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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Schluß noch einmal lesen. DeJong verbrachte 100 Tage Einzelhaft bei herabgesetzten Rationen.
In einem Krankenhaus am Rande von Hanoi, einem kahlen Gebäude mit weiß getünchten Wänden und mit Gittern aus Rohrgeflecht in den Fensterhöhlen, aus denen die Fenster bei Luftangriffen herausgeflogen waren, wurde Landers Hand operiert. Ein Wunderwerk war es nicht, was da vollbracht wurde. Der Chirurg, der Lander behandelte, ein müde wirkender Mann mit geröteten Augen, besaß nicht die Ausbildung für eine Schönheitsoperation an der häßlichen roten Spinne, die angeschnallt vor ihm auf dem Operationstisch lag, und er hatte auch nicht genügend schmerzbetäubende Medikamente. Aber er hatte rostfreien Stahldraht, Abbindungsschnüre und Geduld, und schließlich war die Hand wieder funktionsfähig. Der Arzt sprach Englisch, und während der Behandlung probierte er sein Englisch mit lähmend langweiligen Sätzen, die Lander rasend machten, an seinem amerikanischen Patienten aus.
Lander, der verzweifelt nach irgendeiner Ablenkung suchte und überall hinblickte, außer auf seine Hand, sah in einer Ecke des Operationssaals einen alten französischen Respirator stehen, der offensichtlich nicht mehr benutzt wurde. Der Blasebalg, der die Atembeutel aufpumpte, wurde mit einem Gleichstrommotor über ein exzentrisches Schwungrad betrieben. Stöhnend erkundigte sich Lander nach dem Gerät.
Der Motor sei durchgebrannt, sagte der Arzt. Niemand wisse, wie man ihn reparieren könne.
Lander, der sich bemühte, seine Aufmerksamkeit auf irgend etwas zu konzentrieren, was ihn die Schmerzen vergessen ließ, sprach über Anker und wie sie neu gewickelt werden könnten. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
»Könnten Sie ihn reparieren?« fragte der Arzt mit gerunzelten Augenbrauen. Er knüpfte gerade einen winzigen Knoten. Der Knoten war nicht größer als der Kopf einer Ameise, nicht größer als eine Zahnpulpa und doch größer als die sengende Sonne.
»Ja«, sagte Lander und sprach über Kupferdraht und Spulen, und mehrmals brach er mitten im Satz ab.
»So«, sagte der Arzt. »Das ist alles, was ich im Moment für Sie tun kann.«
    Die Mehrzahl der amerikanischen Kriegsgefangenen in NordVietnam bewahrte eine Haltung, die in den Augen der hohen amerikanischen Militärs bewundernswert war. Sie hielten jahrelang durch, und als sie schließlich zurückkehrten, betraten sie mit einem forschen militärischen Gruß, die Hand schräg über ihren eingesunkenen Augen, amerikanischen Boden. Es waren entschlossene Männer mit einem starken, unbeugsamen Selbstbewußtsein. Es waren ungebrochene Männer, die noch an etwas glauben konnten.
    Colonel DeJong war einer von ihnen. Als er aus der Einzelhaft zurückkehrte und wieder das Kommando über die Kriegsgefangenen übernahm, wog er 125 Pfund. Tief in seinem Schädel glühten seine Augen wie die Augen eines Märtyrers, die ein inneres Feuer widerspiegelten. Noch hatte er kein Urteil über Lander gefällt. Doch dann sah er ihn mit einer Spule Kupferdraht in einer Zelle sitzen, eifrig damit beschäftigt, den Anker eines nordvietnamesischen Motors neu zu wickeln. Neben ihm stand ein Teller, auf dem Fischgräten lagen.
    Colonel DeJong gab die Losung aus, und niemand im Lager richtete mehr das Wort an Lander. Er war ein Ausgestoßener.
Lander war es noch nie gelungen, das Geschick, das er sonst an den Tag legte, auch auf seine schwach entwickelten Abwehrmechanismen anzuwenden. Die Schande, die Demütigung vor den anderen Gefangenen, die Isolierung, die später folgte - all das bedeutete eine Rückkehr der alten, schlimmen Zeiten. Nur Jergens sprach noch mit ihm, aber Jergens war oft in Einzelhaft. Jedesmal wenn er nicht aufhören konnte zu schreien, wurde er fortgebracht.
So wurde Lander, von seiner Verwundung geschwächt und von Malaria gepeinigt, wieder das aus zwei schlecht zusammenpassenden Teilen bestehende gespaltene Wesen: das Kind, das gehaßt wurde und haßte, und der Mann, den er nach dem Ebenbild dessen, was er sein wollte, geschaffen hatte. Die alten Zwiegespräche in seinem Kopf begannen wieder, aber die Stimme des Mannes, die Stimme der Vernunft blieb die stärkere; In diesem Zustand hielt er sechs Jahre lang durch. Es gehörte mehr dazu als Gefangenschaft, Lander so weit zu bringen, daß er nachgab und dem Kind erlaubte, den Mann das Töten zu lehren.
Als im letzten Jahr seiner Gefangenschaft am Weihnachtstag die Post verteilt wurde, gab man ihm einen einzigen Brief von Margaret. Sie arbeite

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