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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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Beteiligung der Banken an der Rettung Griechenlands stark. Dominik tastete nach dem Radiowecker und drückte den Aus-Schalter.
    Nelly guckte aus ihrem Rahmen.
    »Ich habe eine Frau geküsst«, sagte er. »Sie gefällt mir. Sehr sogar. Du bist mir doch nicht böse, oder?«
    An ihrem Ausdruck auf dem Foto änderte sich natürlich nichts. Vielleicht hatte Nelly ihn von Wolke sieben aus beobachtet und freute sich für ihn. Einen Moment lang genoss Dominik diesen Gedanken.
    Im Wohnzimmer fand er seine Kamera, eine digitale Sony, Spiegelreflex mit gutem Zoom. Er war sich nicht sicher, ob es genügte, den Speicher gelöscht zu haben. Die Kollegen vom KK 42 könnten die Dateien vermutlich rekonstruieren. Oder die Laborratten des Landeskriminalamts, die für die kniffligen Aufgaben zuständig waren.
    In einem Anfall plötzlicher Unruhe riss Dominik den Deckel von der Linse und knipste wahllos drauflos: die Einrichtung, die Aussicht vom Fenster – bis der Speicher voll war, zur Gänze neu überschrieben. Um sicherzugehen, wiederholte er die Prozedur, löschte alles und löste erneut aus. Zigmal seine Füße, sein eigenes Bild im Spiegel.
    Dominik ließ die Kamera sinken. Der Kerl, den er sah, gefiel ihm nicht. Müde, unrasiert, jede Menge neuer weißer Haare.
    Keine Zeit für trübe Gedanken – er musste los.
    Der Himmel über der Stadt war einheitlich grau, es regnete kaum noch. Dominik fuhr zur Suitbertusstraße, um die restlichen Anwohner nach Leonie zu befragen, bevor sie zur Arbeit gingen, doch das Resultat blieb so mager wie gestern.
    Pünktlich um halb neun stand er vor der Tür der Postfiliale, gemeinsam mit einem alten Mann, der es nicht erwarten konnte, sein Päckchen aufzugeben.
    Eine Angestellte ließ sie hinein, Bemerkungen über den launischen Sommer machend.
    Es dauerte fünfzehn Minuten, bis endlich jemand zur Stelle war, der sich mit den Kameras in der Hofzufahrt auskannte. Der Rekorder stand im Büro in einem staubigen Eck unter einem Beistelltisch und war mit einem DVD-Brenner ausgestattet.
    Glück gehabt: Das Gerät speicherte nicht nur die letzten Stunden, wie es billige Rekorder taten, sondern volle drei Tage.
    Dominik ließ sich die Aufnahmen vom Dienstagabend kopieren.
    Präsidium, die Kriminaltechnik. Ganz hinten im Gang befand sich das Labor der Daktyloskopen mit ihren Verdampfern, Mikroskopen und sonstigen Gerätschaften. Ein älterer Kollege saß mit krummem Rücken an seinem Platz und bearbeitete Glasscherben mit einem weichen Pinsel.
    Dominik legte ihm die Tüte mit Leonies Handy auf den Tisch.
    »Hey, hinten anstellen!«, beschwerte sich der Kriminaltechniker.
    »Es ist wirklich dringend.«
    »Ist es immer.«
    »Ein junges Mädchen ist entführt worden.«
    »Und warum habe ich davon noch nichts gehört?« Der Kollege sah von seinen Scherben auf und musterte Dominik. »Ich kenne dich. Arbeitest du nicht bei den Betrügern?«
    »Kollegin Hachmeister vom KK 12 lässt herzlich grüßen«, log Dominik. »Wir arbeiten zusammen an dem Fall. Dass es eine Entführung ist, steht erst seit Kurzem fest.«
    Die Antwort war ein unverständliches Brummen.
    »Hast du Kinder?«, fragte Dominik.
    »Meine Tochter ist vierzehn, wieso?«
    »Die Entführte ist ungefähr im gleichen Alter. Und vor vier Jahren verschwand schon einmal eine Vierzehnjährige.«
    Der Spezialist rückte seine Brille zurecht, schob die Unterlage, auf der die Scherben angeordnet waren, behutsam zur Seite und ließ das iPhone aus dem Beutel gleiten. »Wenn Susi Hachmeister dich schickt, wird es wohl in Ordnung sein.«
    Der Tag fängt gut an, dachte Dominik.
    Sitte, das Zimmer der Kollegin Hachmeister. Dominik klopfte und trat ein.
    Die Frau mit dem chemiegeplagten Haar telefonierte. Für den Bruchteil einer Sekunde traf sich ihr Blick mit dem Dominiks. Dann drehte sie sich demonstrativ weg und redete weiter mit der Person am anderen Ende der Leitung.
    Dominik schaute sich um. Kinderzeichnungen – eine ganze Wand voll damit. Und ein Konzertplakat: Jamie Cullum, letzten Herbst in der Philipshalle, das Bildmotiv mit dem explodierenden Flügel. Auf dem Aktenschrank die gleiche Pflanze, wie sie in Dominiks Büro stand.
    Die Kollegin knallte den Hörer auf die Gabel und sagte barsch: »Im Fall Kaul habe ich nichts Neues.«
    »Aber ich.«
    »Du hast versprochen, mir nicht mehr auf den Wecker zu gehen.«
    Dominik nahm die DVD-Kopie aus der Hülle, ging in die Hocke und schob die Scheibe in den Schacht ihres PC.
    »Was soll das werden?«
    »Wirst du

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