Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
durchgeschlagen. Irgendwann beschloss er, sich zur Ruhe zu setzen, sein Land zu verkaufen und mit seiner Frau an den Ozean zu fahren. Zu diesem Zweck hatte er das Wohnmobil erstanden und aufgemöbelt und die Ranch verkauft, als ihn an der Schwelle zu einem neuen Leben ein Herzanfall ereilt hatte.
»Genau da hinten«, sagte der Blonde und deutete mit dem Daumen in das Wohnmobil. »Er war gerade dabei, die chemische Toilette zu reparieren.« Er sah Skye an. Die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos brachten sein Haar zum Glänzen und seine Zähne zum Strahlen. Er sah wirklich sehr gut aus. »Du hast doch keine Angst vor Gespenstern, oder?«
»Nein«, sagte sie und spürte, wie das Ding in ihr zuckte und sich regte, bis es gegen ihr Zwerchfell stieß. Es war kurz davor auszubrechen.
»Vor Onkel Jim brauchst du keine Angst zu haben, er war der netteste Mensch, der mir je begegnet ist. Ich wurde sogar nach ihm benannt.« Wieder lächelte er.
Dann erzählte er, dass seine Tante in einem Altenheim lebte und ihr Bruder – der Vater des jungen Jim – ihn dafür bezahlt hatte, das Wohnmobil abzuholen und in die Stadt zu bringen, wo bereits ein Käufer darauf wartete.
Jim schob eine CD in die Stereoanlage. Laute, primitive Musik dröhnte durch das Wohnmobil. »Gefällt dir das?«
Sie nickte. Die Trommeln und die hohen, klagenden Stimmen gefielen ihr tatsächlich.
»Das nennt sich Kwassa Kwassa . Kommt aus Zentralafrika. Ich war da mal ein Jahr mit dem Friedenscorps.«
Und schon plapperte er wieder drauflos, obwohl sie seine Geschichten und Scherze nicht richtig verstand und die Pointen erst recht nicht kapierte.
Die Neonlichter des Saloons blinkten verführerisch vor ihnen. »Was wollen wir da eigentlich?«, sagte er. »Da sind bestimmt nur alte Säcke und hören Country. Ich hab noch irgendwo eine Flasche. Hier ist es doch ganz gemütlich, und Musik haben wir auch.«
Ohne ihre Antwort abzuwarten, steuerte er das Wohnmobil von der Straße, parkte im Sand und schaltete den Motor ab. Dann stand er auf, zwängte sich durch die Vordersitze, nahm eine Flasche und zwei Gläser aus einem Schrank und stellte sie auf einen kleinen Klapptisch.
Skye setzte sich zu ihm. Er hob das Glas. »Cheers.«
»Cheers«, sagte sie und nahm einen Schluck. Es brannte.
Er beugte sich vor und küsste sie. Erst mit seinen vom Schnaps scharfen Lippen, dann mit der Zunge. Er schob sie in ihren Mund, und sie kam ihm ungeschickt entgegen – schließlich war sie noch neu in diesem Geschäft. Aber sie lernte schnell. Ihre Nippel im BH verhärteten sich, und sie verspürte eine angenehme feuchte Hitze in ihrem Höschen.
Jim knöpfte ihre Bluse auf und saugte an ihrer Brust, öffnete die obersten Knöpfe ihrer Jeans und legte seine heißen, harten Finger auf ihren Bauch.
Als Skye die Augen schloss, brach der Andere aus, prallte mit ihr zusammen, fegte sie zur Seite. Wieder spürte sie, was sie in jener Nacht in Gegenwart der Männer gespürt hatte – ihre Muskeln wuchsen, ihre Knochen verschoben sich in ihrem Körper. Die Verwandlung hatte begonnen.
Jim holte Luft. Sein Haar hing über seine Augen. Er schob die Strähnen mit den Fingern beiseite, sah sie an und erstarrte.
Es war ein beinahe komischer Anblick. Er machte große Augen und klappte den Mund auf und zu, als würde er auf einem Toffee herumkauen, und brachte trotzdem kein Wort heraus. Erst als er auf allen vieren in das Heck des Wohnmobils geflohen war, fand er seine Stimme wieder. »Heilige Scheiße.«
Sie richtete sich auf. Ihre Bluse dehnte sich und zerriss. Ihr Kopf streifte die Decke – wie war das möglich? –, und sie beugte sich über den Tisch. Unter dem gelben Schein der Innenbeleuchtung legte sich ihr Schatten wie eine Decke auf den verängstigten Mann.
»Was zum Teufel bist du?«, fragte er und wehrte sich – vergeblich natürlich.
Der Andere packte ihn, umklammerte sein duftendes, aromatisches Fleisch. Ihre Hand schoss an seine Kehle, schon hatte sie die Zähne in seinen Hals geschlagen. »Bitte«, flehte er, als sie ihm gerade den Kopf von den Schultern reißen wollte. »Bitte, ich habe ein Kind. Ein kleines Mädchen. Sie heißt Donna Lee.«
Sie wusste nicht wie, aber mit einem Mal sah sie – mit Blut und Haut und Fleischfetzen im Mund – das Kind vor sich. Es war zwei, vielleicht drei Jahre alt. Blond wie sein Daddy. Weiches weißes Haar umgab das lächelnde Gesicht.
Das Bild des Mädchens war wie eine Kugel des Mitleids, die den Anderen durchbohrte und
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