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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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Mut zusammen, vertippte sich mehrmals und korrigierte, dann schickte er die Antwort ab: Lass uns nächste Woche treffen, sobald ich wieder in Berlin bin. Hast du Lust und Zeit?
    Mierscheid griff wieder zur Zeitung, konnte sich jedoch nicht mehr konzentrieren.
    Wieder ein Piepsen.
    Wo bist du jetzt?
    Wahlkreistermine.
    Bin übers Wochenende auch im Rheinland. Wie wär’s mit Samstag?
    Mierscheid konnte es kaum fassen. Für Paula würde er jeden anderen Termin streichen. Die Schlange vor ihm hatte sich nun aufgelöst, seine Mitflieger waren im Gate verschwunden. Er stand auf und tippte.
    Wann und wo?
    Eine Angestellte des Bodenpersonals winkte ihm hektisch. Mierscheid reichte ihr den Ausdruck mit seiner Reservierungsnummer und zeigte den Ausweis. Als er in den Flieger schritt, behielt er das Display des Handys im Blick.
    Wie immer hatte Mierscheid einen Gangplatz weit vorne. Er verstaute seinen Koffer im Fach über den Sitzen. Die Maschine war schlecht klimatisiert. Schweiß rann ihm den Rücken hinunter. Wo blieb nur Paulas Antwort?
    »Das Handy müssen Sie jetzt aber ausmachen«, sagte eine Stewardess.
    »Gleich.«
    Endlich: Sechzehn Uhr, Café Schwan?
    Mierscheid erinnerte sich an das Eiscafé im Düsseldorfer Stadtteil Bilk – unweit davon hatte Paula während ihres Studiums gewohnt.
    »Bitte, wir starten jetzt.«
    Die Stewardess lächelte ihn immer noch an, vielleicht hatte sie ihn erkannt.
    Mierscheid schrieb: Ok. Für das Rendezvous mit Paula würde eine Kaffeetafel der Frauen-Union in Neuss auf seine Anwesenheit verzichten müssen.
    Er drückte auf Senden.
    »Aber klar.« Mierscheid schaltete das Gerät aus und lächelte zurück. »Geben Sie Gas, es geht nach Hause!«
13.
    Die Hotelbar lag unweit der RheinBank-Zentrale an der Königsallee. Tropenholz und schwarzer Marmor, Sesselbezüge im Zebralook – für Hannas Geschmack war der Raum zu dunkel und die Einrichtung zu protzig, aber Helmut liebte das Flair.
    Sie trafen sich hier einmal pro Woche, immer mittwochs. Beim ersten Mal waren sie nach dem Drink in einem der überteuerten Zimmer des Luxusschuppens gelandet, im Überschwang der Hormone, als alles noch ganz neu gewesen war. Seit jenem Abend nahm Hanna ihren Freund lieber mit zu sich nach Hause – das fehlte noch, dass die Leute an der Rezeption sie für ein Callgirl hielten.
    In Stimmung für ein Tête-à-Tête war sie heute nicht, aber sie brauchte Halt und Geborgenheit nach dem Desaster in der Bank.
    Hanna bestellte eine angeblich preisgekrönte Cocktail-Kreation des Hauses aus Rum, Maracuja und Sahne und hielt Ausschau nach Helmut. Typisch, dachte sie. Der Kerl schaffte es nie, pünktlich zu sein.
    Hinter ihr lag eine Shoppingtour mit Leonie durch die Läden an Kö und Schadowstraße. Als Patentante hatte Hanna sich nicht lumpen lassen, dem Mädchen fast jeden Wunsch zu erfüllen. Dabei hatte sie gelernt, was eine Fünfzehnjährige von heute für ein angesagtes Outfit hielt: Leonie schmückte ihr Haar mit einer Schleife, wie es Madonna in den Achtzigern getan hatte. Sie trug einen neongrünen BH, der durch ihr weißes Tanktop schimmerte. Die Jeans mussten zerrissen sein und die Armbanduhr aus Plastik war »geilo-mat«, weil eine elektronische Stimme auf Knopfdruck die Zeit quäkte. Hannas Versuch, die junge Dame etwas geschmackvoller auszustatten und ihr ein schlichtes, schwarzes Sommerkleid zu kaufen, war nur halb geglückt: Leonie hatte das ultrakurze Modell durchgesetzt. Von Britta hätte sie so etwas vermutlich nicht bekommen.
    Bepackt mit Tüten waren sie beim Italiener eingekehrt. Weil Pelican Trust und der geplatzte Milliardenkredit ihr nicht aus dem Kopf gingen und sie darüber reden wollte, hatte Hanna den Gedanken verworfen, Helmut abzusagen. Ihre Nichte hatte Verständnis gezeigt – oder war gut darin, Enttäuschungen zu verbergen.
    Jetzt war Leonie vermutlich ›on‹, was bedeutete, dass sie auf Facebook mit Freunden chattete. Oder sie guckte eine dieser Castingshows im Fernsehen. Hauptsache, sie lud dazu nicht ihre ganze Clique ein.
    Als Hannas Glas nach zwanzig Minuten leer und Helmut noch immer nicht aufgekreuzt war, verlor sie die Geduld und rief ihn an.
    »Frantzen«, meldete sich seine Stimme erst nach dem fünften Klingeln.
    »Hanna hier. Wo steckst du, Helmut?«
    »In Berlin, das weißt du doch.« Im Hintergrund vernahm Hanna Kneipengeräusche. Ein Frauenlachen, das gekünstelt klang.
    »Quatsch, wir sind verabredet!«
    »Das wüsste ich, Kleines.«
    »Du sollst mich so nicht

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