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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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McConnell. »Da, wo ich herkomme, machen das alle.«
    »Anscheinend hat Ihre Familie nicht hungern müssen.«
    McConnell genoß Sterns verblüffte Miene. »Man hat mir erzählt, daß mein Goßvater ein Scharfschütze in Bennings „Brigade gewesen sei. Vielleicht hat das ja damit zu tun.« , »U.S. Army?« fragte Munro.
    »Die Konföderierten Staaten von Amerika.« McConnell lachte.
    Sergeant McShane stellte die Lee-Enfield wieder ins Regal zurück. »Zwei verdammt geheimnisvolle Männer«, murmelte er. »Da hab ich mir ja was Schönes eingebrockt.«
    Stern starrte immer noch McConnell an.
    »Richtig«, sagte McShane. »Noch ein kleiner Zwischenstop heute morgen. Die Todesfahrt. Halten Sie ihre Knebelseile bereit.«
    Der Highlander überquerte eine Weide und bewegte sich dabei fast vollkommen lautlos durch den braunen Schlamm. Daran erkannte man den erfahrenen Bergbewohner. Als McConnell und Stern ihm folgten, bemerkte Mark einen hohen, steilen Felshang in der Ferne. Irgend etwas bewegte sich darauf. Es sah aus wie Insekten. Dann erkannte er, daß diese Insekten Männer waren, und er atmete erleichtert auf, als McShane sich von der Felswand entfernte.
    Der Sergeant marschierte weiter, bis sie den Arkaig erreichten, der aufgrund der Regenfälle der letzten Tage angeschwollen und an manchen Stellen bereits über die Ufer getreten war. Das eisige graue Wasser schäumte über Felsbrocken und rauschte durchs Schilf. McConnell sah einen Stamm - groß wie ein Boot - vorbeischwimmen.
    »Da sind wir«, erklärte McShane.
    »Wo?« fragte Stern.
    McShane deutete zum Himmel hinauf. »Die Todesfahrt, Gentlemen.«
    Etwa 15 Meter über ihren Köpfen sah McConnell ein schwarzes Kabel, das von einem Baumwipfel zum Stamm eines anderen Baumes am gegenüberliegenden Ufer führte. Es war etwa in einem 50 Grad Winkel gespannt. Ein Sicherheitsnetz gab es nicht. Sergeant McShane legte die Hand auf eine Bohle, die an den Baum neben ihnen genagelt war. Es war eine von mehreren Dutzend, die zu einer winzigen Plattform auf den höchsten Ästen hinaufführte wie auf einen Schiffsausguck.
    »Die Todesfahrt«, sagte Stern spöttisch. »Ich verstehe nicht, wie dieses Kinderspiel unserem Auftrag nützlich sein soll.«
    McShane seufzte schicksalsergeben. »Wenn Sie dort ankommen, wo Sie hinwollen, Mr. Butler, dann werden Sie feststellen, daß diese Übung Ihnen eine große Hilfe war.«
    »Sie wissen, wohin wir gehen?« konterte Stern.
    »Ich weiß, daß Sie jetzt besser Ihren Hintern diesen Baum hinaufbewegen.«
    McShane nahm Sterns Knebelseil, schob den hölzernen Griff durch die Schlinge am anderen Ende und machte so eine bewegliche Schleife. »Werfen Sie die Schlinge über das Kabel«, sagte er. »Dann drehen Sie die Fäuste in beide Enden und springen. Den Rest besorgt die Schwerkraft.«
    Mit einem letzten verächtlichen Blick erklomm Stern die Leiter wie ein Feuerwehrmann. McConnell folgte langsamer. Auf der Plattform warf Stern das Seil über den Draht, wie McShane es ihnen gezeigt hatte. Dann nahm er ohne zu zögern ein Ende in jede Hand und lief in die Leere hinaus.
    McConnell beobachtete, wie Stern einer Seilbahn gleich über den Fluß glitt. Sterns Miene blieb zuversichtlich - bis zur halben Strecke. In diesem Augenblick begann jemand am anderen Ufer mit einer halbautomatischen Waffe zu feuern. Als McConnell sah, wie Stern die Knie eng an den Körper zog, wußte er, daß irgend etwas nicht stimmte. Ein paar Platzpatronenschüsse würden einen kriegserfahrenen Kämpfer wie Stern nicht kümmern. Dann wußte McConnell plötzlich, was da vor sich ging.
    Stern wich echten Kugeln aus!
    Sergeant McShane gab McConnell ein Zeichen, endlich zu springen. McConnells Verstand riet ihm dringend, wieder hinunterzuklettern, aber irgend etwas drängte ihn, weiterzumachen. Er warf das Seil übers Kabel, quetschte die Fäuste in die beiden Schlaufen am Ende und sprang von der Plattform. Er spürte den Wind im Gesicht und sah, wie der Fluß unter ihm funkelte, als warte er darauf, daß er hineinfiel. Er hörte das Pfeifen der Gewehrkugeln, die seinen Körper nur um Zentimeter verfehlten. Und dann wurden ihm beim Aufprall auf das Flußufer beinahe die Knie gegen das Kinn gerammt.
    Stern zog ihn hoch. »Kommen Sie! Den Mistkerl kauf ich mir!«
    Kaum einen Meter entfernt von den beiden Männern schlugen zwei Kugeln in einen Baum. Stern tauchte ab und brüllte: »Arschloch!«
    »Sehr schön, meine Herren!« schrie McShane von der anderen Seite des Flusses. »Sie

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