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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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haben soeben eine Anwendungsmöglichkeit des Seils erlebt. Es gibt noch ein paar mehr. Kommen Sie wieder hierher zurück.«
    Stern schlug fünf Minuten blindlings auf irgendwelche Büsche ein, doch der Heckenschütze war verschwunden. Er kochte noch immer vor Wut, als sie endlich eine Furt über den Fluß fanden und zu Sergeant McShane zurückkehrten.
    Nach dem Essen, eine wenig festliche Angelegenheit, die aus Bohnen mit Kohlsuppe bestand, führte Sergeant McShane Stern zu einer besonderen Ausbildung, die anscheinend nur ihm allein vorbehalten war. McConnell drückte man eine versiegelte Schachtel in die Hand, die ein Textbuch und einen Notizblock enthielt, wie er bald feststellte. Das Textbuch war ein Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, das von irgendeiner Abteilung des britischen Geheimdienstes ausgearbeitet worden war. Jemand hatte ein loses Blatt hineingelegt, das mit »Übliche SS-Befehle und Antworten« überschrieben war. Das Notizbuch enthielt einige sehr interessante handschriftliche Notizen über Phosphate, die Bausteine von Nervengasen, und einige schematische Zeichnungen eines Apparates, der vermutlich bei der Produktion solcher Gase eingesetzt wurde. McConnell fragte sich, ob diese Informationen ursprünglich aus England oder Deutschland stammten.
    Am Boden der Schachtel fand er eine Notiz von Brigadegeneral Smith. Das hier sollte Sie eine Weile beschäftigen, während Stern im Wald herumtollt, Doktor. Passen Sie auf, daß kein deplaziertes >Du< Sie auffliegen läßt, ja? Wir sehen uns bald. Duff.
    McConnell verbrachte den Nachmittag damit, im Schatten einer alten Kirche zu büffeln. Er war dankbar für die Bücher.
    Sie ermöglichten ihm, sich auf Tatsachen zu konzentrieren, statt den Schuldgefühlen und der Trauer nachzuhängen, die ihn in den letzten Tagen umgetrieben hatten. Als Sergeant McShane ihn zum Dinner rief, war es schon dunkel geworden und McConnell beinahe verhungert.
    In der Nähe der Wellblechsiedlung hatte man mehrere lange Holztische aufgebaut, die sichtbare Spuren ihres langen Gebrauchs trugen. Es erinnerte McConnell an Abendmahlsfeiern in einigen Baptistenkirchen, die er als Junge besucht hatte, aber dieser Eindruck hielt nicht lange an.
    Sergeant McShane hatte den Fehler begangen, McConnell und Stern zu den französischen Kommandos zu setzen. Stern hatte kaum mehr als drei Sätze gesprochen, als ein französischer Ex-Legionär seinen deutschen Akzent bemerkte. McConnell versuchte, in seinem Hochschulfranzösisch zu erklären, daß Stern ein jüdischer Flüchtling war, doch die Situation eskalierte zu schnell, als daß Vernunft etwas hätte ausrichten können. Und wie nicht anders zu erwarten, unternahm Stern nichts, um die Situation zu entschärfen. Als der Ex-Legionär ihm ein Glas Ale ins Gesicht schüttete, sprang Stern über den Tisch.
    Bevor der erstaunte Franzose reagieren konnte, versuchte Stern, ihm mit seinen Daumen den Kehlkopf einzudrücken. Innerhalb von Sekunden kamen ein halbes Dutzend französische Kommandos ihrem Kameraden zu Hilfe, doch Stern ließ einfach nicht los. McConnell sah, wie die Franzosen ihn gnadenlos zusammenschlugen.
    Die Schlägerei war beinahe genauso schnell vorbei, wie sie begonnen hatte. Es war Sergeant Ian McShane, der sie beendete.
    Der riesige Highlander watete in den Mob und riß die Körper weg wie ein Gärtner, der Unkraut ausreißt. Ein gutplazierter Schlag warf auch noch den letzten Franzosen ab; dann hob er Stern wie einen Sack vom Boden hoch. Der Jude war benommen und blutete. Der Ex-Legionär blieb liegen. Sein Gesicht war kreideweiß und sein Hals rot und geschwollen.
    »Was zum Teufel ist hier passiert?« röhrte eine Stimme, die McConnell als die von Colonel Vaughan identifizierte. »Die Prügelei ist erst für nächste Woche angesetzt!«
    Mit hochrotem Kopf klärte der Kommandierende Offizier von Achnacarry den Tumult innerhalb von Sekunden. Sein letzter Befehl verbannte Stern aus der Messe. Schweigend trieb Sergeant McShane Stern und McConnell zwischen den Hütten der Auszubildenden über die Auffahrt und einen dunklen Pfad hinter der Burg hinunter. Als sie sich dem Fluß näherten, sahen sie den Umriß einer kleinen Wellblechbaracke mitten auf dem Weg. McShane schob Stern gegen die Metallwand.
    »Hören Sie mir jetzt ganz genau zu«, sagte er beherrscht. »So etwas hat es in unserer Messe noch nie gegeben, und es wird auch nie wieder vorkommen. Wenn doch, dann drehe ich Ihnen eigenhändig den Hals um.« Er drückte Stern den

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