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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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verscharren.«
    Sie brauchten mehr als anderthalb Stunden, um Willi Gauss zu begraben, alle Kanister zu finden, die Rollmechanismen und Haltestangen an den Kanisterköpfen zu befestigen und die Baumwollfrachtfallschirme zu vergraben, an denen die Gaskanister heruntergesegelt waren. Weitere zwei Stunden brauchten sie, um die acht Kanister und die eine Kiste, die als Nachschublager für Stern und McConnell diente, auf den Gipfel des höchsten Hügels zu bringen.
    Sie schlugen ihr Lager am Fuß des ersten Mastes hinter dem Zaun der Transformatorstation auf. Die Station selbst war schwarz gestrichen, um sie vor den Blicken der alliierten Bomberstaffeln zu schützen. Ein tiefes Summen verriet den Kommandos, daß sie arbeitete, und Cochrane stellte nach kurzer Besichtigung fest, daß sie verlassen war.
    Lewis meinte mürrisch, daß es Selbstmord wäre, im Regen den Mast zu erklimmen und so dicht an den Hochspannungskabeln zu arbeiten. McShane ignorierte ihn einfach, legte Klettereisen und Sicherheitsharnisch an, befestigte ein langes, zusammengerolltes Seil an seinem Gürtel und kletterte rasch auf einen der 20 Meter hohen Strommasten. Colin Munro folgte ihm auf dem Fuß. Oben angekommen band McShane sein Knebelseil zur Sicherung um den Querbalken, rollte das lange Tau ab und benutzte es dann, um den Flaschenzug hochzuziehen, mit dem sie die schweren Kanister auf die Spitze des Masts hieven wollten.
    Die Kommandos arbeiteten schweigend und mit beachtlicher Schnelligkeit. Sie hatten diese Aktion oft genug in Achnacarry geübt. Cochrane und Lewis bauten die Kanister-RollerKombination auf dem Boden zusammen und zogen sie dann per Flaschenzug hoch. McShane und Colin Munro übernahmen es, sie auf die Hilfsleitungen zu wuchten.
    In Achnacarry hatte Munro den Vorgang geprobt, indem er einen 65 Pfund schweren Weihnachtsschmuck an ein Seil gehängt hatte. Der Kanister war der Schmuck, und das Rollrad und die Haltestange bildeten den Haken. Die Analogie paßte irgendwie. Diese Arbeit erforderte perfekte Balance und enorme Kraft, weil man den Kanister vom Haken des Flaschenzuges lösen mußte, mit dem er hochgehievt worden war und ihn noch höher heben mußte, um ihn dann auf das äußerste Hilfskabel setzen zu können. Und das alles, ohne daß der Mann oder das Metall das stromführende Kabel berührten, welches sich wenige Zentimeter weit entfernt befand.
    McShane lieferte die Kraft, und Munro war für die Balance verantwortlich. Sobald das Rad auf dem Kabel saß, kletterte Munro vom Querbalken auf den Kanister, während McShane sowohl den Mann als auch die Konstruktion mit einem Gummiseil festhielt, das an einem Haken am Boden des Kanisters befestigt war. Dann ließ McShane den Kanister mit Munro darauf eine vorherbestimmte Strecke von dem Querbalken wegrollen. Wenn die Konstruktion bremste, zog Munro einen mit Schmierfett behandelten Keil aus einem Beutel an seinem Gürtel und steckte ihn durch ein Loch im Rad. Dann mußte er gleichzeitig die sechs Pressluftzünder scharf machen, die aus dem Drahtgestell hervorragten, das jeden Kanister umgab. Der letzte Schritt schließlich bestand darin, ein schweres Gummiseil an den übergroßen Ringen zu befestigen, die an den Enden der Keile saßen. Diese Seile sollte Jonas Stern benutzen, um den Gasangriff auszuführen.
    Alles verlief nach Plan bis auf den letzten Kanister. McShane und Munro hatten eine kurze Pause von 60 Sekunden eingelegt, bevor sie sich daran machten, auch den letzten Gasbehälter einzurichten. Er hing direkt unter ihnen und wurde vom Flaschenzug gehalten, den Cochrane und Lewis bedienten. Die beiden Männer ruhten sich Seite an Seite auf dem Querbalken aus. McShane saß, und Munro hockte mit seinem schon fast unheimlichen Gleichgewichtsgefühl wie ein Huhn auf der Stange, als sie ein lautes Knallen vom Kraftwerk hinter ihnen hörten.
    Ob es ein Blitz war oder ein Ast, der über das Kabel gefallen war, das wußte niemand, aber Ian McShane stieß ein lautes Knurren aus, als der Hilfsdraht und das Gummiseil in seinen Händen plötzlich zum Leben erwachten. Der Highlander wußte nicht, daß er ein Geräusch gemacht hatte. Er wußte nur, daß sein Arm von einem Gorilla gepackt worden war; also versuchte er ihn zurückzureißen. Dann war plötzlich der Strom unterbrochen, und er stürzte vom Querbalken.
    Sein Knebelseil rettete ihm das Leben. Es war an seinem Gürtel und am Querbalken festgebunden und hielt ihn 18 Meter über dem Boden in der Luft. Es war eine perfekte

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