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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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den Schläfer auf der anderen Seite an. Gleichzeitig zog er beide Beine an den Leib. Vielleicht konnte er den Frosch wegstoßen.
    Da wurde es neben ihm laut: »Was für ein unverschämter Kerl drückt sich denn da noch herein?«
    Der Frosch lag mit seinem ganzen Gewicht auf ihm, Christoph war völlig eingeklemmt. Er spürte, wie eine Hand nach ihm tastete. Er fühlte, wie er steif wurde, wie das Herz raste. Das Gewicht auf ihm verlagerte sich nach links. Er hielt den Atem an – der Stich – der Stich –
    Plötzlich konnte er sich wieder rühren, er stieß mit den Beinen nach vorne, traf aber nichts. Dann fühlte er schnell zur Seite nach den Haaren des Schläfers rechts von ihm und zog daran aus Leibeskräften.
    Ein Gebrüll war die Antwort. Christoph wurde zur Seite gestoßen und der andere schrie nun ebenfalls. Es wurde laut im Raum. Stimmen riefen durcheinander.
    Christoph tastete nach seinen Schuhen. Nichts wie weg!
    Da wurde es hell. Der Wirt stand unter der Türe und leuchtete mit einem Kienspan: »Muss man die Scharwache rufen?«
    Sofort war der Frosch aufgestanden und entschuldigte sich höflich, es sei alles seine Schuld, er habe in der Dunkelheit seinen Platz nicht gefunden, weil er sein Talglicht zu früh gelöscht habe. Seine Stimme klang seifig. Christoph steckte verstohlen seine Schuhe zu sich unter die Decke.
    Der Frosch hielt den Dolch in der Hand!
    Der Wirt wies ihm einen Platz am anderen Ende des Raumes.
    Dann war wieder Nacht.
    So weit war alles gut. Noch einen Angriff konnte der Frosch in dieser Nacht nicht wagen. Aber Christoph musste vor dem Frosch aus der Herberge sein, am besten noch in der Dunkelheit.
    Warten, warten! Todmüde liegen mit klopfendem Herzen und angehaltenem Atem. Undurchdringliche Schwärze vor den Augen. Je länger er wartete, desto sicherer war der Frosch eingeschlafen. Wie viel Zeit war vergangen? Lag er schon lange wach? Er versuchte zu zählen, aber dabei fielen ihm die Augen zu. Einer redete im Schlaf, aber man verstand kein Wort, es klang, als hätte er Wolle im Mund. Schnarchen ringsum, Schnaufen, Aufstöhnen der Träumer. Üble Luft. Draußen plätscherte der Regen immer gleich.
    War es nicht besser zu bleiben – in der Wärme und im Trockenen? Morgen früh wäre er ja nicht allein mit dem Frosch. Was konnte ihm geschehen unter den vielen Menschen der Herberge? Aber der Frosch würde ihm folgen! Er sah ihn, er ließ ihn nicht aus den Augen. Stand Christoph jetzt auf und ging, konnte er den Frosch vielleicht abschütteln. Das Schlimmste war, wenn er jetzt aufstand, und der andere war wach –
    Langsam, langsam schälte er sich aus der Decke, die Schuhe hatte er schon angezogen – der Mann links von ihm wälzte sich herum. Schlief der Frosch? Oder lauerte er irgendwo, wach wie er, und würde ihm nachschleichen und ihn mit seinem Dolch unten im Hof anfallen?
    Behutsam das linke Bein herausziehen, jetzt das rechte. Beide Beine anziehen. Vorsichtig aufrichten, niemand anstoßen, niemand aufwecken. Jemand redete im Schlaf und schluckte dann sehr schnell mehrfach hintereinander. Dort drüben drehte sich einer um, was eigentlich verboten war und auch sofort halblaut das übliche Geschimpfe auslöste. Um Himmels willen niemand berühren!
    Schnell jetzt hinaus auf den Gang zwischen den Strohschütten.
    Der knarrende Bretterboden! Wenn der Frosch keinen festen Schlaf hatte! Er hätte die Schuhe auf der Galerie oder auf der Stiege anziehen sollen.
    In welcher Richtung war die Stiege? Ja, dort drüben das helle Viereck.
    Er konnte die Holzständer der Galerie nur schemenhaft wahrnehmen, die Fackeln waren längst erloschen. Der Regen und das von den Dächern rinnende Wasser schienen alle Geräusche zu verdecken. Christoph tastete sich die Stiege hinunter und durch den glitschigen Hof. Es war viel kälter als am Abend. Oder fror er, weil er Angst hatte?
    Das große Hoftor war verschlossen. Aber die Türen zu den Ställen waren offen. Wie warm es hier war! Er bezwang die Versuchung, hier im Stroh zu schlafen, und ging durch die Vordertüre des Stalls aufatmend in die Nacht hinaus.
     
     
    So nah, so nah! Er hatte schon den Dolch aus dem Gürtel gezogen. Der Junge war weg am Morgen, fortgeschlichen, und mit ihm das Kopfgeld. Nur weil er schließlich doch eingeschlafen war. Aber das war kein Wunder nach der Lauferei der letzten Tage. Jetzt würde die leidige Sucherei wieder angehen. Wer konnte damit rechnen, dass der plötzlich in einer Herberge auftauchte?
    Und die Schuhe! Die

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