Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
würde sie einen Schluck Kaffee trinken.
»Ich wollte dich noch was fragen, Schätzchen«, sagte Minty.
»Was denn?«, fragte Skye und spähte durch den Haarvorhang hindurch.
»Was hatte Gene mit Dellbert Drum bei Earl’s zu bereden? Ich dachte, die beiden wären Todfeinde?«
Skye zuckte mit den Schultern. »Was Berufliches, nehme ich an.«
»Dieser Drum macht mir Angst. Der tut immer so, als wäre er so dumm wie drei Meter Feldweg, dabei hat er es faustdick hinter den Ohren. Und er hat so was Grausames an sich.«
Minty wurde vom Klingeln ihres Handys unterbrochen. Sie nahm es unter der Bettdecke hervor.
»Hal – lo .«
Mintys Stimme wurde zuckersüß. Sie zwinkerte Skye zu, nahm ihren Drink und ihre Zigarette und ging in die Küche, wobei sie mit rauchiger Stimme ins Telefon flüsterte.
Skye legte sich wieder auf das große Bett. Heute Nacht würde sie wohl alleine darin schlafen. Sie schloss die Augen. Der Tag hatte sie völlig erschöpft, und fast wäre sie weggedämmert. Nicht in den Schlaf, sondern zu jenem Ort, an dem der Andere sich ruhelos schlängelte, ein rastloser Schatten in ihrem Inneren.
Sie öffnete die Augen und setzte sich auf. Ihr Herz trommelte einen panischen Rhythmus. Skye ging ebenfalls in die Küche. Dort hörte sie, wie im Badezimmer Wasser in die Wanne gelassen wurde.
»Schätzchen, ein alter Freund von mir ist auf der Durchreise. Er ist nur heute Abend in der Stadt, würde es dir viel ausmachen, wenn ich mich mit ihm treffe?«, rief sie durch die geschlossene Badezimmertür.
»Nein«, sagte Skye und machte sich einen starken frischen Kaffee. »Geh nur. Ich bin heute sowieso zu nichts mehr zu gebrauchen.«
»Morgen ist Mädchenabend, versprochen. Ich werd dich so richtig verwöhnen.«
»Okay«, sagte Skye. »Abgemacht.«
Im nächsten Augenblick überkam sie eine Orientierungslosigkeit, ein Schwindelgefühl, und sie musste sich an der Küchentheke festhalten. Dann hatte sie plötzlich schrecklichen Hunger. Nach dem Vorfall im Wohnmobil war der Andere erregt und unbefriedigt. Selbst durch den Zigarettenrauch und das parfümierte Badesalz konnte sie Mintys nacktes Fleisch riechen. Etwas, das nicht Skye war, trieb sie an. Die Gier nach Fleisch übermannte sie.
Die Badezimmertür öffnete sich. Mintys nackte Füße klatschten ins Schlafzimmer. Skye war bereits halb aus der Küche, das laute Kreischen von Mintys Föhn gellte in ihren Ohren, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt und kehrte um.
Einen Augenblick lang drückte sie ihre Stirn gegen das kalte Metall des Kühlschranks. Der Motor brummte, und die Vibrationen beruhigten sie etwas.
Minty stöckelte auf schwindelerregend hohen Absätzen in die Küche. Ihr Kleid verdeckte nur knapp das Schamhaar. Sie drehte sich um und hielt Skye den Rücken hin. Hinter dem geöffneten Reißverschluss klaffte ihr nacktes Fleisch vom Hintern bis zum Hals.
»Hilfst du mir mal, Schätzchen?«
Es war der Andere, der sich umdrehte und auf Minty zuging. Skye spürte, wie seine Kraft sie überrollte, wie ihr Körper anschwoll, wie er erwachte und die Kontrolle übernahm. Ihre Hand war beinahe auf Mintys Haut, als es an der Tür klingelte. Minty eilte lachend davon, ohne sich umzudrehen.
»Oh, das ist Donny. Er soll das machen. Ist immer gut, einem Mann zu zeigen, was man so zu bieten hat.«
In diesem Augenblick gewann Skye die Fassung zurück. Sie kämpfte dagegen an, als würde sie aus den dunklen Tiefen des Ozeans auftauchen. Ihre Beine wackelten. Schweiß stand auf ihrer Stirn.
Sie hörte das tiefe Brummen einer Männerstimme. Minty kicherte, die Haustür fiel ins Schloss, und sie war allein. Nein, nicht ganz allein. Der Andere war noch in der Nähe und konnte jeden Moment zurückkehren.
Skye drehte sich um und öffnete den Kühlschrank. Gelbliches Licht fiel auf ein rohes, bereits aufgetautes und bratfertiges Steak auf einem Teller.
Seit sie denken konnte, lebte sie vegetarisch, weil sie die Vorstellung nicht ertragen konnte, Fleisch zu essen. Das Steak, das in einer kleinen Blutpfütze schwamm, verursachte ihr Übelkeit. Trotzdem riss sie mit den Zähnen ein großes Stück davon ab und würgte, als sie das Blut auf ihrer Zunge spürte. Sie versuchte, es zu schlucken, aber sie konnte nicht. Als würde sie sich auf einer primitiven, animalischen Ebene dagegen wehren.
Als ob sie mit diesem Stück Kuhfleisch verwandt wäre.
Sie spuckte die Brocken in die Handfläche und warf sie ins Spülbecken, wo sie sie im eingebauten
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