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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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den Verkaufsraum. Er zückte seine Kreditkarte. Der Kassierer war ein freundlicher Mittfünfziger, der ein Hawaiihemd über der Hose trug. Dominik unterschrieb den Beleg und steckte das Duplikat ein. »Sind Sie Herr Hilgers?«
    Der Kassierer, der vielleicht auch der Pächter war, rief nach hinten. »Bernd, kommst du mal? Da will dich jemand sprechen!«
    Aus dem Durchgang zum Büro trat ein schwergewichtiger Mann mit angegrautem Haar. Er mochte genauso alt wie der Kassierer sein, trug eine dicke Brille, hinter der die Augen unnatürlich groß wirkten, sowie eine Baseballkappe und eine beigefarbene Weste über dem T-Shirt. Er zog ein Bein nach und sein linker Arm zuckte unkontrolliert. Auch seine Mimik schien er nur auf einer Gesichtshälfte zu beherrschen. ASV Kyllbach stand in schnörkelig gestickten Lettern auf der Kappe des Mannes.
    »Guten Morgen, Herr Hilgers«, grüßte Dominik.
    »Die Tageskarte kostet fünfzehn Euro.«
    Dominik lächelte und zeigte seine Marke. »Ich komme von der Kripo Düsseldorf und würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    Der Graue wies zögernd in die Ecke, wo vor einer Vitrine mit Sandwiches und dem Kaffeeautomaten drei Plastikstühle um einen Bistrotisch gruppiert waren.
    »Sagen Sie aber nicht, es wär wegen Nicole.«
    »Doch.«
    Hilgers blieb stehen und hob seine rechte Hand. »Keine Zeit.«
    »Unsinn, Bernd«, rief der Hawaiihemd-Mann vom Tresen herüber. »Hör dir den Herrn von der Polizei doch erst einmal an.«
    Hilgers brummte etwas und setzte sich. Aber noch bevor Dominik eine Frage stellen konnte, polterte der Mann los: »Meine Frau hat mit dem Saufen angefangen, ist noch mal schwanger geworden und mit ihrem Liebhaber abgehauen. Die Steffi, Nickis ältere Schwester, hat ein Jahr vor dem Abi die Schule geschmissen und zwei Selbstmordversuche hinter sich. Man kann also wirklich nicht sagen, dass wir gut damit fertig geworden wären.«
    »Das tut mir leid, Herr Hilgers. Ich …«
    »Mich hat’s auch erwischt, wie man sieht. Schlaganfall beim Einsetzen der Brutboxen mit den Bachforelleneiern. Ich wär um ein Haar abgesoffen und hätt’ meinen Frieden gefunden. Aber dieser Idiot …«, Hilgers deutete in Richtung Kasse, »… musste mich ja unbedingt rausziehen. Ich will nicht behaupten, dass die Nicki an allem schuld ist, aber mit ihrem Verschwinden hat es angefangen. Und wehe Ihnen, Herr …«
    »Roth.«
    »Wehe, Sie kommen jetzt mit leeren Händen zu mir! Na, was ist? Haben Sie eine Spur von Nicki? Irgendein Lebenszeichen nach zwei Jahren, zwei Monaten und …«, er überlegte, »… fünf, nein, sechs Tagen? Wenigstens ihre Leiche? Tot oder lebendig – Hauptsache, ich hab endlich Klarheit!«
    »Ich …«
    »Sie wissen nichts, stimmt’s?«
    »Nein, aber ich …«
    »Na sehen Sie. Sie stehlen meine Zeit. Ich hab zu arbeiten.« Hilgers stand auf, wandte sich an seinen Freund und schimpfte nahtlos weiter. »Du denkst, ich tu nur Däumchen drehen in deinem Büro, Amigo? Das denkst du, oder? Was meinst du, wer jede Woche die Webseite aktualisiert? Und die Einladungen für die Vorstandswahl müssen auch endlich raus.«
    »Wozu denn? Du hast doch sowieso keinen Gegenkandidaten!«
    Hilgers wollte im Durchgang verschwinden, doch Dominik hielt ihn zurück. »Hatten Sie jemals einen Verdacht, wer Ihre Tochter entführt haben könnte?«
    »Nein«, brummte der Mann mit dem Käppi. »Vielleicht ist sie ja einfach abgehauen wie ihre Mutter.«
    »Glauben Sie das?«
    »Nicht wirklich.«
    »Sie war erst vierzehn, stimmt’s?«
    »Richtig.«
    »Haben Sie vielleicht ein Bild von ihr?«
    »Nö.«
    »Bernd!«, schallte es tadelnd von der Kasse herüber.
    Hilgers seufzte, griff in seine Weste und zog ein dünnes, verschlissenes Plastikmäppchen hervor, das er aufklappte. Hinter einem Klarsichtfach lächelten zwei Mädchen. »Die ist es.« Hilgers tippte auf das blasse junge Ding, das buchstäblich im Schatten seiner hübscheren und älteren Schwester stand. »Nicki ist scheu. Die tut zu keinem Fremden ins Auto steigen.«
    Dominik fragte sich, ob der Täter einem Muster folgte. Worauf stand der Kerl? Wie tickte er? Mit Leonie Kaul hatte dieses Mädchen auf den ersten Blick wenig gemein. Eher vielleicht mit Lisa Urban?
    »Meine Frau hat das Foto geknipst, zwei Wochen, bevor Nicki verschwand. Damals habe ich noch als Talsperrenmeister gearbeitet.« Nicoles Vater steckte das Foto wieder weg. »Und Sie wollen wirklich keine Tageskarte?«
    »Wofür?«
    »Na, zum Angeln, was sonst?«
    »Nein,

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