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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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nennen. Wir haben Mittwoch. Wie kann das sein, dass du nach Berlin fliegst, ohne mir Bescheid zu geben? Ich muss mit dir reden.«
    Sie hasste Unzuverlässigkeit. An anderen Tagen fand sie es amüsant, Helmuts Kätzchen zu spielen. Aber nicht heute.
    »Lass uns ein andermal telefonieren«, sagte er.
    »Nein, ich habe dich jetzt an der Strippe.«
    »Es passt gerade wirklich schlecht.«
    Hanna glaubte zu hören, wie jemand in Helmuts Nähe eine Bemerkung machte und kicherte. Nach einem Geschäftsessen klang das nicht. Wo trieb sich der Kerl herum?
    »Ich will wissen, warum der Gesamtvorstand meinen Kali-Deal torpediert hat. Was steckt hinter Pelican Trust? «
    »Nicht jetzt, nicht am Telefon.«
    »Du hättest mir etwas sagen müssen!«
    »Wie denn? Du warst letztes Mal nicht gerade in der Stimmung für ein ernsthaftes Gespräch.«
    Hanna blieb endgültig die Spucke weg. »Du wusstest schon vor einer Woche, dass meine ganze Arbeit für die Katz sein würde?«
    »Das habe ich nicht gesagt, Kleines.«
    »Du mich auch.« Hanna drückte die Aus-Taste.
    Der Kellner näherte sich. »Noch einmal das Gleiche?«
    Hanna bemerkte die Blicke der anderen Gäste. Notgeile Businesstypen, die eine alleinstehende Frau an der Hotelbar für leichte Beute hielten. Männer mit dicker Brieftasche und Frau und Kindern im trauten Heim, das solche Kerle niemals für ihre Geliebte aufgeben würden.
    Männer wie Helmut.
    Hanna schüttelte den Kopf und bestellte die Rechnung.
14.
    Dominik fand eine Lücke auf dem Parkplatz des Rudervereins. Sein Freund Jochen Urban wartete bereits, ebenfalls in Laufklamotten, zu seinen Füßen saß mit hängender Zunge Ronaldo, Jochens Schäferhund. Dominik schloss seinen Honda ab und sie fielen sofort in einen gemütlichen Trab, am Biergarten vorbei zum Fluss hinunter, in Richtung Hafen.
    »Wir sollten das wieder öfter machen«, sagte Dominik.
    »Jep«, antwortete Jochen auf seine knappe Art und ließ den Hund von der Leine.
    Das Tier war gut erzogen, es durfte nur kein Typ vom Ordnungsamt des Wegs kommen. Dominik erinnerte sich noch gut daran, dass Nelly einst Ronaldos Namensgeberin gewesen war. Das Tier hatte als Welpe mit Leidenschaft Bälle gejagt – und sie sich herrlich über seine Tapsigkeit amüsiert.
    Nelly.
    In Jochens Gegenwart erinnerte er sich stärker als sonst an die schlimmsten Momente seines Lebens. Kein Wunder – er hatte sie mit Jochen geteilt, der kurz darauf aus dem Polizeidienst geschieden war und sich in der privaten Sicherheitsbranche selbstständig gemacht hatte. Die richtige Entscheidung, wie es schien. Urban Ermittlungen hatte sich auf Wirtschaftskunden spezialisiert und expandierte stetig – Jochen stellte die Kundschaft zufrieden und war inzwischen bestens vernetzt.
    Die Kehrseite des Erfolgs war ihm anzusehen, fand Dominik: Von Mal zu Mal wurden die Furchen auf der Stirn tiefer. Jochen brauchte Urlaub, doch das hörte er nicht gern. Er war lieber der umtriebige Macher, den nichts erschütterte.
    »Angelst du noch manchmal?«, fragte Dominik.
    Fliegenfischen war einmal Jochens großes Hobby gewe sen – einsam auf einem Fels im Gebirgsbach stehen und die Angel schwingen wie Brad Pitt in Aus der Mitte entspringt ein Fluss. Jochen hatte Dominik vor Jahren ein paarmal mitgenommen, an verschiedene Gewässer der Eifel und des Sauerlands, bis Dominik erkannte, dass es nichts für ihn war.
    »Kaum noch Zeit dafür. Leider.«
    Sie folgten dem Rheinufer. Ronaldo wetzte voraus, um sich alle paar Meter nach ihnen umzusehen und am Wegrand zu schnüffeln, bevor er weitergaloppierte. Sie unterquerten die Hammer Eisenbahnbrücke und passierten die Industrieanlagen. Als sich die Uferzone zur Linken weitete, verließen sie den asphaltierten Fußweg und schlugen den Pfad ein, der unten am Wasser entlangführte.
    Dominik musste daran denken, dass Jochen ebenfalls vom Schicksal gebeutelt war. Sein Exkollege redete nicht gern darüber, aber Dominik wusste, wie sehr Jochen noch immer unter dem Verschwinden seiner Tochter litt. Vierzehn Jahre alt war Lisa damals erst gewesen. Zwei Ansichtskarten aus Amsterdam waren die letzten Lebenszeichen, die Jochen von ihr erhalten hatte.
    Sie erreichten den Golfplatz an der Spitze des Rheinbogens und beschlossen kehrtzumachen. Dominik blieb kurz stehen und stützte tief schnaufend die Hände auf die Knie. Die Abendsonne senkte sich bereits auf die andere Rheinseite. Gut zwei Kilometer Rückweg lagen vor ihnen.
    »Ich hab den Schießtest vergeigt«, sagte

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