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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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hatten.
    Dann schüttelte sie den Kopf. »Danach weiß ich nichts mehr. Irgendwann war ich zu Hause und voller Blut.«
    Er nickte, schloss die Augen und kniff mit Daumen und Zeigefinger in seinen Nasenrücken.
    »Gene, was hab ich ihnen angetan?«, fragte sie.
    Er sah sie ausdruckslos an. »Du hast sie in Stücke gerissen. Sie enthauptet. Verstümmelt. Ihr Fleisch und ihre Gedärme gefressen.«
    Zitternd legte sie die Hände aufs Gesicht. Tränen liefen über ihre Haut.
    »Damals, in der Nacht, als Ma und Pa gestorben sind, waren keine Landstreicher bei uns, oder?«
    »Nein.«
    »Ich war das?«
    »Du hast Pa getötet. Ma hatte er schon vorher umgebracht.«
    »Warum hast du gelogen, Gene? Warum hast du mich beschützt?«
    »Du hast mir das Leben gerettet und warst meine Schwester. Ich habe dich geliebt.« Die Vergangenheitsform traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. »Ich habe mir eingeredet, dass das nicht noch einmal passieren würde.«
    »Ist es aber.«
    »Ja.«
    »Was bin ich, Gene?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was du bist.« Er sah sie an, dann verlor sich sein Blick in der Dunkelheit. Als er wieder zu ihr zurückwanderte, waren seine Augen eiskalt. »Ich weiß nur eins: Hier kannst du nicht bleiben. Nicht in Timmys Nähe.«
    »Ich könnte ihm niemals etwas antun. Ich liebe ihn.«
    »Du vielleicht, aber dieses andere Ding …« Er schüttelte den Kopf. »Du wirst von hier verschwinden. Morgen früh nimmst du den Bus in die Stadt. Das ist das Beste für uns alle.«
    »Und du wirst weiter für mich lügen?«
    »Du hast mir das Leben gerettet. Das bin ich dir schuldig.«
    »Und was ist mit Drum?«
    »Alles hat seinen Preis, Skye. Und das ist eben der Preis für mein Schweigen und meine Lügen.«
    »Wann soll ich aufbrechen?«
    »Jetzt sofort. Pack deine Sachen und ruf Minty an. Sag ihr, wir hätten uns gestritten. Himmel, von mir aus kannst du ihr erzählen, dass ich ein Arschloch bin und dass du es nicht länger mit mir unter einem Dach aushältst. Hauptsache, du verschwindest.«
    Sie stand auf. Schlagartig wurde ihr schwindlig, und sie musste sich mit einer Hand auf der Stuhllehne abstützen. »Kann ich mich von Timmy verabschieden?«
    »Nein.«
    »Was wirst du ihm sagen?«
    »Da fällt mir schon was ein. Darum musst du dich nicht kümmern.«
    Am liebsten wäre sie auf die Knie gesunken, hätte ihn angefleht, ihm alles Mögliche versprochen. Aber er hatte ja recht. Jetzt verstand sie auch, weshalb sie Timmys ängstliche Schreie gehört hatte. Er war in Gefahr. Sie war die Gefahr. Er hatte sie nicht gerufen, er hatte ihren Namen geschrien. Vor Angst.
    Skye drehte sich um, ging die Stufen hinauf, sah nicht einmal zu Timmys Tür hinüber. Selbst dann nicht, als etwas ihr Herz packte und aus der Brust riss – genauso, wie sie es mit den Männern in der Wüste gemacht hatte.

17
    Der nackte Reverend Jimmy Tincup lag mit dem Rücken auf seinem Bett im Motel und beobachtete, wie sein Penis – der gerade noch, wie in den Monaten zuvor, so nutzlos wie eine Nacktschnecke auf seinem schwammigen Bauch gelegen hatte – sich aufrichtete. Die Vorhaut zog sich langsam zurück, gab die pulsierende violette Eichel frei und ihm den Glauben zurück. Die Hydraulik des in seine Männlichkeit gepumpten Blutes wurde von einer zunehmenden Gewissheit über die Existenz seines Schöpfers begleitet. Und von einem Gefühl seiner eigenen Allmacht.
    Es war ihm egal, ob das nun an der babyblauen Pille lag, die er mit Mescal direkt aus der Flasche hinuntergespült hatte (schnell verdrängte er den Gedanken an die nur allzu augenfällige Ähnlichkeit des schrumpeligen Wurms in der pissgelben Flüssigkeit mit seinem ungehorsamen Schwanz), oder an der Begierde, die er verspürte, als Marisol das Gesicht der kleinen Schlampe schminkte. Er war steif. Die Wochen der schlaffen Enttäuschung waren vorüber.
    Sein kraftloser Penis war nur ein weiteres Symptom der Abgeschlagenheit und Apathie, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Er kam sich vor wie ein Segelschiff in einer Flaute auf einem endlosen gelben Ozean. Ob es ihm wohl jemals gelingen würde, sich von dieser Depression zu befreien? Offenbar hatten ihn die Jahre der Kränkungen und Demütigungen, der Verlust seiner Jünger und seines Rufes (Tincup war inzwischen nicht mehr als ein weiterer der methkochenden Zuhälter, die dieses öde Grenzland bevölkerten) endlich eingeholt. Selbst der Vergleich mit Moses in der Wüste, der ihn sonst regelmäßig aufheiterte, verfehlte inzwischen seine

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