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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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verteilt.
    Ad vier: Die Herrschaften und Städte am übrigen Oberrhein schließen sich diesen Beschlüssen an.
    Gegeben am Sonntag nach Hilarius, am vierzehnten Tag des Monats Januar im Jahre des Heils dreizehnhundertneunundvierzig.«
    Raunen im Saal.
    Herr Dopfschütz erhob sich langsam und schaute auf die langen Bankreihen, dann hob er die Hand: »Meine Herren, ich spreche für die sieben Deputierten der freien und kaiserlichen Stadt Straßburg.«
    Er machte eine lange Pause.
    »Die Statuten der kaiserlichen und freien Stadt Straßburg erlauben keine Zustimmung.«
    Lärm im ganzen Saal, Rufe, Grölen. Herr Dopfschütz stand mit erhobener Hand. Dann wurde es wieder ruhig.
    »Die Statuten der Stadt Straßburg verlangen eigene Beschlüsse der Stadt. Was andere beschließen, geht die Stadt Straßburg nichts an.«
    »Dann geht nach Hause und beschließt es«, rief jemand.
    »Wir können hier bleiben«, sagte Herr Dopfschütz lächelnd, »wir sind zu einem Beschluss ermächtigt.«
    Christoph hatte die Hände ineinander verkrampft, die leeren Becher standen unbeachtet auf einem Tisch.
    »Das heißt, wir haben bereits beschlossen: Wir lehnen die Anträge des kleinen Rates in unserer Mehrheit ab. Ich bin ermächtigt auch für die Herren Wangenbaum und Mühlendamm zu sprechen. Sie heißen den Antrag gut, finden aber unter uns anderen Delegierten keine Mehrheit. Da es unsere Statuten verbieten, ist der Beschluss der Mehrheit in diesem Saale, sollte er unserem Beschluss widersprechen, nicht für uns gültig.«
    Er wölbte den breiten Leib vor und schwieg, der Saal war erfüllt von Zurufen: »Judenfreund, Judenknecht, Judensau!«
    Christoph hatte vor Erleichterung Tränen in den Augen. Dort drüben stand Philo, er sah ihm an, dass er genauso erleichtert war wie er. Am liebsten wäre Christoph hingerannt und hätte Herrn Dopfschütz umarmt.
    Ein Ritter erhob sich mit blaurotem Gesicht: »So wahr ich hier stehe, ich erkläre der Stadt Straßburg die Fehde.« Er torkelte.
    Es wurde gelacht: »Du kannst ja nicht einmal gerade stehen!«
    Einer schrie: »Ist in Straßburg das Brennholz so teuer?«
    Herr Wangenbaum erhob sich schwerfällig, sein feistes Gesicht war angelaufen: »Die Vernunft hat nicht gesiegt in Straßburg. Ich frage mich, ob ein verehrter Rat der Stadt sich über die Gefahr im Klaren ist, die von den Juden ausgeht. Die Pest! Sie vergiften die Brunnen und – «
    Herr Dopfschütz zog ihn zusammen mit dem dicken Herrn Kropfgans und Herrn Schwarber auf seinen Platz nieder.
    »Warum sind denn in Straßburg die Brunnen bewacht?«, rief jemand.
    Christoph wusste, dass in Straßburg nur die Brunnen der Juden bewacht waren. Sie waren bewacht, damit keine kleinen Kinder hineinfielen. Am liebsten hätte er es laut in den Saal geschrien.
    Ein anderer grölte: »Warum habt ihr dann in Straßburg die Eimer von den Brunnen genommen?«
    Christoph wusste, dass das einfach eine Lüge war, aber sie wurde im ganzen Raum aufgegriffen und sinnlos in die Menge gebrüllt.
    Der Bischof von Straßburg, der die Versammlung einberufen hatte, saß mit hochrotem Gesicht auf seinem erhöhten Sitz.
    Die Anträge des kleinen Rates wurden von den übrigen Teilnehmern am Tag von Benfeld einstimmig beschlossen.
     
     
    Löb freute sich: »Heute holt Herr Dopfschütz das Geld, die größte Summe, die ich jemals zusammengebracht und ausgeliehen habe. Wehe, wenn der Diamant weggewesen wäre – ich habe ihn beleihen müssen.«
    Das Haus wurde seit Tagen auf den Besuch des Herrn Dopfschütz vorbereitet. Obwohl es immer sauber war, wurde jede Ecke gekehrt und gefegt.
    »Vergesst nicht, Herr Dopfschütz ist unser Wohltäter. Er ist der Segen der Juden in Straßburg. Das Geschäft; das ich mit ihm mache, begründet vor allem eure und meine Sicherheit und damit die Sicherheit der ganzen jüdischen Gemeinde!«
    Er versammelte die Familie.
    »Nachum, du bist höflich, viel höflicher als sonst!«
    Er ging in der Stube auf und ab.
    »Esther, du begrüßt unseren Gast.«
    Am Nachmittag war es so weit. Herr Dopfschütz wurde in das Haus gebeten und begrüßt. Er hatte einen Diener mitgebracht, denn das Geld sollte zum Teil in bar ausgehändigt werden. Herr Dopfschütz war jovial, er lachte mehrfach dröhnend, dass man es im ganzen Haus hörte.
    Er fragte Nachum nach seinen Plänen: »Sicher wirst du ein ebenso guter Geschäftsmann wie dein Vater. Du kannst stolz auf ihn sein, ich kenne keinen besseren.«
    Als das Geschäftliche abgeschlossen war, bat Löb Herrn

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