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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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abgezogen.«
    »Er wird uns anderen doch nichts tun?«, spielte Regine die Besorgte und lachte.
    »Ich habe für euch, den Meister und die Meisterin freien Abzug zugesichert bekommen, weil ich sonst kein Wort verraten hätte.«
    »Es wird dennoch gut sein, wenn wir von hier verschwinden. Ich weiß noch mehr Schlupflöcher.« Balthas legte Philo die Hand auf die Schulter: »Gut gemacht. Ich hätte es nicht besser machen können.«
    Philo strahlte über das ganze Gesicht: »Und habt ihr gesehen, wie ich zum Schluss mit acht Bällen jongliert habe? Einfach so nebenbei!«
    Dann wurde Balthas ernst: »Christoph, das heißt für dich, du musst gehen. Sie wissen, dass du bei uns bist. Über kurz oder lang finden sie uns, da können wir uns so gut verstecken, wie wir wollen. Wir selbst können uns herausreden, du hast es ja gesehen.«
    Und Regine ergänzte: »Das Alleinsein, so schwer es auch fällt, ist für dich jetzt das beste Versteck.«
     
     
    Seit Tagen regnete es. Der Regen trommelte auf die alte Pferdedecke, die sich Christoph über sein kurz geschorenes Haar gezogen hatte. Es war schon über eine Woche her, seit er die Gaukler hatte verlassen müssen.
    Die Haare hatte ihm Regine noch geschoren: »Sonst haben sie dich gleich mit deinem auffälligen schwarzen Haarbusch auf dem Kopf und deinen blauen Augen.«
    Kaum hatte er die Gaukler verlassen, als Tauwetter einsetzte. Und jetzt dieser Regen! Braune Bäche schossen die Hänge hinunter, überall gurgelte und gluckste das Wasser. Der Rhein stieg und stieg und stand schon brusthoch in den Auwäldern. Gut, dass Hetz damals Christophs Schuhe übersehen hatte. Sie hielten dicht und warm. Und unter dem speckigen Lederhut, den er aufhatte, und dem Lederumhang, der zwar schon schwer war vor Nässe, konnte er es aushalten.
    Würde er die Gaukler wieder sehen? Sie hatten fest versprochen im Frühjahr nach Straßburg zu kommen, um ihm zu helfen.
    Es schien wirklich unmöglich, was er vorhatte: Ein Junge von fünfzehn Jahren sollte die angesehensten Kaufleute der mächtigen Stadt Straßburg eines Verbrechens überführen, und er wusste nicht, wer diese Kaufleute waren unter den Hunderten, die es in Straßburg geben musste. Ja, er kannte nicht einmal das Verbrechen selbst.
    Um ihn dehnten sich die endlosen Ackerflächen, die das Wasser nicht mehr aufnahmen.
    Der Rhein sei unpassierbar, hatte er schon gestern in der Herberge gehört.
    Ja, er hatte Geld und konnte in Herbergen übernachten. Das sei für ihn erst einmal das Beste, hatte der alte Balthas gesagt und ihm alles Geld gegeben, das sie hatten!
    »Sie suchen nach einem Betteljungen, also werden sie dich nicht in Herbergen vermuten.«
    »Wir werden schon wieder Geld bekommen. Wir sparen eine Unmenge Essen jeden Tag«, hatte Philo gesagt, und Balthas hatte ihn am Ohr gezogen.
    Das Geld wurde bereits knapp, er würde bald betteln müssen. Aber das Hochwasser ließ niemand passieren.
    »Halte dich an die Bettler in Straßburg«, hatte Regine gesagt, »es sind oft recht umgängliche Leute. Schau, dass du noch ein wenig Geld hast, wenn du nach Straßburg kommst, dann kannst du leichter an sie herankommen.«
    Und nun ging das Geld aus und er kam nicht über den Rhein.
    Der Mann war klein, dicklich, mit Knopfaugen und einem zerschlissenen Lederrock. Es war sinnlos, in die Herbergen zu gehen, um einen Betteljungen ausfindig zu machen. Aber es war jedenfalls trocken und er hatte genug von diesem ständigen Regen. Wie viele Meilen war er nicht abgelaufen, erst in Schnee, Kälte und Wind, dann bei diesem Matsch und diesem Regen, der nicht aufhören wollte. Wenigstens war es nicht mehr so kalt wie damals, als sie im Schwarzwald die Schluchten durchkämmt hatten. Zwei Personen sollten sie finden – einen Mann, der halb tot sein musste nach der Folter, und einen Jungen mit auffälligem dickem schwarzem Haarbusch und blauen Augen darunter. Der Alte sollte in der Zwischenzeit verreckt sein.
    Diese Kaufleute hatten ihn in Straßburg aus dem Turm geholt: Wegelagerei! Es war ein Glücksfall gewesen, dass sie ihn brauchten, sonst hätten ihn schon längst die Krähen gefressen am Galgen oder auf dem Rad. Stattdessen konnte er viel Geld verdienen und vielleicht sogar einen kleinen Handel aufmachen und ehrlich leben, er hatte ja nichts lernen können.
    Er musste diesen Christoph Schimmelfeldt finden.
    Es wurde früh dunkel. Einige Fackeln qualmten im Regen. Ein milchiges, rötliches Licht füllte den engen Hof der Herberge mit seinen

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