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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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aneinanderpreßten.
    Jonas Stern lag östlich von Totenhausen mit dem Gesicht nach unten im Schnee, etwa zehn Meter vom elektrischen Zaun entfernt. Seine Ledertasche lag neben ihm. Die Dunkelheit der Bäume gewährte ihm Deckung vor den Wachtürmen, aber die Hundezwinger standen direkt auf der anderen Seite des Zauns. Er hielt den Atem an, als ein SS-Mann einen Schäferhund mit Maulkorb an der Innenseite des Zauns vorüberführte.
    Stern hatte die beiden Gaskanister bereits im Schnee vergraben, in flachen Gräben, die er senkrecht zum Zaun angelegt hatte. Nur die Kanisterköpfe ragten aus dem Schnee heraus. Stern hatte den Plastiksprengstoff um die Ränder gelegt, wo die Kanisterköpfe mit den Tanks verschweißt waren. Jetzt mußte er nur noch den Sprengstoff scharf machen und die Zeitzünder einrichten. Wenn er alles richtig gemacht hatte, dann würden im Moment der Detonation die Stahlköpfe weggeblasen werden, so daß das Nervengas unter Druck aus den Tanks entweichen würde, durch den Zaun sprühte und das Gebiet um die Hundezwinger und die SS-Baracke verseuchte.
    Die Kanister waren nicht das Problem gewesen. Das Problem waren die Patrouillen. Als Stern vom Hügel zum Lager gegangen war, hatte er den Eindruck gewonnen, daß eine ganze SS-Division in dem Gebiet stationiert war. Er hatte über zwei Stunden gebraucht, um vom Haus zum Lagerzaun zu kommen, und zweimal wäre er beinahe in eine Streife gelaufen. Die beiden vermißten SS-Leute hatten doch eine heftigere Reaktion hervorgerufen, als er erwartet hatte. Während er jetzt im Schnee neben den beiden Kanistern lag, versuchte er zu entscheiden, was er als Nächstes tun würde.
    Seiner Erfahrung nach waren Militärpatrouillen, ganz gleich, welcher Armee sie angehörten, in der Stunde vor Sonnenaufgang am wenigsten aufmerksam. Manchmal war es besser, so lange zu warten. Stern hatte das schon früher so gemacht, und es sah so aus, als wäre das auch heute abend das beste. Er würde sich nicht von Schörner fangen lassen, weil er ungeduldig war. In dem Kasten, den er in Achnacarry gestohlen hatte, befand sich eine Auswahl von Zeitzündern, die ihm eine Vielzahl von Möglichkeiten bot, die Sprengsätze einzurichten. Selbst wenn er hier bis zum Morgen warten mußte, konnte er die Kanister immer noch morgen um 20:00 Uhr sprengen. Als er sich Colonel Vaughans Gesicht vorstellte, wie dieser das Fehlen des Koffers in Achnacarry entdeckte, hätte er am liebsten lauthals gelacht. Aber er hielt sich zurück.
    Stern hörte das Knirschen eines Stiefels und das Hecheln eines weiteren Hundes.
    Klaus Brandt saß allein in seinem Büro im Krankenhaus. Die schwache Lampe auf seinem Schreibtisch war die einzige Lichtquelle im Raum.
    »Absolut, Reichsführer«, sagte er in das schwarze Telefon.
    »Und je eher, desto besser. Die Raubhammer-Gasanzüge waren unsere einzige Sorge, und die sind jetzt angekommen. Ich werde sie morgen testen.«
    »Ich habe eine Überraschung für Sie, Brandt«, antwortete Himmler. »Sie müssen sich gewundert haben, warum ich immer exakte schematische Pläne Ihrer Ausrüstung haben wollte und auch detaillierte Aufzeichnungen von Ihren Fortschritten.«
    Brandt rollte die Augen nach oben. »Ich muß eine gewisse Neugier eingestehen, Reichsführer.«
    »Sie werden sehr zufrieden sein, wenn Sie jetzt hören, daß ich im Harz von russischen Arbeitern eine gewaltige Fabrik aus dem Felsen habe schlagen lassen. Wenn die Raubhammer-Tests wie geplant verlaufen, woran ich keinen Zweifel hege, dann werden Sie dort bereits in fünf Tagen die Produktion von Soman IV leiten.«
    Brandt trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Hätte Himmler ihm weniger angeboten, wäre er beleidigt gewesen. »Reichsführer, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Sagen Sie nichts. Der einzige Dank, den ich erwarte, ist die maximale Produktion von Soman bis zu dem Tag, an dem die Alliierten in Frankreich einmarschieren. Wir werden Speer beweisen, wozu die SS in der Lage ist.«
    »Sie haben mein Wort, Reichsführer. Aber was wird aus meiner Arbeit hier? Aus meiner Laborausrüstung und meinen Leuten? Was wird aus meinem Krankenhaus?«
    Himmler gluckste am Telefon. »Vergessen Sie diese kleine Werkstatt, Brandt. In der Fabrik im Harz werden Sie alles vorfinden, was Sie brauchen, aber mit einer Kapazität, die zwanzigmal so hoch ist. Sie können natürlich Ihre eigenen Techniker mitbringen. Ich habe bereits alles vorbereitet, Totenhausen zu einem Geflügelhof umzubauen.«
    »Ich

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