Schwarzer Sonntag
sicher in der Garage steht. Gestern abend sollte er wieder anrufen. Er hat es aber nicht getan.« Von dem libyschen Piloten sagte sie nichts.
»Glaubst du, man hat ihn erwischt?«
»Sonst hätte er angerufen. Wenn er bis morgen abend nicht anruft, ist er ihnen in die Falle gelaufen.«
»Hoffentlich hat man ihn nicht gerade in der Garage erwischt, und hoffentlich hatte er nichts bei sich, was sie auf die Spur bringt.«
»Nur die Schlüssel. Die Quittung für die Miete hab ich sofort verbrannt. Die hat er nie in den Händen gehabt. Er hat nichts bei sich, was auf uns hindeutet. Die Polizei wäre sonst schon hier gewesen - falls er wirklich verhaftet ist.«
»Was ist mit der Telefonnummer vom Krankenhaus hier? Hat er die?«
»Er hat sie nur im Kopf, und er hat immer von verschiedenen Zellen aus angerufen.«
»Dann machen wir weiter. Entweder wir finden den Sprengstoff noch vor, oder nicht. Das Beladen am Flugplatz wird schwieriger werden, weil wir nur zu zweit sind, aber wenn wir uns beeilen, schaffen wir es schon. Hast du die Zimmer bestellt?«
»Ja. Im Hotel Fairmont. Ich habe nicht gefragt, ob die Luftschiffbesatzung dort wohnt. Ich hatte Angst -«
»Das macht nichts. Die Crew wohnt immer dort, wenn in New Orleans geflogen wird. Warum sollte es diesmal anders sein? Gehen wir noch ein bißchen.«
»Heute nachmittag soll ich wieder bei Aldrich anrufen und Auskunft über deinen Gesundheitszustand geben.« Sie hatte sich am Telefon als Landers Schwester ausgegeben und ihn krank gemeldet.
»Sag ihnen, ich hätte immer noch die Grippe und könnte frühestens in zehn Tagen wieder fliegen. Dann teilen sie Farley als Pilot und Simmons als Copilot ein. Erinnerst du dich noch an Farley? Du hast ihn damals bei dem Nachtreklameflug gesehen, über dem Shea-Stadion.«
»Ich erinnere mich an ihn.«
»Wenn du dir sein Gesicht noch einmal ansehen willst - zu Hause habe ich Bilder, auf denen er zu sehen ist.«
»Morgen«, sagte sie. »Morgen gehe ich nach Hause. Du kannst mich doch bestimmt in diesem Kleid allmählich nicht mehr sehen.« Sie legte den Kopf an seine Brust.
Lander lächelte und strich ihr mit der Hand über den Nakken.
Rasseln tut es jedenfalls nicht mehr da drinnen, dachte sie. Seine Atemwege sind frei.
25
N ACH F ASILS und Awads Verhaftung waren das FBI und der Secret Service endgültig davon überzeugt, daß die Araber einen Anschlag auf das Super Bowl-Spiel geplant hatten. Mit ihrer Festnahme glaubte man, das Schlimmste abgewendet zu haben. Doch waren die Behörden sich darüber im klaren, daß die Lage nach wie vor gefährlich war.
Zwei Personen, von denen bekannt war, daß sie - mindestens am Rande - in die Sache verwickelt waren, befanden sich noch auf freiem Fuß: die Frau und der Amerikaner. Bisher wußte man nicht, wer diese Personen waren, wenn auch die Polizei ein Phantombild der Frau besaß. Schlimmer noch - irgendwo in New Orleans oder in der näheren Umgebung der Stadt befand sich eine halbe Tonne hochexplosiven Sprengstoffs.
In den ersten Stunden nach der Verhaftung der beiden Araber war Corley ständig darauf gefaßt, daß es irgendwo in der Stadt eine furchtbare Explosion gab oder daß jemand anrief und drohte, ein ganzes Wohnviertel in die Luft zu jagen, falls man Fasil nicht sofort frei ließ. Weder das eine noch das andere geschah. Bei jedem Schichtwechsel übergaben 1300 Polizisten den sie ablösenden Kollegen das ominöse Schlüsselpaar. Die Anweisung, die Schlüssel an sämtlichen Garagen und Lagerhäusern auszuprobieren, wurde bei jeder Befehlsausgabe wiederholt. Die Suche wurde während der ganzen Woche fortgesetzt.
Unterdessen trafen von überall her Scharen von Zuschauern ein, die sich im Stadtbild immer mehr bemerkbar machten, je näher das große Wochenende rückte.
Sie unterschieden sich von den Besuchern des Sugar BowlSpiels dadurch, daß sie besser gekleidet waren. Und in den Restaurants fiel auf, daß diese Gäste größere Ansprüche stellten. In New Orleans sitzt das Geld immer locker, doch jetzt floß es in Strömen. Vor Galatoire’s und Antoine’s und dem Court of Two Sisters stand man Schlange, und im Französischen Viertel hallte die ganze Nacht Musik aus den Nachtlokalen.
Auch die Stehplätze waren bereits ausverkauft. Danach konnte man mit 84000 Zuschauern rechnen. Mit den Footballfans waren die Spieler, Taschendiebe und die Huren nach New Orleans gekommen. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun.
Kabakov fuhr am Donnerstag zum Flugplatz und beobachtete die Ankunft
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