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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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vielleicht?«
    »Nein.«
    Er schob Heller nach vorn. »Oder den?«
    Die Zeugin blickte auf ihre Uhr.
    »Schauen Sie sich das Foto an!«, befahl Dominik.
    »Ich muss jetzt zurück zur Arbeit«, sagte die junge Frau und stand auf. »Meine Mittagspause ist um.«
    Anna drückte sie zurück auf den Stuhl. »Jeder von uns hat eine Vergangenheit. Und irgendwann Dinge getan, auf die wir im Nachhinein nicht stolz sind. Aber was zählt, ist das Hier und Jetzt.« Sie hob die Stimme. »Wollen Sie, dass der Mörder Ihres Freundes straflos davonkommt?«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann helfen Sie uns endlich!«
    Wieder schwieg die Zeugin. Tränen schimmerten in ihren Augen. Noch etwas Druck, dann packt sie aus, dachte Dominik.
    Zu seiner Kollegin sagte er: »Pass auf, wir lassen uns sämtliche Aufzeichnungen der Überwachungskameras aus den Terminals bringen, Ankunfts- sowie Abflugbereich. Wäre doch gelacht, wenn wir die junge Dame nicht darauf entdecken würden!«
    »Gute Idee, Dominik«, sagte Anna, das Spielchen mitspielend. »So lange müssen wir Sie leider hierbehalten, Frau Oppers.«
    »Dazu haben Sie kein Recht!« Lilly sprang erneut auf.
    Dominik versperrte ihr den Fluchtweg zur Tür. »Wie wäre es mit Begünstigung eines Mörders? Ich kenne keinen Haftrichter, der das für eine Bagatelle hält.«
    »Ich will einen Anwalt.«
    »Nein, wollen Sie nicht.«
    »Ich muss zurück zur Arbeit!«
    »Setzen Sie sich«, sagte Anna. »Wenn Sie reden, haben Sie nichts zu befürchten.«
    »Kann ich mich wirklich darauf verlassen?«
    »Vorausgesetzt, Sie spielen nicht länger die Unschuld.«
    Die junge Frau schniefte. »Ich habe den Otto nur aus der Ferne gesehen.«
    »Otto, ist das sein Name?«, fragte Anna, die begonnen hatte, das Protokoll in den Computer zu tippen.
    Lilly lächelte. »Nein, so haben wir die Geschäftstypen genannt, die wir … ich meine, die Patrick ausgesucht hat.«
    Dominik hielt ihr noch einmal die Fotos hin.
    Sie zögerte. »Bei dem einen bin ich mir nicht sicher.«
    »Bei wem?«
    Lilly Oppers deutete auf Heller. Ein Glatzkopf mit Stiernacken. Weiche Züge, runde Brille.
    »Wo und wann genau sind Sie und Ihr Freund auf den Otto gestoßen?«
    »Samstagmittag in der Ankunftsebene. Er saß in der Stuhlreihe vor der ersten Tür, las Zeitung oder so und schien auf jemanden zu warten. Auf dem Monitor stand, dass eine Maschine aus Riga ausgeladen hatte, und als Nächstes war eine aus Berlin-Tegel dran.«
    »Na also, geht doch.«
    Dominik wechselte einen Blick mit seiner Kollegin.
    »Busch«, sagte Anna.
    Dominik nickte. Mit dem Flug Nummer AB6443 war um zwölf Uhr Paula Busch gelandet, die Lebensgefährtin des Bundesfinanzstaatssekretärs.
    Wenige Stunden später war sie ermordet worden.
    Und am Ende des folgenden Tages hatte der Otto auch Patrick getötet, seinen Erpresser.
52.
    »Du warst wieder in der Zeitung.« Die alte Frau war stolz wie Bolle und humpelte Mierscheid voraus in das Wohnzimmer. Ihre Hüfte schien wieder stärker zu schmerzen, aber er hatte es aufgegeben, sie zu einer Operation zu überreden. Gisela Mierscheid war der sturste Mensch, den er kannte.
    Sie gab ihm den prallen Umschlag. Schon oft hatte er ihr zu erklären versucht, dass er Angestellte und Praktikanten beschäftigte, die für ihn die Presse auswerteten, doch das hielt sie nicht davon ab, jeden noch so unwichtigen Artikel auszuschneiden, in dem sein Name erwähnt wurde.
    Er griff in das Kuvert. Der Blitz – Aufmacher vom Montag war unter den gesammelten Seiten. Heimliches Liebestreffen – keiner ließ sich etwas anmerken, aber vermutlich zerrissen sich die hiesigen Parteifreunde hinter seinem Rücken das Maul darüber.
    »Mama, hast du etwa mit dem Reporter gesprochen?«, fragte er, schärfer, als er es eigentlich wollte.
    »Du hättest dich mehr um Paula bemühen sollen«, antwortete sie ausweichend.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du mit diesen Leuten nicht über mich reden sollst. Die verdrehen jedes Wort.«
    »Ich könnte schon längst Enkelkinder haben.«
    »Mama!«
    »Nachher war dir ja keine mehr gut genug.«
    Sie stellte zwei kleine Gläser auf den Tisch und schenkte Portwein ein. Süß, zimmerwarm und stark. Ein angenehmes Gefühl in der Kehle. Mierscheid leerte das Glas und stellte es weg, bevor seine Mutter nachgießen konnte.
    Er stopfte den Blitz – Artikel zurück in den Umschlag. Sie fragte ihn, ob er nun ein großes Tier in Berlin geworden sei, wo er doch einen Ausschuss leite. Sicher treffe er jetzt häufiger die

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