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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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erkannte ihr verzerrtes Spiegelbild in der Fensterscheibe. Wieder fragte sie sich: Was bin ich? Was ist dieses Ding in mir?
    Früher hatte sie Maria immer ausgelacht, wenn sie ihr Gruselgeschichten über Satans Brut – Gestaltwandler und Dämonen und Tiermenschen – erzählt hatte, die in den Hügeln jenseits der Grenze ihr Unwesen trieb. Maria hatte dabei mit den Augen gerollt und sich bekreuzigt. Jetzt kamen ihr diese blutrünstigen Fabeln wie eine ziemlich gute Beschreibung des dunklen Wesens vor, das in ihr steckte.
    Sie scheuchte diese Gedanken aus ihrem Kopf und konzentrierte sich auf ihren Bruder, der immer noch mit dem Riesen in der Nische saß. Gene hockte kerzengerade da und hatte die Hände auf die Tischplatte gelegt, als wollte er jeden Augenblick aufstehen. Der große Sheriff dagegen hatte entspannt die Ellbogen auf der Rückenlehne seiner Bank ausgestreckt.
    Skye fragte sich, was ihr Bruder wohl mit Drum zu besprechen hatte. Immerhin hatte sie genug Unterhaltungen zwischen Gene und ihrem Onkel belauscht, um zu wissen, dass Drum das genaue Gegenteil all jener Überzeugungen verkörperte, die die beiden Männer teilten.
    »Dellbert Drum ist der Grund, weshalb ich mich schäme, diese Uniform zu tragen«, hatte Lavender einmal gesagt, als er mit Gene in der Küche des Hauses gesessen hatte, in dem sie aufgewachsen war. Sie hatten beim Kaffee verschiedene Methoden durchgespielt, wie sie den korrupten Gesetzeshüter, der wie ein feudalistischer Fürst über das Nachbarcounty herrschte, vom Thron stoßen konnten, bevor das Krebsgeschwür des Verbrechens über die Countygrenze wucherte.
    Jetzt schien die Unterredung mit Drum jedenfalls beendet zu sein. Gene stand auf, nahm seinen Hut und verließ das Diner. Vor der Tür blieb er stehen und sah Skye mit müden Augen an.
    »Gene, was ist los?«
    Ihr Bruder schüttelte den Kopf. »Das besprechen wir zu Hause.« Er stieg in den Streifenwagen und fuhr davon.
    Skye ging in das Diner. Der massige Sheriff war ebenfalls aufgestanden, setzte sich den Hut auf, zwinkerte ihr zu und ging in Richtung Ausgang, ohne auch nur einen Gedanken an die Bezahlung seines Getränks zu verschwenden.
    Während Skye den Tisch abräumte, stürmte Minty herein und eilte in die Personalumkleide, wobei ihre Absätze einen Stakkatorhythmus auf den Boden trommelten.
    »Hast du eine neue Frisur?«, fragte sie, als sie in einer Parfümwolke vorbeirauschte.
    »Nein«, sagte Skye, stellte das schmutzige Glas in die Durchreiche und bekam gerade noch mit, wie Earl Mintys Hinterteil nachstarrte.
    Der Abend schien sich endlos hinzuziehen. Earl hatte sich mit seiner unerwiderten Liebe und einer Flasche Whiskey in der Küche verschanzt und ließ eine rührselige alte Willie-Nelson-Ballade nach der anderen durch die blechern klingenden Lautsprecher scheppern. Minty saß an einem Tisch und blätterte in einem Klatschmagazin. Alle paar Minuten klappte sie den Taschenspiegel auf, zog ihren Lippenstift nach und blickte voller Hoffnung in Richtung Tür.
    Skye lungerte hinter der Theke herum, polierte nervös und ängstlich bereits blitzblanke Gläser und fürchtete sich vor dem Gespräch mit ihrem Bruder, das sie zu Hause erwartete.
    Ein Motorengeräusch ließ Minty aufsehen und fast vom Stuhl aufspringen. Als sie sah, dass ein Wohnmobil vor dem Diner hielt, ließ sie sich wieder zurückfallen. Die alten Knacker, die normalerweise in diesen Dingern durchs Land schaukelten, waren pingelige und anspruchsvolle Kunden, deren Trinkgeld nicht der Rede wert war.
    Mit dem Klingeln der Türglocke betrat jedoch ein blonder Mann Ende zwanzig das Diner und setzte sich in eine Nische. Lange Beine, deren Füße in verschlissenen Chucks steckten, ragten unter dem Tisch hervor. Er studierte die Speisekarte, und Skye hörte, wie er seufzte.
    Minty stand auf und strich sich die Schürze glatt. Sie setzte ihr nettestes Lächeln auf und klackerte zu ihm hinüber. »’n Abend.«
    »Hi«, sagte er ohne große Begeisterung und starrte an Minty vorbei.
    Skye begriff, dass er sie ansah, drehte sich schnell um und tat so, als würde sie einen Stapel Speisekarten sortieren.
    Der blonde Mann bestellte einen Cheeseburger mit Pommes und Kaffee. Minty wollte Konversation mit ihm betreiben, erhielt aber nur einsilbige Antworten. Sie riss die oberste Seite ihres Bestellblocks ab, klemmte sie über die Durchreiche zu Earls Küche und stellte sich neben Skye.
    »Der ist ja süß, oder?«
    »Meinst du?«
    »Wie der junge Brad Pitt. In dem

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