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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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welche die Abteilungen Merger and Acquisitions, Structured Corporate Finance und Beteiligungsmanagement betrafen.
    Unter dem Tagesordnungspunkt Nummer vier war festgehalten: Der Kreditwunsch der Mitteldeutschen Kali AG werde aufgrund zweier Gegenstimmen abschlägig beschieden – für eine Annahme hätte es der Einstimmigkeit bedurft.
    Im fünften Punkt ging es ebenfalls um die Mitteldeutsche: Das Beteiligungsmanagement werde angewiesen, den Anteil von 4,9 Prozent, den die RheinBank an dem Göttinger Konzern hielt, zu verkaufen.
    Hanna hielt die Luft an. Das Veto zweier Vorstandsmitglieder gegen ihren Kredit hatte den Aktienpreis kurzfristig weit unter den Wert gedrückt. Wer auch immer jetzt das Paket erwarb, machte ein herrliches Schnäppchen.
    Hanna stieß auf den Namen des Käufers: Pelican Trust.
    Sagte ihr nichts. Sie war verwirrt. Keine weitere Erklärung, nichts zur Begründung, keinerlei Anhang. Weiß der Geier, um welchen Trust es sich da handelte.
    Rasch legte Hanna alles wieder an seinen Platz und schloss die Schublade.
    Als sie das Zimmer verließ, trat Ahrendt gerade aus einem der Aufzüge am Ende des Flurs. Er bemerkte sie sofort.
    Hanna wartete auf ihren Chef. Einfach abzuhauen, hätte sie nur verdächtig gemacht.
    »Was tust du in meinem Büro?«
    »Ich habe dich gesucht. Kannst du mir für morgen freigeben? Vielleicht auch den Freitag. Ich denke, das wäre nur fair, oder? Außerdem habe ich meine Nichte zu Besuch.«
    Ahrendt musterte sie.
    Ruhig bleiben, ermahnte sich Hanna und hielt seinem Blick stand.
    »Wie alt ist das Mädchen denn?«
    »Ende des Jahres wird sie sechzehn.«
    »Geht in Ordnung.« Ahrendt lächelte. »Sweet sixteen, da steht einem die Welt noch offen. Macht euch ein nettes verlängertes Wochenende. Es reicht, wenn du am Montag wieder antrittst. Du hast recht, du hast es wirklich verdient.«
    Zurück in ihr Büro. Bevor sie ging, wollte Hanna Klarheit haben. Pelican Trust – höchstwahrscheinlich ein Investmentfonds.
    Sie rief bei Smith-Dudley an, bekam den Anwalt an die Strippe, mit dem sie in Sachen Kali-Fusion zusammengearbeitet hatte, und fragte ihn, ob er einen solchen Trust kenne.
    »Meinst du diese Stiftung auf den Cayman Inseln?«
    »Ja«, antwortete Hanna, obwohl sie noch nie davon gehört hatte. Pelikane passen in die Karibik, dachte sie. Eine Stiftung also.
    »Wir verwalten den Trust, soviel ich weiß. Ein Partner unserer Kanzlei ist mit der Geschäftsführung beauftragt.«
    »Und von wem? Wer steckt hinter diesen Vögeln?«
    »Du fragst Sachen, Liebelein. Ist doch klar, wie es sich mit den Unternehmungen in jenem Teil der Welt verhält. Die eine Stiftung gehört der nächsten, man spinnt ein Geflecht von Scheinfirmen, es gibt weder Offenlegungspflichten noch Steuern.«
    »Deshalb macht man das ja.«
    »Richtig. In Sachen Pelican Trust hab ich mal gehört, dass der dortige Minister für Tourismus und Entwicklung seine Finger im Spiel hat. Aber sicher nur als ein weiterer Strohmann.«
    Hanna bedankte sich für die Information und legte auf.
    Der Tourismusminister – ein Strohmann der prominenten Art.
    Sie fühlte sich plötzlich wie auf einem löchrigen Kahn. Und durch die Bootswände drang die trübe, modrige Brühe des Sumpfs, auf dem sie mühsam rudernd unterwegs war. So hatte sie das Geldinstitut, für das sie seit sechs Jahren arbeitete, noch nie wahrgenommen.
12.
    Flughafen Berlin-Tegel, früher Abend, nichts wie weg aus dieser Stadt, in der ihn für den Rest der Woche nichts mehr hielt. Keine wichtigen Sitzungen – und auf den Ausschuss konnte er sich auch zu Hause in Neuss vorbereiten. Mierscheid hatte zugesagt, den Obmannposten zu übernehmen.
    Ein Kerl, der fast aussah wie Nothbeck von den Sozis, rollte seinen Koffer über Mierscheids Zehen. Mierscheid unterdrückte einen Fluch, zog seine Füße ein und steckte die Nase wieder in die Zeitung. Dazu futterte er Goldbären aus der Tüte.
    Natürlich war seine gestrige Rede der überregionalen Presse keine Erwähnung wert. Wie manchmal, wenn er schlecht gelaunt war, fragte sich Mierscheid, warum er nicht Versicherungsmakler in Neuss-Grimlinghausen geblieben war.
    LH2741 nach Düsseldorf wurde aufgerufen, eine Schlange formierte sich. Mierscheid blieb sitzen und las weiter. Sie würden ohnehin alle zur gleichen Zeit starten.
    Sein Handy piepste. Eine Nachricht auf dem Display.
    Wo warst du nach der Preisverleihung?
    Mierscheids Puls beschleunigte sich. Die SMS stammte tatsächlich von Paula.
    Er nahm seinen ganzen

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