Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Bank herum und stellte eine Dr.-Pepper-Dose auf dem Boden ab, als er Timmy bemerkte.
Er schnappte sich die Münze mit seiner weichen rosa Hand und lachte keuchend. »Na, Kleiner, willst du deinen Dollar wiederhaben?«
Timmy kroch unter der Bank hervor und stellte sich vor den Mann, der die Münze in die Luft hielt, sodass die Sonne darauf fiel und ihn blendete.
»Da, bitte«, sagte der Mann und hielt ihm den Dollar hin. Sobald Timmy danach griff, riss er sie weg, grinste durch seine Zahnlücken, und plötzlich fing die Horrorshow an. Timmy sah den Mann splitternackt in einem dunklen Raum auf einem kleinen Jungen liegen, und dann sah er, wie der Mann den Jungen draußen in ein Loch im Boden warf.
»Timmy! Timmy!«
Daddys Stimme vertrieb die Horrorshow – und den alten Mann, der die Münze fallen ließ, schnell zu dem Bus rannte, der an der Haltestelle wartete, und von den zischenden Türen verschluckt wurde.
In dieser Nacht lag Timmy im Bett und versuchte sich einen Reim auf das Ganze zu machen. Geträumt hatte er nicht, denn er war ja wach gewesen. Was hatte er da gesehen? War er verrückt geworden? Da fiel ihm plötzlich der Name Horrorshow dafür ein. Vielleicht hatte er das aus den gruseligen Filmen, die sich seine Babysitterin Maria immer anguckte.
Irgendwann spürte er im Voraus, wenn die Horrorshow anfing, und konnte sie meistens rechtzeitig aufhalten. Doch letzte Nacht, während er aus dem Fenster geschaut hatte, hatte er zu lange gewartet. Und da hatte er Skye und Nicht-Skye gesehen.
»Timmy? Hey, Timmy!«, sagte Skye. Sie stand auf den Zehenspitzen, lächelte ihn an und klopfte gegen die Fensterscheibe des Busses, der an der Ecke vor seinem Haus angehalten hatte.
Als sie seine Hand nahm, verschwanden der Bus und die Straße und die Häuser, und die Horrorshow ließ einige Bilder in seinem Kopf auftauchen.
Er war offenbar davongerannt, denn als Skye ihn einholte und festhielt, war er schon fast zu Hause und bekam kaum noch Luft. Skye keuchte ebenfalls. »Hey, Usain Bolt, wo willst du denn so schnell hin?«
Da sah er in ihre Augen und versuchte zu lachen und nicht an die Bilder zu denken, an die ekligen, grässlichen Bilder von zerfetzten Männern, die in blutigen Stücken um ein altes Auto herumlagen und zwischen denen Skye und Nicht-Skye herumschlichen.
12
Gene Martindale war auf dem Rückweg in die Stadt. Der Tatort und die Experten von der State Police verschwanden in seinem Rückspiegel. Es war, als würde ihn seine Vergangenheit verfolgen, ihn allmählich einkreisen. Jede Straße, jeder Meter des verdorrten Landes wurde von unzähligen Geistern heimgesucht.
Eigentlich hätte er erleichtert sein müssen. Immerhin lag das Blutbad beim Roadhouse nun in der Verantwortung der State Police und der DEA.
Am Morgen war eine ganze Kolonne teurer Geländewagen aus der Stadt angerauscht gekommen. Ein Helikopter – in diesen Breiten ein seltener Anblick – hatte die Neugierigen aus ihren Häusern getrieben. Knatternd war er auf dem Sand gelandet. Ein DEA-Agent in einem schicken Anzug und Möchtegerncowboystiefeln war wie ein Actionheld aus den Staubwolken stolziert.
Kleine weiße Zelte, die eher an einen Strand gepasst hätten, wurden um die Opfer herum aufgeschlagen. Die Forensiker machten sich daran, die Leichenteile zu katalogisieren.
Der Mann von der Drogenbehörde hatte Gene ziemlich unwirsch ausgefragt. Offenbar war er beleidigt, weil sich Sheriff Milt Lavender nicht von seinem Sterbebett erhoben hatte, um persönlich anwesend zu sein. Außerdem konnte er nicht oft genug betonen, dass er schon Schlimmeres gesehen hatte, und beschrieb in allen Einzelheiten, was Kettensägen, Macheten und Fleischerbeile anrichten konnten.
Auch auf die Theorie eines Forensikers im Schutzanzug, das Ganze könnte der Überfall eines wilden Tiers sein, hatte der DEA-Agent die passende Antwort.
»Pitbulls«, sagte er. »Speziell ausgebildete Kampfhunde von jenseits der Grenze. Die können einen Menschen in Sekunden in Stücke reißen.«
Eine stille Frau mit Betonfrisur, der selbst der Wind nichts anhaben konnte, nahm Gene beiseite. Sie sprach so eindringlich auf ihn ein, dass er ihren Atem im Gesicht spüren konnte. Der Gouverneur, der gerade um seine Wiederwahl kämpfte, hätte sie geschickt. Wie es aussah, brüstete er sich im Wahlkampf damit, die Verbrechensrate im Grenzgebiet entscheidend gesenkt zu haben. Da käme es ihm äußerst ungelegen, wenn dieser Vorfall noch vor der Wahl bekannt würde.
»Chief
Weitere Kostenlose Bücher