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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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gleichmäßig.
    Meine Chance.
    Mit angehaltenem Atem schleiche ich zur Tür, öffne sie vorsichtig und steuere die Treppe an.
    Stufe für Stufe.
    Die Haustür. Ich drücke die Klinke und rüttle – vergeblich.
    Dann eben durch das Fenster. Ich ziehe den Rollladen hoch, es klappert und quietscht. Die Scheibe ist aus Milchglas. Ich rüttle am Griff, doch das Fenster klemmt – oder ist ebenfalls versperrt. Was nun?
    Das Schnarchen hat aufgehört. Eine Diele über mir knarrt. Der Scheißkerl hat gesagt, dass er mich tötet, wenn ich sein Vertrauen missbrauche. Verdammt, jetzt ist es so weit.
    Ich werde hektisch: Mit dem Stuhl schlage ich das Glas ein. Dabei ziehe ich mir einen Schnitt am Ellbogen zu. Es brennt und blutet. Schritte auf der Treppe. Vor dem Fenster ist ein Gitter. Ich lasse davon ab und versuche es im nächsten Raum.
    Die Küche. Zwei normale Fenster und gleich dahinter Wald. Doch der Dreckskerl ist schon im Flur, ich höre sein Fluchen und laufe nach nebenan. Eine Kammer, kein Fenster. Eine Tiefkühltruhe. Ich hebe den Deckel. Leer. Es stinkt nach Schimmel. Voll eklig.
    Das Schwein ruft nach mir.
    Die Kammer hat einen Ausgang zum Flur. Und nun? Die Kellertreppe? Oder zurück nach oben? Einen Raum hat das Erdgeschoss noch. Leise ziehe ich die Tür auf und mache sie hinter mir wieder zu. Es ist stockdunkel.
    Ich höre, wie der Dreckskerl in der Tiefkühltruhe nachsieht und den Deckel wieder fallen lässt. Er schreit meinen Namen und ist ganz nah. Ich ertaste einen Plastikvorhang und weiß, dass ich mich in einem Badezimmer befinde.
    Das Schwein reißt die Tür auf. Ein Schalter klickt und Licht flammt auf. Ich bin in die Dusche gestiegen und zum Glück ist der Vorhang nicht transparent.
    Nicht atmen. Blut rinnt von meinem Ellbogen. Mein Herz rast.
    Die Schritte entfernen sich. Gleich darauf scheppern die Stahltüren im Keller.
    Glück gehabt.
    Das Bad hat ein Fenster. Weit oben und schmal, aber ich könnte es schaffen. Ich ziehe die Rolllade hoch. Mist, ebenfalls vergittert.
    Hinaus. Zurück in die Küche. Doch der Dreckskerl kommt bereits die Treppe hoch. Selbst wenn die Fenster zu öffnen sind, wäre ich nicht schnell genug.
    Mir fällt die Tiefkühltruhe ein. Es bleibt wohl nichts anderes übrig. Ich drücke den Griff und hebe den Deckel. So schnell wird er kein zweites Mal hier nachsehen, denke ich. Die Truhe ist nicht in Betrieb, ich muss nicht frieren. Ganz sachte schließe ich den Deckel über mir. Es gibt nur ein kaum vernehmbares Klack .
    Dunkelheit und Stille. Ich mache keinen Mucks.
    Das war knapp!
    Minuten vergehen. Ich versuche, den Gestank zu ignorieren. Die Rufe meines Feindes klingen in der Kiste wie aus weiter Ferne. Als wäre er ein harmloser Geist, der nur in meinem Kopf existiert. Als könnte ich ihn einfach vergessen und alles wäre gut.
    Plötzlich habe ich den Eindruck, dass der Sauerstoff knapp wird. Mir wird klar, dass ich aus lauter Panik viel zu heftig atme. Mein eigener Puls rauscht in meinem Ohr. Ein wenig muss ich noch aushalten. Ich höre den Dreckskerl nicht mehr und schmiede Pläne. Vielleicht sucht er bereits außerhalb des Hauses. Wann soll ich es wagen, das Versteck zu verlassen?
    Mein Kopf wird schwer, fast wäre ich eingeschlafen. Raus hier, bevor ich ohnmächtig werde! Ich stemme die Arme gegen den Deckel, aber es tut sich nichts. Ich versuche es wieder, mit aller Kraft.
    Es gibt nur eine Erklärung: Das Schloss – es ist zugeschnappt! Die Truhe ist ein uraltes Modell, das nur von außen aufgeht … Was jetzt?
    Ich ringe nach Luft und wage es nicht, um Hilfe zu schreien.
    Doch meine Panik hält nicht lange an. Auf der sanften Schwelle zum Schlaf beginnen meine Gedanken zu wandern.
    Ich stelle mir meine Beerdigung vor.
    Alle sind gekommen. Mama und Jan, ihr neuer Freund. Tante Hanni, die Gute. Die halbe Schule. Fast alle weinen, sogar Frau Kopp, die mich in Englisch so ungerecht behandelt hat.
    Und Julian aus der elften ist auch da, von dem meine Freundin Karoline behauptet, er sei in mich verknallt.
    Ein schöner Traum, denke ich noch. Mir wird so leicht …
63.
    Die Flasche war leer. Mierscheid stand vor der Wahl: Entweder er öffnete eine weitere oder er blieb vernünftig und ging zu Bett. Es war zwei Uhr in der Nacht.
    Er war ans Ende der dicken Kladde angelangt. Der letzte Eintrag war vier Wochen alt. Paula war gerade von ihrem Urlaub mit ihrer Schwester zurückgekehrt. Sie saß in ihrem Berliner Apartment, das sie noch immer provisorisch bewohnte, schien

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