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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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Esthers seidenes Tuch.
    »Mensch!«, sagte Philo.
    Christoph begriff nicht.
    »Der Diamant!«
    Christoph erschrak: Es war der Stein, mit dem Nachum den gefangenen Juden Menli aus Bern hatte auslösen wollen! Unendlich wertvoll war dieser Stein! Er war das Wertvollste gewesen, was Löb Baruch besessen hatte.
    Sein Glanz!
    »Deshalb waren in allen Räumen des Hauses die Böden und die Holzvertäfelungen der Wände aufgebrochen. Diesen Stein haben sie gesucht. Herr Dopfschütz kennt ihn. Er ist kostbarer als alles zusammen, was er hat.«
    »Er gehört nicht mir«, sagte Christoph leise, »er gehört Nachum und Esther oder Elieser in Prag, aber nicht mir.«
    »Es steht darauf: Für Christoph.«
    »Auserwähltsein heißt Pflicht, hat Löb gesagt.«
    »Warum haben sie ihn dir und nicht Nachum und Esther mitgegeben? Er hätte ihnen doch unendlich hilfreich sein können auf ihrer Flucht und zum Neuanfang im Osten«, überlegte Philo.
    Christoph presste die Hände zusammen: »Der Gedanke ist schlimm, dass es ihnen wahrscheinlich zu unsicher war.«
    »Ja, das könnte es auch sein«, sagte Philo und setzte sich auf einen Holzpflock; die Flocken fielen dichter. »Sie wollten auf keinen Fall, dass er einem ihrer Peiniger in die Hände fiel.«
    Sie schauten lange in den wirbelnden Schnee.
    »Ich muss sie finden.«
    Die Stadt drüben wurde unsichtbar.
    Das seidene Tuch war von Esther, der Stein hatte ein wunderbares Leuchten. Er war wie eine schöne Melodie in der Schneeluft, so klar, so rein!

D ER S PEICHER
     
     
     
    »Wenn du den Stein zurückgeben willst, musst du deinen Fall in Straßburg bald lösen, oder wir gehen gleich gemeinsam in den Osten, wo man dich nicht kennt. Wir kommen schon durch. Aber du darfst nicht mehr stundenlang den Stein und das Tuch anschauen.« Philo hatte seine Bälle in der Hand.
    Sie beschlossen nach langem Hin und Her, dass sie vorerst in Straßburg bleiben sollten: »Mein Vater ist dafür gestorben.«
    Vieles war seit dem letzten Frühjahr erreicht worden: Sie kannten die Mörder des Vaters, nämlich Herrn Dopfschütz und seine Verbündeten. Sie wussten, warum alles geschehen war – dass Herr Dopfschütz und einige andere Macht erringen wollten mit einem Substrat, mit dem sie ganze Türme bis auf den Grund zerstören konnten, mit dem sie vielleicht noch weitere schreckliche Dinge anrichte konnten. Sie kannten auch das Substrat und hätten es nach den damals so rätselhaften drei Zahlen und den Zutaten sogar herstellen können. Sie wussten, dass Herr Dopfschütz für diese Macht sehr viel Geld bei Löb aufgenommen hatte und sie vermuteten, dass die Juden in Straßburg wegen dieses Geldes geopfert worden waren.
    »Die Zinsen! Sie haben es alle wegen dem Geld und wegen der Macht getan«, sagte Christoph müde. »Der Bischof wegen seiner Macht in der Stadt und wegen seiner Schulden, der Adel und die Städte am Oberrhein wegen ihrer Schulden, Kaiser Karl IV wegen seiner Macht und seiner Schulden. Herr Dopfschütz und sein Anhang, weil sie Löb ihre Schulden samt Zinsen nicht zurückzahlen wollten. Auch ihnen ging es um die Macht. Nur die kleinen Leute, die haben es wegen der Pest getan.«
    »Weil man sie angelogen hat. Ob die kleinen Leute vergiftet werden, ist den großen Herren gleichgültig.«
    »Mein Vater ist auch verleumdet worden.«
    Philo schaukelte hin und her und bewegte seine Bälle: »Wie willst du die Verleumdung beweisen? Du brauchst einen Beweis, mit dem – «
    »Einen Beweis, mit dem ich nach Stuttgart gehen, die Ehre meiner Familie wiederherstellen kann und mit dem ich das Erbe meines Vaters zurückbekomme.«
    »Ja«, sagte Philo, »und es ist nicht sicher, dass es überhaupt einen Beweis gibt, und es ist ebenso wenig sicher, dass sie den Beweis –wenn du ihn findest – auch anerkennen. Denn es geht auch hier um sehr viel Geld.«
    »Ja, unser Besitz gehört jetzt dem Grafen von Wirtemberg. Und der wird alles tun, um den Fall zu seinem Vorteil zu entscheiden.« Christoph winkte müde ab. »Aber ich werde den Beweis trotzdem suchen. Auch wenn es keine Hoffnung gibt, ich kann einfach nicht anders. Als Kaufmann könnte ich dann im Osten leichter suchen. Niemand weiß, wie alles weitergeht.«
    Wo konnte man einen Beweis finden? Wie konnte ein solcher Beweis aussehen? Ein Schriftstück? Ein Brief mit verräterischem Inhalt? Ein Brief, in dem etwa stand: – bitten wir die Herren in Stuttgart, die Gewichte des Herrn Schimmelfeldt auszutauschen, ohne dass er es merkt –
    Aber ein solcher

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