Schwarzer Sonntag
starrte ihn nur höhnisch an. Fasils Anwalt legte sein Mandat nieder, als er hörte, worum es in Wirklichkeit ging. Für ihn sprang ein Pflichtverteidiger ein. Fasil beachtete weder den einen noch den andern. Er schien es zufrieden, abzuwarten.
Corley leerte den Inhalt eines großen Kuverts auf dem Tisch im Büro des FBI aus. »Das ist alles, was Fasil bei sich hatte.«
Kabakov nahm sich die Sachen nacheinander vor. Eine Brieftasche, ein Umschlag mit 2500 Dollar in Scheinen, ein Flugtikket nach Mexico City ohne Datum, Fasils gefälschte Papiere, Kleingeld, Zimmerschlüssel vom Christlichen Hospiz und vom Bienville-Gebäude und zwei andere Schlüssel.
»In seinem Zimmer haben wir nichts gefunden«, sagte Corley. »Nur ein paar Kleidungsstücke. Und in Awads Gepäck fand sich auch nichts Verdächtiges. Wir versuchen herauszubekommen, woher Fasils Pistole stammt, aber wahrscheinlich hat er sie schon mitgebracht. Eines der Einschußlöcher auf der Leticia stammte von dem Geschoß einer Magnum.«
»Gesagt hat er nichts?«
»Kein Wort.« Einer stillschweigenden Übereinkunft folgend hatten Corley und Kabakov ihren Zusammenstoß im Superdome nicht mehr erwähnt, doch jetzt dachten sie beide daran.
»Haben Sie Fasil damit gedroht, man werde ihn an Israel ausliefern und ihn dort wegen München vor Gericht stellen?« fragte Kabakov.
»Ich habe ihm mit allem gedroht.«
»Wie war’s mit Pentathol oder Halluzinogenen?«
»Das darf ich nicht, David. Ich kann mir ganz gut vorstellen, was Ihre Freundin, Dr. Bauman, in der Handtasche mit sich rumschleppt, und deshalb lasse ich sie auch nicht zu Fasil.«
»Da irren Sie sich. Das würde sie nie tun. Sie würde ihn nie unter Drogen setzen.«
»Aber Sie haben sie doch wohl darum gebeten?«
Kabakov schwieg.
»Diese Schlüssel gehören zu zwei Vorhängeschlössern«, fuhr Corley fort. »Weder Fasil noch Awad haben Vorhängeschlösser an ihren Gepäckstücken. Also hat Fasil irgendwo etwas eingeschlossen. Falls es eine sehr große Bombe ist, und sie muß schon sehr groß sein bei 600 Kilogramm Sprengstoff, befindet sie sich vermutlich auf einem Lastwagen. Oder irgendwo in der Nähe eines Lastwagens. Das bedeutet, daß wir nach einer Garage suchen müssen, einer Garage mit Vorhängeschlössern.
Wir lassen darum jetzt von jedem der beiden Schlüssel 500 Duplikate machen. Alle Streifenpolizisten bekommen Anweisung, die Schlüssel an sämtlichen Vorhängeschlössern in ihrem Revier auszuprobieren. Wenn einer paßt, werden wir sofort benachrichtigt und der Polizist wartet, bis wir kommen.
Ich weiß schon, was Ihnen mißfällt. Zu jedem neuen Schloß gehören zwei Schlüssel.«
»Stimmt«, sagte Kabakov. »Und das zweite Paar Schlüssel hat jemand anders.«
24
D AHLIA ? Bist du da, Dahlia?« Es war sehr dunkel im Zimmer. »Ja, Michael, hier bin ich.«
Er fühlte ihre Hand auf seinem Arm. »Habe ich geschlafen?« »Zwei Stunden. Es ist ein Uhr früh.«
»Mach Licht. Ich will dein Gesicht sehen.«
»Ja.«
Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und strich ihr
sanft mit den Daumen über die Wangenknochen. Seit drei Tagen hatte er kein Fieber mehr. Viermal täglich bekam er eine Dosis von 250 Milligramm Erythromycin. Das wirkte, wenn auch nur langsam.
»Ich will versuchen, aufzustehen.«
»Damit warte lieber noch.«
»Ich will auf der Stelle wissen, ob ich gehen kann. Hilf mir
bitte.« Er saß auf dem Bettrand. »Also, los!« Er legte den Arm um ihre Schulter, und sie faßte ihn um die Taille. Er stand etwas unsicher auf und machte schwankend einen Schritt. »Schwindlig«, sagte er. »Aber weiter.«
Sie spürte, wie er am ganzen Leibe zitterte. »Geh lieber wieder ins Bett, Michael.«
»Unsinn. Bis zum Sessel schaffe ich’s.« Er ließ sich in den Sessel fallen, kämpfte gegen Schwindel und Übelkeit an. Er lächelte schwach. »Acht Schritte waren das. Vom Bus bis zur Gondel sind es höchstens fünfzig Schritte. Jetzt haben wir den fünften Januar - nein, den sechsten, es ist ja schon nach Mitternacht. Also noch fünfeinhalb Tage. Das schaffen wir.«
»Ich habe nie daran gezweifelt, Michael.«
»O doch. Und du bezweifelst es auch jetzt noch. Ich nehme es dir nicht übel. Hilf mir zum Bett zurück.«
Er schlief bis in den Vormittag hinein und konnte zum erstenmal wieder richtig frühstücken. Jetzt mußte sie es ihm sagen.
»Irgend etwas stimmt nicht mit Fasil, Michael.«
»Wann hast du ihn zuletzt gesprochen?«
»Dienstag, am 2. Januar. Er rief an und bestätigte, daß der Wagen
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