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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Liebhaber gewesen. Sie mußte lächeln, während sie sich einseifte. Sie dachte an den Amerikaner. Und sie hörte nicht die Schritte draußen im Flur.
    Nadscheer sprang halb von seinem Bett auf, als die Tür zu seinem Apartment krachend aufflog und eine Taschenlampe ihn blendete.
    »Genosse Nadscheer!« sagte der Mann eindringlich. »Aiwa.«
Die Maschinenpistole flackerte, und Blut schoß aus Nadscheer hervor, während die Kugeln ihn zurück gegen die Wand schleuderten. Der Mörder fegte alles, was auf Nadscheers Schreibtisch lag, in eine große Tasche. In diesem Augenblick wurde das Zimmer von einer Explosion in einem anderen Teil des Gebäudes erschüttert.
    Das nackte Mädchen in der Badezimmertür stand wie gelähmt vor Schreck da. Der Mörder richtete seine Maschinenpistole auf ihre nasse Brust. Sein Zeigefinger krümmte sich am Abzug. Es war eine schöne Brust. Die Mündung der Maschinenpistole schwankte.
    »Zieh dir was an, du arabische Nutte«, sagte er und ging rückwärts aus dem Zimmer.
Die Explosion zwei Stockwerke tiefer hatte die Wand aus Abu Alis Apartment herausgerissen und hatte Ali und seine Frau sofort getötet. Als die Angreifer sich hustend und halb erstickt vom Staub auf den Weg zur Treppe machten, kam ein schmaler Mann im Pyjama aus dem Apartment am Ende des Flurs und versuchte eine Maschinenpistole zu spannen. Ehe er den ersten Feuerstoß abgeben konnte, durchbohrte ihn ein Kugelhagel und jagte Fetzen von seinem Pyjama in sein Fleisch und quer durch den Flur.
Die Israelis rannten auf die Straße hinaus, und gleich darauf rasten ihre Wagen dröhnend südwärts, in Richtung des Meeres. In diesem Augenblick ertönten die ersten Polizeisirenen.
Dahlia stand wenige Sekunden nach dem Überfall auf der Straße. Sie hatte Nadscheers Bademantel an und hielt ihre Handtasche umklammert. Während sie sich unter die Menge mischte, die aus den umliegenden Häusern geströmt war, versuchte sie verzweifelt nachzudenken. Plötzlich packte eine kräftige Hand ihren Arm. Es war Muhammad Fasil. Eine Kugel hatte einen blutigen Streifen quer über seine Wange geschnitten. Er wickelte seinen Schlips um die linke Hand und hielt ihn an die Wunde.
»Nadscheer?« fragte er.
»Tot.«
»Ali auch, glaube ich. Sein Fenster ist herausgeflogen. Gerade als ich um die Ecke bog. Ich habe vom Wagen aus auf sie geschossen, aber ... Hör mir jetzt gut zu. Nadscheer hat den Befehl gegeben. Dein Auftrag muß durchgeführt werden. Der Sprengstoff kommt trotz der Sache hier. Er wird zu dem vereinbarten Termin eintreffen. Ebenso Maschinenwaffen - deine Schmeisser und eine AK-47, beide gesondert mit Fahrradteilen verpackt.«
Dahlia sah ihn an. Ihre Augen waren gerötet vom Rauch. »Das sollen sie büßen!« sagte sie. »Sie werden es teuer bezahlen müssen - zehntausend zu eins!«
Fasil brachte sie zu einem sicheren Haus im Sabra-Viertel, wo sie sich den Tag über aufhalten konnte. Nach Einbruch der Dunkelheit fuhr er sie in seinem klapprigen Citroen zum Flugplatz. Das geliehene Kleid, das sie trug, war ihr zwei Nummern zu groß, aber sie war viel zu erschöpft, um sich deswegen Gedanken zu machen.
Um 22 Uhr 30 flog die Boeing 707 der Pan Am dröhnend in Richtung des Meeres hinaus, und noch ehe die letzten Lichter der Küste unter der Steuerbordtragfläche verschwanden, sank Dahlia Iyad in tiefen Schlaf.

2
    I N DIESEM A UGENBLICK tat Michael Lander das einzige, was er wirklich mit Freuden tat. Er flog den Aldrich-Blimp, ein mit Helium gefülltes, unstarres Luftschiff. Zur Zeit schwebte er in einer Höhe von 240 Meter über dem Orange Bowl in Miami und bot dem Fernseh-Kamerateam hinter ihm in der Gondel einen ruhigen Standort. Unten, in dem zum Bersten vollen Stadion, spielten die Miami Dolphins, die Weltmeister, gegen die Pittsburgh Steelers.
    Das Gebrüll der Menge übertönte beinahe das knisternde und knatternde Radio über Landers Kopf. Wenn er sich an heißen Tagen über einem Stadion befand, hatte er das Gefühl, den Geruch der Menge wahrzunehmen. Das Luftschiff schien dann in einem starken, aufsteigenden Strom von wildem Geschrei und dumpfer Körperwärme zu hängen. Lander empfand diesen Strom als schmutzig. Er zog die Flüge zwischen den Städten vor. Dann war das Luftschiff sauber und ruhig.
    Nur hin und wieder blickte Lander auf das Spielfeld hinunter. Er beobachtete den Rand des Stadions und die Visierlinie, die er zwischen der Spitze eines Fahnenmastes und dem Horizont gezogen hatte, um genau die Flughöhe von 240 Meter zu

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