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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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seltsamerweise an Balthas erinnerte, obwohl der doch so fett und dieser Herr eher hager und viel älter war. Der Herr trug eine weite Kleidung aus dunklem Samt. Sie nannten ihn Abraham. Herr Elieser, der ihn aufgenommen hatte, trug jetzt ein weites rotes Unterkleid aus sehr kostbarem Stoff und ein Oberkleid aus blauem Samt, das rot gefüttert war.
    Beide trugen mit Gold bestickte Käppchen aus Samt.
    Christoph wusste schon, dass es keine Kaufleute unterwegs zu einer Messe waren. Es waren Juden aus Spanien, der zu Verwandten nach Straßburg wollten.
    »Wir können nicht weiter. Nicht nur wegen des Hochwassers, sondern weil wir uns erst einen Pass für Straßburg ausstellen lassen müssen. Das braucht seine Zeit«, erklärte Elieser.
    Dann stützte sich der alte Abraham auf: »Ich habe deine Geschichte gehört und möchte dir glauben, Christoph. Viel helfen werden wir dir nicht können; wir wissen aber besser als andere, was Verfolgung ist, denn wir wurden selbst verfolgt und sind Vertriebene.«
    Elieser fuhr fort: »Du hast Glück gehabt: Heute ist das Purimfest, ein Freudenfest für uns Juden. Und weil wir selbst als Vertriebene wenig Anlass zur Freude haben, sind wir uns einig gewesen, anderen eine Freude zu machen. So haben wir besonders viele Bettler beschenkt und dich getroffen. Wir können dir ein wenig helfen, aber es kann nicht viel sein, auch wir sind hier Fremde.«
    »Wir werden dir helfen, dass du sicher über den Rhein kommst«, bestimmte der alte Abraham.
    Zunächst war das sehr viel.
    Es gab auch zwei Frauen. Christoph lernte sie gegen Abend kennen. Die eine war Esther, die Frau des alten Abraham, eine Dame mir weißen Haaren und einem stillen Gesicht, die andere war ihre Schwiegertochter Hannah, also die Frau des Herrn Elieser. Sie hatte ein bräunliches Gesicht und schwarze Haare. Sie war kleiner und rundlicher.
    Als sie am Abend in einer Kammer beim Essen saßen, fasste Christoph Mut: »Ihr gebt mir Rätsel auf.«
    Herr Elieser lachte: »Das will ich gerne glauben, dass wir dir Rätsel aufgeben, aber sag.«
    »Ihr kommt aus Spanien«, fuhr Christoph fort, »aber Ihr sprecht deutsch, dass man kaum einen Unterschied hört. Ihr wollt zu Verwandten nach Straßburg und habt Wagen dabei wie für eine Messe.«
    »Das erste Rätsel ist gleich gelöst. Wir sind Kaufleute auf allen Märkten Europas, da müssen wir auch alle Sprachen kennen. Dazu kommt, dass die Mutter von Esther aus Deutschland, eben aus Straßburg war. Deshalb spricht die ganze Familie Deutsch besonders gut. Wir können auch andere Sprachen, Portugiesisch, Französisch, Englisch, Italienisch, Arabisch, wenn auch nicht so gut wie Deutsch.«
    Der alte Abraham sagte lächelnd: »Lachen und Weinen sind in allen Sprachen gleich.«
    Christoph konnte Latein und sein Vater hatte ihm schon eine Menge Französisch beigebracht. Er konnte auch ein paar Brocken Italienisch. Der Vater hatte immer gesagt: Sprachen sind das wichtigste Kapital für Kaufleute. Du wirst sie am besten lernen, wenn ich dich nach und nach in alle Länder Europas schicke. Wie lange war das her!
    »Auch das zweite Rätsel«, redete Elieser weiter, »ist gleich gelöst: Wir wollen unsere Verwandten nicht besuchen. Wir kommen als vertriebene Flüchtlinge hierher. Straßburg soll unsere neue Heimat werden, wir wollen dort unseren Handel weiterführen. Dazu brauchen wir einen Schutzbrief des Kaisers, den wir in Basel und Freiburg bezahlt haben. Ich werde wohl auch nach Prag reisen müssen.«
    »Warum hat man Euch vertrieben?«
    »Uns geht es wie dir. Man hat uns falsch beschuldigt und so mussten wir die Heimat verlassen wie du.«
    »Was haben sie Euch denn vorgeworfen?« Christoph ließ seinen Blick über die Menschen gehen, die vor ihm saßen. In welchen Verdacht konnten die gekommen sein?
    »Wir sollen Massenmörder sein, Tausende von Menschen sollen wir umgebracht haben!«, begann Elieser. »Und nicht nur wir, sondern alle unsere Glaubensbrüder und Schwestern! Sie beschuldigen im Königreich Aragon die Juden, dass sie die Brunnen vergiftet haben.«
    »Die Brunnen vergiftet?«
    »Ja, es gibt in Spanien und im ganzen Süden seit dem letzten Jahr eine entsetzliche Krankheit, den schwarzen Tod oder die Pest, wie die Gelehrten sie nennen«, fuhr Elieser fort.
    »Ich habe davon gehört«, sagte Christoph beklommen.
    »Dann weißt du auch, dass fast jeder, der die Krankheit bekommt, in wenigen Tagen stirbt.«
    »Niemand weiß, wie die Krankheit entsteht«, fuhr der alte Abraham fort, »der

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