
    Ohne einen der Männer anzusehen, sagte Hanna: »Ich glaube, Sie kommen hier auch ohne mich zurecht. Ziehen Sie einfach die Tür hinter sich zu, wenn Sie fertig sind.«
    Sie umklammerte ihre Tasche. Nichts wie weg von hier. Nicht schon wieder heulen müssen.
    Im Treppenhaus riss das Handyklingeln sie aus ihren Gedanken.
    »Schon gehört?«, fragte Marita, fast hysterisch.
    »Was ist los?«
    »Halt dich fest, Hanna.«
    »Sag endlich!«
    » Helios Investments – der Kauf wurde abgesagt! Und nicht nur das. Es soll nun doch keine Investmenttochter der RheinBank geben. Das gesamte Projekt wird auf Eis gelegt. Mein Chef hat das gerade von ganz oben erfahren.«
    »Mist«, heuchelte Hanna.
    »Das kannst du laut sagen. Die Beförderung zur Abteilungsleiterin kann ich vergessen. Und du deine Marketingtätigkeit. Aus der Traum, Hanna. Unsere Strategiegruppe hat wochenlang daran gearbeitet, alles umsonst. Ich bin so etwas von stinksauer!«
    Maritas Enttäuschung konnte Hanna gut nachvollziehen. Vor wenigen Tagen erst war es ihr ebenso ergangen. Zwei rätselvolle Kurswechsel der RheinBank innerhalb kürzester Zeit.
    »Tut mir leid.«
    »Du kannst ja nichts dafür.«
    Doch, dachte Hanna. Dieses Mal bin ich der Grund. Dingendorff muss annehmen, dass ich von seinen schmutzigen Geschäften weiß. Deshalb hat er mich unter Beobachtung stellen lassen. Und konnte sich dennoch nicht sicher sein, was ich unternehmen würde.
    Die Vorstellung, dass Helmut von der Observierung wusste und sich mit dem Vorstandsvorsitzenden über sie ausgetauscht hatte, versetzte ihrem Triumphgefühl einen Dämpfer.
    Und auf der Rückfahrt zu Britta verflog es gänzlich. Was hatte sie schon erreicht?
    Dingendorff hatte einen Coup abgeblasen, um nichts zu riskieren, und arbeitete womöglich bereits am nächsten, er und Helmut Frantzen, sein Handlanger.
    Als sie die Wohnung ihrer Schwester betrat, stand das Essen immer noch nicht auf dem Tisch. Stattdessen zeigte Britta ihr den Bildschirm ihres Laptops.
    Hanna erkannte Leonies Foto und las den Text. Es war der Entwurf eines Hilferufs.
    »Was meinst du, wie viele Zettel wir aufhängen können?«, fragte Britta.
    »Tausende«, antwortete Hanna. »Wir werden das ganze Land damit zupflastern!«
70.
    Es klingelte, Helmut Frantzen stand vor der Tür. Auf der Straße parkte ein Siebener BMW in Schwarz, mit Chauffeur und laufendem Motor.
    Frantzens Dienstwagen, erkannte Mierscheid. Er schlüpfte in sein Sakko und schloss ab.
    »Dingendorff und die Kanzlerin haben heute Morgen über dich gesprochen«, sagte Frantzen.
    »Doch nicht schon wieder ein Obmann-Job?«
    »Noch ist nichts in trockenen Tüchern. Die Kanzlerin wird in den nächsten Tagen zurückrufen.«
    »Willst du nicht deutlicher werden?«
    Frantzen hielt ihm die Autotür auf. »Erst einmal wirst du Mitglied im Sparclub.«
    Sie ließen sich auf die Rücksitze sinken. Frantzen trug ein Poloshirt zur dunkelblauen Baumwollhose, einen weißen Sommerpulli lässig um die Schultern geschlungen. Mierscheid kam sich overdressed vor, er trug einen Anzug und hatte lediglich auf die Krawatte verzichtet. Offenbar hatte er den Hinweis auf der Einladungskarte missverstanden.
    Frantzen reichte ihm einen Prospekt, der aussah wie das übliche Werbematerial, mit dem Banken ihre Kunden köderten. Steile Kurven symbolisierten die Performance der letzten Jahre und stellten tolle Renditen in Aussicht. Ein Blatt lag darin, eine Einzugsermächtigung. Der monatliche Beitrag für den Sparclub belief sich auf fünfhundert

Weitere Kostenlose Bücher