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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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gehindert, ihn zu verhören!«
    »Vielleicht wissen sie es ja doch nicht«, gab Stern zu bedenken. »Die SS hatte ihn ja schon in die Mangel genommen. Anna hat dem Wachtposten erzählt, Miklos habe ein schwaches Herz. Vielleicht glauben sie, daß er einfach gestorben ist.«
    »Ich muß außerdem diese Sauerstoffflasche in den E-Block schmuggeln«, erinnerte Anna die beiden Männer.
    McConnell wollte weitere Einwände erheben, aber Anna kam ihm zuvor, indem sie Stern eine Frage stellte. »Glauben Sie, daß Ihr Vater bereit ist, in den E-Block zu gehen?«
    »Bei den Zahlen, die wir haben, bezweifle ich das stark.« Stern stand auf und lehnte sich gegen den warmen Ofen.
    »Sie müssen ihn überzeugen. Vielleicht würde er ja zustimmen, die Frauen und Kinder nach Polen zu führen?«
    »Vielleicht. Ich habe ja noch den ganzen morgigen Tag, um mir etwas auszudenken.« Stern schnippte mit den Fingern. »Eins kann ich aber jetzt schon tun.« Er trat um den Tisch und verschwand durch die Kellertür.
    Anna ergriff McConnells Hand unter dem Tisch und drückte sie. »Sie sind ein merkwürdiger Mann«, sagte sie.
    Stern kam die Treppe wieder hoch und hatte seine lederne Tasche geschultert.
    »Was haben Sie vor?« wollte McConnell wissen.
    »Die beiden Kanister, die wir in den SS-Luftschutzbunker tun wollen. Wenn wir unseren Originalplan weiterverfolgen, dann brauchen wir jedes Gramm Gas, das wir haben, für den Angriff, stimmt's? Ich werde diese beiden Kanister so dicht wie möglich an den Lagerzaun schleppen. Mit dem Plastiksprengstoff und den Zeitzündern von Achnacarry kann ich die Ladung auf den Zylinderköpfen scharf machen und genau zeitgleich mit dem Angriff detonieren lassen. Um Punkt acht Uhr.«
    »Die habe ich vollkommen vergessen!« McConnell kam sich wie ein Idiot vor. »Sie haben recht. Wir brauchen die höchstmögliche Sättigung am Boden, die wir bekommen können. Ich komme mit.«
    Anna drückte seine Hand so fest unter dem Tisch, daß es fast weh tat.
    »Es ist sinnlos, daß wir beide riskieren, gefangengenommen zu werden«, sagte Stern. »Ich kann die Kanister allein dorthin bringen.«
    McConnell dachte darüber nach und willigte dann ein. »Aber lassen Sie sich nicht erwischen«, mahnte er. »Ich könnte diesen Mast nicht mal in einer Woche hochklettern.«
    Stern grinste, was sowohl Anna als auch McConnell überraschte. »Und ob Sie das könnten, Doktor. Wenn Sie müßten, könnten Sie es. Aber machen Sie sich darüber keine Sorgen. Wir haben uns ein bißchen Glück verdient.« Er nahm die Schmeisser und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und forderte McConnell mit einem Blick auf, ihm zu folgen.
    »Was gibt's?« fragte McConnell und zog die Haustür hinter ihnen zu.
    »Die SS kommt sie vielleicht holen«, sagte Stern. »Ehrlich gesagt, macht es mir eher Sorgen, daß sie noch nicht hier sind.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, daß Sie lieber im Keller auf mich warten sollten. Sie sollte oben bleiben. Wenn die SS kommt und sie freiwillig mitgeht, dann durchsuchen sie vielleicht das Haus nicht.«
    »Ich bin kein Idiot, Stern.«
    »Das weiß ich. Aber Sie ... und sie ... Ich bin nicht blind. Ich will damit nur sagen, daß jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist.«
    Es ärgerte McConnell, daß Stern ihn so leicht durchschaut hatte. »Es gibt vielleicht keinen anderen Zeitpunkt«, erwiderte er.
    Stern zuckte mit den Schultern. »Tun Sie einfach, was Sie tun müssen. Aber wenn sie kommen, und Sie nicht finden, dann nehmen Sie sich die Kletterausrüstung aus dem Keller, gehen zum Hügel und klettern diesen Mast hinauf. Wenn Sie oben sind, binden Sie sich mit Ihrem Strick dort fest und warten auf mich, solange Sie können.« Er lachte. »McShane hatte doch recht, was diese Seile angeht, stimmt's? Und außerdem können Sie von den Baumwipfeln aus die Straße zum Lager sehen. Wenn es so aussieht, daß Schörners Männer den Hügel heraufkommen und Sie holen wollen, dann lassen Sie das Gas los. Es ist so vorbereitet, daß es selbst ein Kind tun könnte. Danach vergessen Sie mich, vergessen sie und versuchen nur noch, die Küste zu erreichen. Vielleicht kommen Sie dann lebend wieder hier heraus.«
    McConnell schüttelte den Kopf, aber Stern ließ sich nicht beirren. »Wenn es soweit kommen sollte, Doktor, sind sie und ich sowieso schon tot.«
    Stern reichte ihm zum zweiten Mal die Hand, seit sie sich kannten.
    McConnell ergriff sie.
    »Es sind weniger als 24 Stunden«, meinte

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