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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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Öffnungen, in denen überall tropfende Tierhäute hingen. Die größeren Häuser hatten breite Balkone in den Giebeln, auch hier hingen überall die Tierhäute herab. Oft wurde es dunkel in der Gasse, in der sie gingen, weil Stangen von Haus zu Haus über die Gasse gelegt waren, an denen ebenfalls Tierhäute hingen, aus denen eine stinkende Brühe rann.
    Es gab hier viele kleine Holzbrücken über die verzweigten Arme der Ill, von denen aus sie die Gerber und ihre Gesellen bis zu den Hüften in schmutzig gelbem Wasser stehen sahen, das sich langsam durch Abfälle schob. An Pfählen dümpelten kleine Boote.
    »Im Sommer, wenn es heiß ist, kannst du es hier nicht aushalten.«
    Ein stampfendes Geräusch kam vom anderen Ufer.
    »Das sind die Mühlen, ein ganzes Viertel wie das der Gerber. Dort stinkt es nicht mehr so entsetzlich, dafür hält man den Lärm kaum aus. Dort drüben in der Richtung der Türme siehst du Fischernetze und Pfähle mit Reusen. Die Fischer wohnen weit flussabwärts am Auslauf der Ill aus der Stadt. Wir müssen zurück, denn wir wollen ja deine Schuhe verkaufen.«
    Wie groß diese Stadt war! Christoph konnte nur staunen. Aber sein Vater hatte ihm einmal gesagt, Straßburg sei gar nichts gegen Paris, Mailand oder London, selbst Augsburg und Nürnberg seien größer.
    »So, hier sind wir jetzt richtig.«
    Am Rande der Gerbereien gab es sehr viele Schuhmacher. Christoph sah ihre Schilder auf die Gasse heraushängen oder an Ketten von langen Stangen schwanken.
    Sie blieben vor den Läden stehen, die an Ketten vor die Fenster heruntergeklappt waren.
    Die Schuhe konnten sie dann leicht verkaufen. Sie mussten nicht einmal in eine der Werkstätten hinein.
    Philo hielt nur die Schuhe in der Hand hoch: »Wer will sehr gute Schuhe kaufen?«
    Da kamen auch schon die Gebote. Christoph musste lachen: Von so einem Verkauf konnte ein Kaufmann nur träumen – die Leute schlugen sich beinahe um die Schuhe. Jeder bot noch höher.
    »Sie wissen nicht einmal, ob sie ihnen passen.« Er schüttelte den Kopf.
    »Die Angst vor der Pest. Es ist, als wollten sie das Leben selbst kaufen.«
     
     
    Christoph klimperte mit dem Geld in seinem Säckchen, als sie zurückgingen.
    »Ich glaube, das ist mehr, als sie gekostet haben.«
    »Nun, sie sind beste Arbeit und feinstes Leder. Ich habe noch nie solche Schuhe in der Hand gehabt. Ein schlechtes Gewissen müssen wir nicht haben. Sie werden uns ein paar Wochen prächtig schmecken.«
    Das Barfußlaufen war für Christoph sehr ungewohnt. Er erinnerte sich an die kühlen Steinfliesen in ihrem Hause, wenn es Sommer war, oder an die warmen Holzdielen im Winter. Aber er war noch nie auf der Straße barfuß gelaufen, das gehörte sich nicht.
    Aber er wusste, dass die meisten Menschen im Sommer barfuß gingen.
    »Heute ist es nicht kalt. Warte, bis es Frost gibt und Schnee und Eis, das zwickt dann ganz schön. Und pass auf, dass du in nichts Scharfes oder Spitziges trittst. Wenn sich die Wunde entzündet, kann das sehr unangenehm werden. Du wärst nicht der Erste, dem sie einen Fuß oder ein Bein abschneiden müssen. Für einen Bettler übrigens gar keine schlechten Aussichten.«
    »Ich danke.«
    »Jetzt bist du ein richtiger Bettler. Einen Bettler in Schuhen, das gibt es einfach nicht! Bald hast du Hornhäute an den Füßen, dann ist alles nicht mehr so schlimm. Ich habe noch nie Schuhe angehabt.«
    Christoph sah an Philo auf, dem langen, dürren Kerl, der neben ihm ging und der noch nie Schuhe an den Füßen gehabt hatte.
    »Im Winter helfen auch Lappen.«
    »Wer bist du eigentlich? Ich weiß gar nichts über dich. Bist du aus Straßburg?«
    »Das ist vollkommen unwichtig. Da gibt es nichts zu erzählen.« Er warf einen Ball hoch und fing ihn auf.
    »Und Philo – was ist denn das für ein Name? So heißt doch niemand.«
    »Doch, ich.«
    »Du müsstest Filou heißen. Das ist französisch und heißt Spitzbube. Meine Mutter hat manchmal so zu mir gesagt. Oder noch besser Philosoph.« Philo lächelte.
    Wieder drückten sie sich durch die Menschen.
    »Wichtiger ist es jetzt, dass wir irgendwo ein stilles Plätzchen finden, wo wir in aller Ruhe über das reden können, was jetzt zu tun ist. Pass übrigens gut auf das Beutelchen auf, das da an deinem Gürtel hängt. Es klimpert so verlockend – nicht dass es dir jemand abschneidet.«
    Vor ihnen erhob sich eine große Kirche mit einem ungeschlachten Stumpf als Turm.
    »Die Kirche des heiligen Thomas. Da gehen wir jetzt hinein.«
    Das

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