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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Müllschlucker zerkleinerte. Dann drehte sie den Wasserhahn auf und spülte die letzten Blutstropfen fort. Mit ekelerregender Gewissheit wurde ihr klar, dass das einzige Fleisch, das ihren Appetit lindern konnte, Menschenfleisch war.

19
    Drum entging nicht, dass der Reverend nach Muschi roch. Nach Muschi und Schnaps. Er traf ihn vor dem leeren Swimmingpool in seinem gebügelten schwarzen Anzug samt Priesterkragen an. Die Föhnfrisur war durcheinander, eine Strähne hing wie eine Henkersschlinge über dem rechten Auge. Aus Tincups Haus fiel ein rechteckiger Lichtschein, in dem der Schweißfilm auf dem geröteten Gesicht des Mannes gerade so zu erkennen war.
    Er hatte wohl eine Orgie gefeiert. Gut so, dachte Drum, der in den letzten Wochen die wachsende Frustration des Predigers sehr wohl bemerkt hatte. Eine Frustration, die seinen Verstand in einem Maß beeinträchtigt hatte, dass Drum an seiner Zurechnungsfähigkeit gezweifelt hatte.
    Der Mann, der nun einen Metallstuhl über die gesprungenen Fliesen am Beckenrand schleifte und sich daraufsetzte, wirkte dagegen wie verjüngt. Er bedeutete Drum, sich ebenfalls zu setzen. Drum winkte ab – das rostige Drahtgeflecht würde sein Gewicht kaum halten. Stattdessen ging er in die Hocke und stützte sich auf einem Knie ab. Der einsame Stern des Milky-Way-Neonschilds leuchtete bezeichnenderweise direkt über seinem Hut.
    »Hast du mit unserem Freund Martindale gesprochen?«
    »O ja, Sir. Das hab ich.«
    »Wird er kooperieren?«
    »O ja, Sir. Das wird er.«
    »Gut. Fahr mit ihm in die Stadt. Knöpft euch den Mann vor, der diesen Abschaum hierhergeschickt hat.«
    Drum wollte sich gerade eine seiner schwarzen Zigarren anzünden, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. Er starrte Tincup an, dann zwang er seine Hand dazu, das brennende Streichholz an die Zigarre zu halten. Er schüttelte es umständlich aus, damit er Zeit zum Nachdenken hatte.
    »Und was für ein Mann soll das sein, Reverend?«
    »Irgendjemand muss es ja gewesen sein.«
    »Das schon, aber könntest du vielleicht noch etwas genauer werden?«
    »Darf ich dir eine Frage stellen?«
    »Nur zu.«
    »Wenn du dieser Mann aus der Stadt wärst und deine Unterhändler runterschickst und man sie hier zu Hamburgern verarbeitet, was würdest du tun?«
    Drum überlegte. »Ich würde fähigere Leute nachschicken. Bessere Männer.«
    »Ganz genau. Und du würdest ihnen zwei Aufträge erteilen. Erstens: ihre toten Kameraden zu rächen. Und zweitens: uns noch stärker in die Mangel zu nehmen.«
    »Ich glaub, ich weiß, worauf du hinauswillst, Reverend.«
    »Drum, wir können es uns nicht leisten, diesen Vorteil nicht auszunutzen. Sag diesem Mann, dass unsere Produkte zukünftig freie Fahrt haben. Und dabei werden wir uns nicht nur auf das beschränken, was hier gekocht wird.« Er wedelte mit der beringten Hand in Richtung des heruntergekommenen Motels. »Jetzt, wo wir die Interstate unter Kontrolle haben, können wir unsere Palette erheblich erweitern – Heroin und Kokain von jenseits der Grenze? Da hast du doch Kontakte, oder?«
    »Ja, Sir, das stimmt.«
    »Hab ich mir gedacht. Also, wieso rufst du nicht mit dem Handy, das du Holly abgenommen hast, in dieser Bar an? Du wirst ein Treffen mit diesem Mann vereinbaren. Nimm Martindale mit. Er soll für den freien Zugang zur Interstate garantieren. Dass du jetzt zwei Countys in der Hand hast, wird diesem Mann sicher imponieren. Du wirst folgende Bedingungen aushandeln: sechzig Prozent für ihn, vierzig Prozent für uns.«
    Drum inhalierte. Atmete aus. »Schlechtes Geschäft.«
    »Keine Sorge, Drum. Vierzig Prozent von dem, was wir da hochschaffen, werden uns steinreich machen. Vertrau mir. Der Mann in der Stadt wird verstehen, dass du nicht gekommen bist, um ihn zu beleidigen. Sondern um Geschäfte zu machen. Er wird das Angebot annehmen.«
    »Wie sicher ist das?«
    »Sehr sicher.«
    »Dann werd ich wohl mal einen kleinen Ausflug machen.«
    »Gut.« Tincup stand auf und zerrte an seinem Priesterkragen. »Wie weit können wir Martindale vertrauen?«
    »Den hab ich an der ganz kurzen Leine.«
    »Gott sei mit dir, Sheriff. Halt mich auf dem Laufenden.«
    Der Priester ging in sein Zimmer zurück. Drum stand noch eine Weile da, starrte in die Dunkelheit, dachte an die toten Männer, die wie Landminenopfer um den alten Dodge herum verteilt gewesen waren. Dachte über Glück und Unglück nach. Aus einem der Zimmer hörte er Frauenlachen, dann das entfernte Heulen eines Kojoten. Ein paar

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