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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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niedermähte. Was Dahlia da schilderte, würde wie die gleichzeitige Explosion von tausend Claymore-Minen sein.
»Und die Zündung?«
»Eine Sprengkapsel. Sie wird elektrisch gezündet, über ein Zwölf-Volt-Netz, das sich bereits in dem in Frage kommenden Fahrzeug befindet. Es gibt ein identisches Reservenetz mit gesonderter Batterie. Außerdem eine Zündschnur.«
»Das ist alles«, sagte der Techniker. »Keine weiteren Fragen.«
Dahlia sah ihn an. Er lächelte - ob vor Befriedigung oder aus Angst vor Hafez Nadscheer, konnte sie nicht sagen. Sie fragte sich, ob Fasil wohl wußte, daß die größere Kurve das TulaneStadion darstellte, wo am 12. Januar die ersten 21 Minuten des Super Bowl-Spiels gespielt werden würden.
    Dahlia wartete eine Stunde in einem Raum am Ende des Flurs. Als sie wieder in Nadscheers Büro gerufen wurde, war der Führer des »Schwarzen September« allein. Jetzt würde sie es erfahren.
    In dem Zimmer war es dunkel, bis auf den Bereich, der von der brennenden Leselampe beleuchtet wurde. Nadscheer, der sich an die Wand zurückgelehnt hatte, sah in dem Dämmerlicht aus, als trüge er eine Kapuze. Nur seine Hände befanden sich in dem Lichtkreis: sie spielten mit einem schwarzen Kommandomesser. Als er sprach, klang seine Stimme sehr sanft. »Tu es, Dahlia. Töte so viele, wie du kannst.« Unvermittelt beugte er sich vor ins Licht und lächelte gleichsam erleichtert. Seine Zähne schimmerten hell in dem dunklen Gesicht. Und er wirkte fast vergnügt, als er jetzt die Tasche des Technikers öffnete und eine kleine Statue herausnahm. Es war eine Madonna, eine jener Figuren, wie man sie oft in den Schaufenstern der Devotionalienläden sieht, grell und unsorgfältig bemalt. »Sieh dir das mal an«, sagte er.
    Dahlia drehte die Figur in den Händen. Sie wog etwa ein halbes Kilo und fühlte sich nicht wie Gips an. Eine leichte, seitlich ringsherum verlaufende Kante deutete darauf hin, daß sie wahrscheinlich in einer Form gepreßt und nicht gegossen worden war. Auf der Unterseite stand: Made in Taiwan.
    »Plastique«, sagte Nadscheer. »Ähnlich dem amerikanischen C-4, aber weiter östlich hergestellt. Es hat gewisse Vorteile gegenüber dem C-4. Einmal ist es stärker, was nur in geringem Maße auf Kosten der relativen Unempfindlichkeit geht, und zum andern läßt es sich sehr gut formen, wenn man es auf über 50 Grad Celsius erhitzt.
    Zwölfhundert von diesen Figuren treffen morgen in zwei Wochen an Bord des Frachters Leticia in New York ein. Auf dem Frachtbrief steht, daß sie von Taiwan aus verschifft worden sind. Der Importeur, Muzi, wird sie im Hafen abholen. Danach sorgst du dafür, daß er schweigt.«
    Nadscheer stand auf und reckte sich. »Du hast deine Sache gut gemacht, Genossin Dahlia, und du hast eine weite Reise hinter dir. Jetzt wirst du mit mir ausruhen.«
    Nadscheer hatte ein spärlich möbliertes Apartment in einem der oberen Stockwerke des Hauses Nr. 18 in der Rue Verdun. Muhammad Fasil und Abu Ali wohnten in ähnlichen Quartieren in anderen Stockwerken des Gebäudes.
    Dahlia saß auf dem Rand von Nadscheers Bett, ein kleines Tonbandgerät auf den Knien. Er hatte sie aufgefordert, einen Text auf Band zu sprechen, der nach dem Anschlag über Radio Beirut ausgestrahlt werden sollte. Sie war nackt, und Nadscheer, der sie von der Couch aus beobachtete, sah, daß sie sichtlich erregt wurde, als sie in das Mikrofon sprach.
    »Bürger Amerikas«, sagte sie, »heute haben palästinensische Freiheitskämpfer im Herzen eures Landes zugeschlagen. Dieser Schrecken wurde von den Handlangern des Todes in eurem eigenen Lande, die den israelischen Schlächtern die Waffen liefern, auf euch herabbeschworen. Eure Politiker waren taub gegen die Schreie der Entwurzelten. Eure Politiker haben die von den Juden angerichteten Verheerungen in Palästina ignoriert und haben ihrerseits Verbrechen in Südostasien begangen. Waffen, Kampfflugzeuge und Milliarden von Dollar sind aus eurem Land in die Hände von Kriegstreibern gelangt, während Millionen eurer eigenen Landsleute Hunger leiden. Das Volk wird sich nicht abweisen lassen.
    Hört, Bürger Amerikas! Wir wollen eure Brüder sein. Es ist an euch, den Abschaum zu beseitigen, der euch regiert. Von jetzt an wird für jeden Araber, der durch die Hand eines Israeli stirbt, ein Amerikaner durch die Hände von Arabern sterben. Jede von jüdischen Gangstern zerstörte muselmanische oder christliche Kultstätte wird mit der Zerstörung eines Besitztums in Amerika

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