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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Ampel, die sie wie ein ewig rotes, blindes Auge anstarrte. Der Sheriff war der einzige Einwohner dieses Ortes. Das Ende der Stadt war ihm nicht ungelegen gekommen – ohne kommerzielles oder gesellschaftliches Leben hatte er alle Freiheiten, sein ärmliches County zu einem Anhängsel der gesetzlosen Slums zu machen, die jenseits der Grenze wucherten. Wo die Drogen regierten und die aufgetakelten Nutten den Fiebertraum vom Norden träumten.
    Gene hielt an. Die Scheinwerfer beleuchteten Drums Haus, das älteste Steingebäude des Ortes. Das windschiefe Dach der Veranda wurde von vier pseudogriechischen Säulen gehalten, die Läden eines der beiden Fenster neben der Eingangstür waren heruntergefallen, und die Milchglasscheibe des Dachbodenfensters hatte Sprünge. Trotzdem war das Ziegelgemäuer um einiges stabiler als seine hölzernen Nachbarn, die langsam zu Staub zerfielen.
    Gene schaltete den Motor aus, griff über Timmy hinweg und öffnete die Wagentür.
    »Komm mit«, sagte er und führte den Jungen zu dem Jeep, der in der Einfahrt stand.
    Er setzte Timmy auf den Beifahrersitz. »Ich bin gleich zurück. Du darfst niemandem aufmachen, verstanden?«
    Der Junge nickte, und Gene schloss den Wagen ab. Als er sich dem Haus näherte, war Drum gerade dabei, über den unebenen Pflasterweg zu taumeln. Der große Mann musste sich einen Augenblick lang an der Wand abstützen und Kräfte sammeln, bevor er die Schlüssel herauskramen und die Tür öffnen konnte.
    Gene folgte ihm in ein Durcheinander aus Staub und kaputten Möbeln im schwachen Licht einer nackten Glühbirne, die von der fleckigen Decke hing. Drum schnappte sich eine Flasche Wild Turkey vom Tisch, schraubte sie auf, nahm einen tiefen Schluck und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab, bevor er sich in einen abgewetzten Sessel fallen ließ. Eine Staubwolke stieg um ihn herum auf.
    »Und jetzt?«, fragte Gene.
    Drum zuckte mit den Schultern. »Jetzt muss ich die Situation neu überdenken. Wozu ich aber angesichts meiner Verwundung und meines Alkoholpegels momentan nicht in der Lage bin.«
    »Diese Männer werden die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen.«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht rückte Drum den Arm in der Schlinge zurecht. »Ich hab da so eine Ahnung, dass sie das sehr wohl tun werden. Irgendjemand wird von unserer heutigen Aktion profitieren. Andere rücken nach, und schon bald ist die ganze Sache vergessen.« Er sah zu Gene auf. »Natürlich nur, wenn ich über unsere Beteiligung Stillschweigen bewahre.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass ich noch viel mit dir vorhabe, Chief Deputy. Und mit deinem Jungen, wenn du nicht nach meiner gottverdammten Pfeife tanzt.«
    Gene spürte das Gewicht der Glock an seiner Hüfte. Einen Moment lang wünschte er sich etwas völlig Unglaubliches – so zu sein wie sein Vater. Der hätte die Waffe gehoben und das Ganze ein für alle Mal beendet.
    Vielleicht wäre es ihm noch möglich gewesen, Drum während der Schießerei in der Stadt im Kampfesrausch zu töten. Jetzt allerdings saß sein Sohn draußen in einem Jeep. Da konnte er unmöglich einen kaltblütigen Mord begehen.
    Drum grinste ihn wie ein Totenschädel an. »Bring den kleinen Rotzlöffel nach Hause und leg dich hin. Ich werde in der Zwischenzeit die Dienste eines nicht zugelassenen Quacksalbers und einer willigen Nutte in Anspruch nehmen. Morgen früh sehen wir uns wieder.« Drum nahm einen weiteren Schluck und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Träum nicht zu süß, mein Freund. Das hier ist noch lange nicht vorbei. Unsere kleine Zusam menarbeit fängt jetzt erst so richtig an, Chief Deputy.«
    Gene drehte sich um und verließ das Haus. Drum legte den Riegel hinter ihm vor. Gene stand einen Augenblick auf der Veranda und beobachtete mehrere Blitze, die am Horizont zuckten. Es würde nicht regnen. Die Wolken würden sich nach Westen verziehen, und die Dürre würde weiterhin das Grenzland heimsuchen.
    Timmys bleiches Gesicht starrte ihn vom Jeep aus an. Als er zu ihm hinüberging, hörte er das leise Schlagen einer Autotür. Gene zog die Glock und wirbelte herum. Doch es waren nicht die Meuchelmörder der Kartelle – es war Skye, die aus Mintys japanischer Schrottkarre stieg und auf ihn zukam.
    Eine völlig andere Skye, deren Kraft und Eleganz seiner Adoptivschwester gänzlich fremd gewesen waren. Obwohl er die Waffe in der Hand hielt, trat er einen Schritt zurück, als sie sich ihm näherte.
    »Nicht schießen, Gene«, sagte sie leise.

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