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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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schlechter. Meist herrschte ein beklemmendes Schweigen, wenn sie zusammensaßen. Wenn er abends nach Hause kam, unterzog er sie einem Kreuzverhör. Er wollte genau wissen, was sie tagsüber getan hatte. Sie zählte es auf, lauter harmlose Dinge. Er glaubte ihr nicht. Im Bett wollte er nichts mehr von ihr wissen. Ende 1964 war das, was sie tagsüber tat, nicht mehr harmlos. Aber mehr als Sex suchte sie Wärme und Freundschaft.
    Als die Vereinigten Staaten ihr Engagement in Vietnam verstärkten, meldete Lander sich freiwillig als Helikopterpilot und wurde sofort angenommen. Die Ausbildung lenkte ihn ab. Er flog wieder. Er machte Margaret teure Geschenke. Ihr war nicht sehr wohl dabei zumute, aber immerhin war dies besser als die Art, wie er sie vorher behandelt hatte.
    In seinem letzten Urlaub, ehe er sich an Bord des Truppentransporters begab, der ihn nach Vietnam brachte, fuhren sie auf die Bermudas und hatten dort schöne Ferien. Lander sprach zwar fast ausschließlich und in ermüdender Ausführlichkeit über die Technik der Drehflügelflugzeuge, doch zumindest war er Margaret gegenüber sehr aufmerksam und manchmal sogar liebevoll. Margaret war ihm dankbar dafür und zeigte es ihm. Lander glaubte, daß er sie nie so geliebt hatte.
    Am 10. Februar 1967 startete Lander, der zu dieser Zeit auf dem Flugzeugträger Ticonderoga im Südchinesischen Meer stationiert war, zu seiner 114. Rettungsmission. Eine halbe Stunde nach Monduntergang schwebte er vor Dong Hoi über der dunklen See. Er befand sich fünfzehn Meilen vor der Küste und wartete auf einige F-4 und Skyraider, die von einem Bombenangriff zurückkehrten. Einer der Phantom-Jäger war getroffen worden. Der Pilot berichtete, sein Steuerbordtriebwerk sei ausgefallen, und er sehe einen Feuerschein. Er wolle versuchen, das Meer zu erreichen, ehe er und der Copilot mit dem Schleudersitz ausstiegen.
    Lander, im ratternden Cockpit seines Helikopters, sprach die ganze Zeit über mit dem Piloten. Zu seiner Linken lag die dunkle Küste von Vietnam.
    »Ding Zero Eins, wenn ihr draußen über dem Wasser seid, gebt mir, wenn ihr könnt, ein paar Leuchtsignale.« Lander konnte die Crew der Phantom auch mit Hilfe der Signale des Zielfluggeräts, das der Pilot bei sich hatte, auf dem Wasser orten, aber er wollte die Männer so schnell wie möglich herausholen. »Mr. Dillon«, sagte er zu seinem Bordschützen, »wenn wir runtergehen, blicken Sie landwärts. Der Stab bestätigt, daß keine Schiffe von unserer Seite in der Nähe sind. Jedes Boot, das nicht aus Gummi ist, ist ein feindliches Boot.«
    Die Stimme des Phantom-Piloten dröhnte in seinem Kopfhörer. »Mixmaster, ich sehe einen zweiten Feuerschein, und die Kiste füllt sich mit Qualm. Wir steigen aus.« Er schrie die Koordinaten, und noch ehe Lander sie zur Bestätigung wiederholen konnte, war der Kontakt abgerissen.
    Lander wußte genau, was geschah: die Zwei-Mann-Crew zog die Sauerstoffmasken herunter, die Rumpfhaube über der Kanzel flog ab, die Piloten wurden aufwärts in die eisige Luft katapultiert, drehten sich in ihren Schleudersitzen, die Sitze lösten sich automatisch, und dann begann das nervenzermürbende Abwärtssausen durch die kalte Dunkelheit, dem Dschungel entgegen.
    Er drehte den großen Helikopter landwärts. Die Flügelblätter des Rotors durchschnitten knallend den heftigen Seewind. Jetzt hatte Lander die Wahl. Er konnte bleiben, wo er war, auf Deckung aus der Luft warten und inzwischen versuchen, mit den Männern Funkverbindung aufzunehmen, oder er konnte losfliegen.
    »Da, da ist es, Sir!« rief sein Copilot und deutete in Richtung der Küste.
Lander sah etwa anderthalb Kilometer landeinwärts einen Feuerregen niedergehen. Die Phantom war in der Luft explodiert. Er befand sich bereits über der Küste, als das Signal des Zielfluggeräts durchkam. Er forderte Luftsicherung an, wartete aber nicht, bis die Jagdflugzeuge kamen. Ohne Lichter glitt der Helikopter über den dunklen Wald.
Das Lichtsignal blinkte von der schmalen, schlammigen und von Furchen durchzogenen Straße herauf. Die beiden Männer waren so umsichtig, eine Landezone für ihn zu markieren. Zwischen den mit Bäumen bestandenen Straßenböschungen gab es ausreichend Raum für den Rotor. Und wenn er kurz aufsetzte, würde es schneller gehen, als wenn er die Männer einen nach dem andern mit dem Haken heraufzog. Langsam sank der Helikopter zwischen den Baumhängen herab. Der von den rotierenden Flügelblättern verursachte Wind legte die

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