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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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rannte er auch schon den Hügel hinunter, und überließ es Cochrane und Lewis, das Seil festzubinden, das den letzten Kanister hielt.
    Am Fuß des nächsten Mastes fand McShane den Körper seines Freundes. Munro lag auf dem Bauch. Seine rechte Hand war zerquetscht, sein Arm verdreht und gebrochen, und seine zerfetzten Hosenbeine waren blutgetränkt. Die Luft roch nach Ozon, als wäre ein Blitz eingeschlagen. Munro selbst roch nach verbranntem Haar und Fleisch. McShane ließ sich auf die Knie fallen und tastete nach dem Puls seines Kameraden, obwohl er wußte, daß es vergeblich sein würde.
    So hockte er noch immer da, als Cochrane und Lewis kamen.
    »Was ist passiert, Ian?« fragte Alick atemlos.
    »Verdammt! Verdammt! Verdammt!« fluchte McShane. »Der Hilfsstrom ist angesprungen. Ich habe einen Schlag bekommen und einen der Keile herausgerissen. Anscheinend waren meine Gummihandschuhe schmutzig, denn der Strom ist mir den Arm hochgelaufen. Der Kanister ist losgerollt, doch Colin ist draufgesprungen. Meine Güte, er hat das verdammte Ding angehalten.«
    »Mein Gott!« murmelte Cochrane, als er sich Munros Leiche näher ansah.
    »Er hat sich am Mast geerdet«, sagte McShane. »Er muß schon tot gewesen sein, bevor er zu Boden fiel.«
    »Was ist mit seinem Fuß passiert?« wollte Lewis wissen.
    Munros rechter Fuß war nackt und am Knöchel aufgerissen, als wäre er von innen geplatzt.
    »Da ist der Strom ausgetreten«, antwortete McShane. »Er hat den Stiefel einfach weggepustet. Entweder habe ich nicht den ganzen Strom abbekommen, oder er ist auf derselben Seite wieder hinuntergelaufen. Er hat meine lebenswichtigen Organe verpaßt. Colin hatte nicht soviel Glück.«
    »Nein«, murmelte Cochrane. »Aber er hat die Mission gerettet, Ian. Er hat uns alle gerettet.«
    »Das hat er, Alick.« McShane wartete, bis er seiner Stimme wieder vertrauen konnte. »Wir müssen trotzdem noch zwei Kanister aufhängen. Den weiter hinten und den hier über unseren Köpfen.«
    »Was ist mit den Deutschen?« fragte Lewis. »Ich habe gesehen, wie die Lichter geflackert haben.«
    McShane ging zum nächsten Stützpfeiler und rammte die Klettereisen ins Holz. »Entweder haben sie es bemerkt oder nicht. Wenn sie kommen, werden wir ihnen einiges zu tun geben. Wenn nicht, bringen wir unseren Job zu Ende. Gib mir dein Seil.«
    Lewis reichte ihm ein langes Tau.
    »Ich werde Colins Knebelseil herausziehen. Dann schleppen wir den Kanister mit diesem Seil hier zurück und befestigen ihn neben den anderen.«
    Alick Cochrane starrte nur vor sich hin. Es war schon etwas Besonderes, diese Art von Entschlossenheit mitzuerleben, die einen toten Kameraden einfach in Vergessenheit versinken lassen konnte und eine unmögliche Mission weitertrieb. Aber trotzdem ... Er wußte, daß sein Freund nicht klar dachte. »Ian«, sagte er freundlich. »Wenn wir versuchen, das Ding zurückzuziehen, kriegen wir selbst einen Stromschlag.«
    »Ich glaube nicht, daß die Hilfskabel noch Strom führen«, erwiderte McShane. »Was auch immer die Hauptkabel lahmgelegt hat, es kann nur kurzfristig gewesen sein, denn Colin hat die Hilfskabel kurzgeschlossen, und trotzdem sind da unten wieder alle Lichter an.«
    Cochrane dachte nach. »Colins Körper hat die Reserveleitungen vielleicht nur für einige Sekunden lahmgelegt, Ian. Sie könnten noch Strom führen.«
    »Na gut ... Ich springe auf den Kanister, wie Colin es getan hat, und befestige das Miststück an Ort und Stelle. Ich benutze irgendwas, was leicht bricht, einen dicken Zweig, zum Beispiel. Die Wucht der anderen Kanister wird ihn freisetzen, wenn es soweit ist.«
    Cochrane suchte den Schnee nach einem passenden Stock ab.
    »Was ist mit Colin?« erkundigte sich Lewis. »Soll ich ihn hier begraben, während du da oben bist?«
    McShane hatte schon beide Klettereisen ins Holz gestemmt und war dabei, den Mast emporzuklettern. Jetzt hielt er inne und sah Lewis in die Augen. »Lieber Himmel, wenn wir uns das Kreuz brechen, um Gaskanister hier hochzuschleppen, John, dann können wir auch Colin zum Strand tragen. Er wird in Schottland begraben, oder ich werde bei dem Versuch sterben, ihn dorthinzukriegen.«
    Cochrane reichte McShane zwei dicke Zweige. »Es sind 16 Meilen bis zum Strand, Ian.«
    Der große Highlander kniff die Augen zusammen. »Dann sollten wir uns wohl am besten beeilen, richtig?«

26

    Hauptscharführer Günther Sturm schritt höchst befriedigt durch das Lager Totenhausen. Es war ein schöner Morgen ein

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