Schwarzer Sonntag
der Redskins aus Washington und dann die der Dolphins aus Miami. Inmitten der wartenden Menge stehend, musterte er die Gesichter der Schlachtenbummler und achtete kaum auf die Spieler, die beim Aussteigen aus ihrer Maschine den jubelnden Fans zuwinkten.
Nur einmal suchte er Muhammad Fasil auf, der noch immer in der Krankenstation des Gefängnisses lag. Kabakov stand am Fußende des Bettes und starrte dem Araber minutenlang ins Gesicht. Corley und zwei bullige FBI-Agenten waren dabei.
Endlich sagte Kabakov: »Sobald die Amerikaner Sie laufen lassen, Fasil, sind Sie ein toter Mann. Die Amerikaner können Sie an Israel ausliefern. Man wird Sie wegen München aburteilen und innerhalb einer Woche aufhängen. Dabei würde ich rasend gern zusehen.
Wenn Sie aber sagen, wo der Sprengstoff versteckt ist, wird man Sie hier wegen Schmuggels verurteilen und einsperren. Vielleicht für fünf Jahre, vielleicht etwas länger. Und Sie sind doch davon überzeugt, daß es in fünf Jahren keinen Staat Israel mehr gibt. Von daher droht Ihnen dann also keine Gefahr mehr. Ich bin zwar davon überzeugt, daß Sie sich irren, aber wenn Sie schon so fest daran glauben, dann bedenken Sie, was ich Ihnen gesagt habe.«
Fasils Augen verengten sich zu Schlitzen. Er hob den Kopf, spuckte nach Kabakov, und der Speichel lief dem Israeli über das Hemd, während Fasil sich, erschöpft von der Anstrengung, in seinem Stützverband aufs Kissen zurückfallen ließ. Corley trat einen Schritt vor, aber Kabakov rührte sich nicht. Er starrte Fasil noch einen Moment an, dann drehte er sich um und ging hinaus.
Am Freitag um Mitternacht fiel die erwartete Entscheidung des Weißen Hauses. Falls keine neuen Ereignisse eintraten, sollte das Spiel wie vorgesehen stattfinden.
Am Samstag, dem 11. Januar, hielten Earl Biggs und Jack Renfro vom Secret Service eine letzte Besprechung in der FBIDienststelle in New Orleans ab. Anwesend waren 30 Agenten des Secret Service, die den Begleitschutz des Präsidenten verstärken sollten, sowie 40 Agenten des FBI und Kabakov.
Renfro stand vor einer riesigen Karte des Tulane-Stadions. »Heute ab 16 Uhr wird das Stadion noch einmal nach Sprengstoff abgesucht. Die Suche wird um Mitternacht beendet. Anschließend wird das Stadion hermetisch abgesperrt. Carson, Ihr Suchtrupp ist wohl bereit.« Das war keine Frage.
»Ist bereit.«
»Ferner lassen Sie morgen mittag um 13 Uhr 40 noch einmal sechs Leute mit dem elektronischen Schnüffler die Präsidentenloge absuchen.«
»In Ordnung. Die Männer sind bereits instruiert.«
Renfro wandte sich der hinter ihm hängenden Karte zu. »Schließt man die Möglichkeit aus, daß im Stadion versteckte Sprengladungen explodieren, bleiben zwei weitere Möglichkeiten. Die Guerillas könnten versuchen, Sprengstoff mit einem Fahrzeug ins Stadion zu bringen. Oder sie könnten so viel Sprengstoff einschmuggeln, wie sie unter ihrer Kleidung verbergen können.
Die erste Möglichkeit.« Er griff nach dem Zeigestock. »Straßensperren werden beiderseits des Eingangs Willow Street errichtet, ferner in der Johnson, der Esther, der Barret, der Story und der Delord Street. Die Hickory wird an der Kreuzung mit dem Audubon Boulevard gesperrt. Es müssen massive Sperren sein, die auch schnell fahrende Fahrzeuge aufhalten. Ich möchte nicht sehen, daß irgendwo jemand mit der Kelle an einem Sägebock den Verkehr stoppt. Sobald das Stadion besetzt ist, werden die Straßensperren geschlossen.«
Einer der Männer hob die Hand.
»Was gibt’s denn noch?«
»Die Fernsehleute maulen, weil sie bis Mitternacht alles aufgebaut haben sollen. Sie wollen den Übertragungswagen zwar schon am Nachmittag aufstellen, aber sie wollen, daß sie die ganze Nacht über Zugang zu ihm haben.«
»Kommt nicht in Frage«, sagte Renfro. »Sagen Sie ihnen das. Nach Mitternacht kommt keiner mehr rein. Sonntagmorgen ab 10 Uhr können die Kamerateams ins Stadion und ihre Plätze einnehmen. Mitgebracht wird nichts. Wo ist der Vertreter der Luftfahrtbehörde?«
»Hier«, sagte ein junger Mann mit spärlichem Haarwuchs. »Angesichts der bereits erfolgten Verhaftungen ist mit der Verwendung eines Luftfahrzeugs nicht zu rechnen.« Er sprach, als verlese er einen amtlichen Bericht. »Beide Flughäfen sind auf versteckte Waffen und versteckten Sprengstoff abgesucht worden.« Hier zögerte er. Offenbar schwankte er, ob er ›jedoch‹ oder ›trotzdem‹ sagen sollte. Er entschied sich für ›trotzdem‹. »Trotzdem wird allen Privatflugzeugen
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