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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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danke.«
    Hilgers stemmte sich hoch und humpelte grußlos ins Büro. Dominik blickte ihm ratlos hinterher.
    Der Mann hinter dem Tresen kassierte zwei Frauen ab. Dominik nahm sich ein Päckchen Kaugummi aus dem Ständer und stellte sich an. Als er an der Reihe war, wühlte er in seinem Portemonnaie nach Münzen. »Armer Mann, Ihr Freund.«
    »Ich dachte zuerst auch, Sie seien zum Fliegenfischen da«, antwortete der Pächter.
    »Bitte?«
    »Fliegenfischen. Das Angeln mit diesen kleinen Ködern, die nicht untergehen. Die Kyll ist ein beliebtes Revier dafür. Eine Menge Feriengäste kommen deswegen zu uns. Und Sie könnten so einer sein. Sportlicher Typ, aus der Stadt …« Der Kassierer deutete nach draußen, wo Dominiks Honda parkte, das Düsseldorfer Kennzeichen war deutlich zu lesen. »Zum Spaß hier, dachte ich, als Sie reinkamen.«
    »Nein, leider.«
    Dominik riss die Verpackung auf, schob sich einen Streifen in den Mund und murmelte eine Verabschiedung.
    Als er in sein Auto stieg, fuhr mit Höllenlärm eine Gruppe Biker vor. Dominik startete seinen Motor. Und machte ihn wieder aus.
    Fliegenfischen. Die Eifel. Eine spontane Assoziation, die ihn für einen Moment irritierte.
    Dominik betrat noch einmal den Tankstellenshop.
    »Etwas vergessen?«, fragte der Mann im Hawaiihemd.
    »Kennen Sie vielleicht Jochen Urban? Ein ehemaliger Kollege von mir. Fliegenfischen ist sein Hobby. Und ich weiß, dass er dafür in diese Gegend kommt, zumindest hat er das früher manchmal getan.«
    Der Pächter runzelte die Stirn. »Wie sieht er denn aus?«
    »Groß, knapp fünfzig, rasierter Schädel, hat oft einen Schäferhund dabei. Fährt einen Fünfer BMW, hellblaumetallic oder so ähnlich. Sagt Ihnen das etwas?«
    »Fünfer BMW … warten Sie … Bernd!«
    »Was ist denn schon wieder?«, murrte es aus dem Durchgang.
    »Komm mal her!«
    Hilgers schlurfte herbei. Als er Dominik erkannte, blieb er stehen.
    »Jochen Urban«, wiederholte der Mann hinter dem Tresen. »Fliegenfischer. Ehemaliger Polizist. Um die fünfzig. Ob dir das was sagt.«
    »Aber klar. Der Jochen. Ich versuch jedes Mal, ihm eine Vereinsmitgliedschaft anzudrehen, aber er scheut wohl die Aufnahmegebühr. Letztes Jahr hat er sich rar gemacht. Aber gestern hab ich sein Auto gesehen. Bin mir ziemlich sicher, dass er’s war. Woher kennen Sie ihn?«
    »Er war jahrelang mein Partner. Wir sind gemeinsam auf Streife gegangen.«
    »Sagen Sie ihm, der ASV tut jetzt auch den Hauptstau des Kronenburger Sees bewirtschaften. Das wird ein Angelgewässer der Extraklasse, ohne Übertreibung. Er soll sich mal unsere Webseite anschauen. Wegen der Aufnahmegebühr komme ich ihm entgegen.«
    »Wissen Sie, wo Jochen wohnt, wenn er hier ist?«
    »Er hat doch dieses Häuschen am Berghang gekauft, keine fünfhundert Meter von meinem entfernt. Das mal dem alten Schmitz gehört hat. Oder, Amigo?«
    »Keine Ahnung.«
    »Zwischen dem Verschwinden Ihrer Tochter und dem Verschwinden seiner Tochter liegen knapp zwei Jahre«, rechnete Dominik vor. »Möglicherweise wurden sie vom gleichen Täter entführt.«
    »Jochen hat auch eine Tochter, die verschwunden ist?«
    »Hat er Ihnen das nicht erzählt?«
    »Männer«, mischte sich der Kassierer ein und schüttelte den Kopf, »reden bei uns nur über den FC Köln, über ihr Auto oder darüber, wie man die Rute schwingt.«
    Die Biker hatten getankt und strömten herein. Unter lautstarkem Palaver belagerten sie den Tresen.
    Dominik ließ sich von Bernd Hilgers den Weg zu Jochens Feriendomizil beschreiben und bedankte sich.
    Zuerst verpasste Dominik den Abzweig. Er war bereits weit aus Kronenburg hinausgefahren, als ihm das klar wurde. Er stieß in einen Feldweg, um zu wenden, und rollte langsam zurück, nach einer Lücke zwischen den Sträuchern und Baumgruppen spähend, nach einer mit Schotter bedeckten Fahrbahn, die laut Hilgers’ Beschreibung zu Jochen Urbans Ferienhaus führen sollte.
    Jochen hatte sein Domizil in der Eifel nie erwähnt. Er war grundsätzlich nicht sehr gesprächig. Trotzdem war Dominik der Meinung, dass Jochen darüber hätte reden können. Anscheinend erzählte man sich im Privaten nicht mehr alles, wenn man beruflich neue Wege ging und sich seltener traf.
    Unmittelbar hinter einem Überholverbotsschild entdeckte Dominik die Einfahrt. Er stieg auf die Bremse, riss das Lenkrad herum und rumpelte auf den engen Weg. Zweige kratzten am Lack, dann weitete sich die Zufahrt zu einem Wendeplatz. Dominik hielt unmittelbar vor dem Haus.
    Wie

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